1:4! Clevere Kölner vermiesen Playoff-Start der Ice Tigers

14.3.2018, 21:49 Uhr
Ehliz lauert vergebens: Die Ice Tigers fanden im ersten Spiel der Viertelfinal-Serie zu selten den Weg vors Tor.

© Sportfoto Zink Ehliz lauert vergebens: Die Ice Tigers fanden im ersten Spiel der Viertelfinal-Serie zu selten den Weg vors Tor.

 Es war nicht zu übersehen. Grimmig dreinblickende Männer hatten es seit Tagen an Straßenecke angekündigt. Die Playoffs waren über Nürnberg gekommen. Viel mehr stand auch gar nicht auf den unzähligen Werbeplakaten, die sich seit zwei Wochen in der Stadt verteilt hatten. Playoffs, mehr muss man auch gar nicht wissen. Die Ice Tigers haben zur Erinnerung trotzdem noch ihren Slogan darunter gesetzt: Eine Stadt. Ein Team. Ein Ziel. Im ersten Akt aber wurden 6343 Zuschauer in der Arena Nürnberger Versicherung daran erinnert, dass Playoffs in dieser Stadt nicht immer für positive Assoziationen sorgen.

Die Ice Tigers haben mit dem 1:4 (1:2, 0:1, 0:1) im ersten Viertelfinalspiel gegen die Kölner Haie ihren Heimvorteil verspielt und stehen bereits am Donnerstagabend (19.30 Uhr) unter dem Druck, auf einer Zugfahrt darüber nachzudenken, wie sie ihre Fehler minimieren, entspannter auf frustrierende Situationen reagieren und zurück zu ihrer lange brach liegenden Offensivstärke finden können. Einzig Nichlas Torp, einem Verteidiger, war es am Mittwochabend gelungen, Kölns Ausnahmetorhüter Gustaf Wesslau zu überwinden.

Playoffs, dafür haben sie seit dem 1. August gearbeitet. Dafür sind sie zwischen den Übungen immer wieder Runden gelaufen, dafür haben sie diese letztlich völlig unbedeutenden 52 Spiele hinter sich gebracht, dafür sind sie zusammengestellt worden. Die Ice Tigers haben ihre Ambitionen nie verschwiegen. Diese Mannschaft will diesmal das letzte Saisonspiel gewinnen. Trotzdem muss man nach den ersten 60 Minuten feststellen, dass sie nicht auf die besondere Intensität dieser Spiele vorbereitet waren.

Die Ice Tigers begannen motiviert, zu motiviert, als sowohl Oliver Mebus als auch Tom Gilbert den Schuss von Alexander Sulzer blocken wollten, Patrick Reimer seinen Silbermedaillenfamilienmitglied Felix Schütz vor Niklas Treutle stehen ließ. Die auf das frühe 0:1 nach 158 Sekunden folgende Phase jedoch war furios, anders als in der Punkterunde nahmen die Spieler jeden Schuss, störten die etwas hüftsteife Kölner Verteidigung ungewöhnlich früh. Nach einem energischen Einsatz von Philippe Dupuis aber blieb der Puck am Pfosten liegen. Erst als es der nur aufgrund der Verletzung von Milan Jurcina eingesetzte Nichlas Torp mit einem Schuss von der blauen Linie versuchte, musste sein schwedischer Landsmann Gustaf Wesslau die Scheibe aus dem Tor holen. (10.). Dass ein Defensivspezialist lange Zeit für das einzige Nürnberger Tor gesorgt hatte, war eines der Probleme an diesem Abend.

Auf der anderen Seite kam die Nürnberger Verteidigung nicht damit zurecht, von den Kölnern körperlich unter Druck gesetzt zu werden. Brett Festerlings vermeintlich überlegter Klärungsversucht missglückte völlig. Der Puck landete bei Deutschlands Fahnenträger von der Abschlussfeier in Pyeongchang und via dem Körper eines Nürnbergers und dem Kölner Bill Thomas im Tor – 14 Sekunden vor der ersten Drittelpause. Danach begannen 20 Playoff-Minuten, wie man sie schon so oft in Nürnberg gesehen hatte. Dane Fox löffelte den Puck aus wenigen Zentimetern übers Tor (26. ). Im Power-Play zockte sich Patrick Reimer selbst aus, Ehrhoff blockte dessen Schuss, zwischen David Steckel und Gilbert hindurch glitt der Puck zu Sebastian Uvira, für den sich gerade die Strafbanktür geöffnet hatte. Uvira vollendete elegant (30.). Dass die Schiedsrichter danach Oliver Mebus und Brandon Segal wegen Nichtigkeiten hinausschickten, konnte die Ice Tigers weder auf dem Eis noch auf den Rängen beruhigen. Und mit jedem vermeintlichen Foul, mit jedem verständnislosen Blick wurden die Haie souveräner.

Mit der letzten Aktion sprang Petr Pohl Pascal Zerressen an, der Kölner revanchierte sich, indem er Pohl den Helm vom Kopf checkte. Ein Schiedsrichter stand daneben, ignorierte beide Aktionen. Es war das bezeichnende Ende eines traurigen Drittels.

Nur wurde es auch nicht mehr besser. Diese Ice Tigers scheinen Offensiv-Eishockey völlig verlernt zu haben. Köln verwaltete das Spiel, mehr war nicht mehr nötig. Wilson nahm Treutle vom Eis, Schütz stellte den Endstand mit einem Schuss ins leere Tor her (60.). 22 Stunden später geht es in Köln weiter. Patrick Köppchen, der erfahrenste unter den vielen vermeintlich routinierten Nürnbergern, hatte sich schon vor dem Spiel über diese engen Spielplan gefreut. Da müsse man nicht zu viel nachdenken. Vielleicht hatte Köppchen schon eine Ahnung.

Nürnberg: Treutle; Aronson/Festerling, Gilbert/Mebus, Torp/Köppchen, Weber - Reimer/Steckel/Ehliz, Pföderl/Mitchell/Bjorkstrand, Segal/Dupuis/Fox, Pohl/Buzas/Alanov. - Tore: 0:1 Schütz (2:38), 1:1 Torp (9:15), 1:2 Thomas (19:46), 1:3 Uvira (29:31), 1:4 Schütz (59:41/EN). - Schiedsrichter: Rohatsch/Schukies. - Zuschauer: 6343 - Strafminuten: 8 - 2

Der Live-Ticker zum Nachleiden! 

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