1:2! Kramaric erschüttert tapferen Club in Hoffenheim

10.3.2019, 17:23 Uhr
1:2! Kramaric erschüttert tapferen Club in Hoffenheim

© Sportfoto Zink / DaMa

Auch für den Rhein-Neckar-Kreis galt am Sonntag eine amtliche Wetterwarnung vor schweren Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 75 und 100 Kilometern pro Stunde. "Achten Sie besonders auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände", mahnte der Wetterdienst. In Sinsheim wurde trotzdem Fußball gespielt, dort trafen sich die TSG Hoffenheim, das laut Torschuss-Statistiken stürmischste Team der Bundesliga, und der chronisch flaue 1. FC Nürnberg, der auch in dieser Statistik den letzten Platz belegt.

Wie zu erwarten waren weder Äste noch Dachziegel die Probleme des 1. FC Nürnberg, die Hoffenheimer und der herumfliegende Ball waren besonders zu beachten, und das gelang dem 1. FC Nürnberg bei dann doch nicht so furchteinflößenden Witterungsbedingungen respektabel. Der Club begann mutig, verlor nach dem 0:1 zwar die Linie, fand sie wieder und glich durch Hanno Behrens zum 1:1 aus - verlor aber doch mit 1:2 (0:1), als mit Sebastian Kerk, Enrico Valentini und Yuya Kubo bereits drei Spieler verletzungsbedingt ausgeschieden waren.

Wer kein Glück hat, bekommt manchmal noch Pech dazu, heißt es in der alten Fußballer-Weisheit. Hoffenheims Erfolg durch zwei Tore des Kroaten Andrej Kramaric war nicht unverdient, aber den Nürnbergern wäre ein schönerer Lohn als eine nächste respektable Niederlage zu gönnen gewesen.

Ewerton klärt fair

Immerhin ein Wunsch des Trainers Boris Schommers geriet in Erfüllung, auch nach sechs Minuten standen - anders als bei den jüngsten Gastspielen in Hannover und Düsseldorf - noch alle elf Nürnberger auf dem Platz, und die ersten Irritationen lösten sich diesmal nach knapp vier Minuten sogar zu Nürnbergs Gunsten auf - als Schiedsrichter Christian Dingert einen schon verhängten Foulelfmeter auf Empfehlung des Videoassistenten zurücknahm, tatsächlich hatte Ewerton gegen Andrej Kramaric den Ball gespielt.

Die erste Torgelegenheit sah man überraschend dann gegenüber, als TSG-Keeper Oliver Baumann einen Distanzschuss von Eduard Löwen nicht festhalten konnte, aber Hanno Behrens den Abpraller nicht Richtung des gut postierten Mikael Ishak bekam (9.). Den schnellen Weg zum Tor hatten die Nürnberger im Training einzustudieren versucht, tatsächlich gelang es ihnen zunächst erfolgreich, die eigene Defensive zu entlasten, aber das Vorwärtsspiel blieb zu ungenau – und der Club geriet in Rückstand, als Dingert wieder zum Elfmeter bat.

Mathenia pariert stark - Nicht nur Kerk muss verletzt runter 

Diesmal ohne Studium der Videobilder, obwohl es sich gelohnt hätte: Patrick Erras hatte zwar versucht, seinen Arm aus der Schusslinie von Kramaric zu nehmen, aber für Dingerts Geschmack nicht überzeugend genug. Kramaric nutzte den Handelfmeter souverän zum 1:0 (24.), es war ein Wirkungstreffer, die Gäste wirkten verunsichert und hatten zweimal Glück. Erst lenkte Torwart Christian Mathenia einen Schuss von Ishal Belfodil gerade noch an den Innenpfosten (33.), dann enthielt sich der Unparteiische eines weiteren Elfmeterpfiffs, als der sehr gute Lukas Mühl den Hoffenheimer Joelinton hart an der Grenze des Erlaubten stoppte (36.).

Nürnberg musste den nach einem Kopfballduell mit Ermin Bicakcic lädierten Sebastian Kerk durch Robert Bauer ersetzen, kurz vor der Pause war es Hoffenheims Pavel Kaderabek, der nach einer Hereingabe von Nico Schulz aus fünf Metern etwa genausoweit neben das Tor schoss, der Favorit versäumte es, das Spiel gegen wiederholt unsortierte Nürnberger frühzeitig zu entscheiden.

Nach der Pause musste auch noch Enrico Valentini wegen Schmerzen im Oberschenkel passen, der im Sommer vom FC Bayern geholte Timothy Tillman kam unverhofft zu seinem Bundesliga-Debüt - aber trotzdem konnte sich der Club vom Druck der Gastgeber etwas befreien. Als Yuya Kubo Hoffenheims Verteidiger Stefan Posch düpierte und den Ball für Mikael Ishak servierte, scheiterte der Schwede noch an Baumann (54.). Aber gut fünf Minuten später führte Nürnberg den Erfolg des Trainingseifers beim Umschaltspiel perfekt vor: Steilpass Kubo, Tim Leibold von links auf Ishak, der legte für Hanno Behrens auf, der Kapitän traf aus elf Metern zum 1:1 (61.), es war sein viertes Saisontor.

+++ "Uns läuft die Zeit davon": Die Club-Stimmen nach dem 1:2 +++

Kramaric zeigt Kubo, wie's funktioniert 

Nun zeigten sich die Hoffenheimer erstaunlich verunsichert, während Nürnberg wieder mitspielte, nach Behrens’ Hereingabe riskierte Kubo sogar einen (harmlosen) Abschluss per Hackentrick (75.) – aber mit demselben Kunststückchen entschieden dann die Kraichgauer das Spiel, als auch noch Kubo verletzungsbedingt passen und Platz für Lukas Jäger machen musste. Belfodil profitierte von einem Ausrutscher Löwens, der auffällige Kramaric streichelte den Ball mit der Ferse zum 2:1 ins Tor (78.), die tapferen Nürnberger waren besiegt – beim letzten Konter in der Nachspielzeit verpasste Erras das Tor um nur eineinhalb Meter. Immerhin: Nürnberg hatte versucht zu stürmen - und das Spitzenteam des Gegners einigermaßen erschreckt, am Ende lagen sie trotzdem alle am Boden. Schwer getroffen vom Resultat.

TSG Hoffenheim: Baumann - Bicakcic, Vogt, Posch (69. Szalai) - Kaderabek, Grillitsch, Schulz - Joelinton, Amiri (72, Bittencourt) - Belfodil (85. Otto), Kramaric

1. FC Nürnberg:  Mathenia - Valentini (52. Tillman), Mühl, Ewerton, Leibold - Erras - Löwen, Behrens - Kubo (76. Jäger), Kerk (38. Bauer) - Ishak 

Tore: 1:0 Kramaric (25., Handelfmeter), 1:1 Behrens (60.), 2:1 Kramaric (78.) | Gelbe Karten: Posch, Joelinton, Grillitsch - Erras, Leibold | Schiedsrichter: Dingert (Gries) | Zuschauer: 29.015.

+++ Der Live-Ticker zum Nachtrauern +++

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