1. FC Nürnberg: Planspiele für den schlimmsten aller Fälle

14.4.2014, 05:56 Uhr
Dass Verbeek (re.) die Zukunft des 1. FCN mitbestimmen darf, scheint gesichert - wenn er denn mag.

© Zink / DaMa Dass Verbeek (re.) die Zukunft des 1. FCN mitbestimmen darf, scheint gesichert - wenn er denn mag.

Martin Bader steht also in der Sonne an diesem Sonntagvormittag nach dem nächsten Weltuntergang für den 1. FC Nürnberg. Diesmal war der Weltuntergang ein 1:4 beim möglicherweise bald in die Champions League zurückkehrenden, schwerreichen VfL Wolfsburg. Der Weltuntergang sieht so aus, dass Nürnberg zwar von den letzten acht Partien sieben verloren hat, dabei meist wenig überzeugend wirkte und vier Spieltage vor dem Ende auf Platz 17 steht, aber eben auch nur zwei Punkte entfernt ist von Platz 15 und damit der möglichen Rettung nach einer Saison, die nur kurios zu nennen der Sache nicht gerecht werden würde.

Gefühlslage: 4-

Nürnberg hat in der Vorrunde zunächst kein Spiel gewonnen, bald den Trainer gewechselt, danach plötzlich sehr attraktiv Fußball gespielt, aber bis Weihnachten weiterhin kein Spiel gewonnen. Dann kam die Winterpause, zudem die ersten Verletzten, Nürnberg spielte nicht mehr ganz so attraktiv, gewann aber vier von fünf Spielen, musste weitere Verletzte verkraften und stürzte in der Tabelle wieder auf Platz 17, weil eine Mannschaft, die zu einem nicht unerheblichen Teil aus eigentlich für die Ersatzbank vorgesehenen Spielern bestand und besteht, auf einmal der Tatsache gewahr wurde, dass es nach diesem schönen Start ins Jahr 2014 doch wieder etwas zu verlieren gibt.

Dass nebenbei noch ein neuer Bundesliga-Rekord in Sachen Pech mit Pfosten- und Lattentreffern aufgestellt wurde, spielt da schon fast keine Rolle mehr. Selbst für Nürnberger Verhältnisse blickt man beim Club jetzt schon auf eine Spielzeit mit ungewöhnlich vielen Aufs und Abs zurück. "Man darf mir das am Ende gerne alles vorwerfen“, sagt Bader. Selbst die Pfostenschüsse und die Verletzten, meint er.

Vor allem darf man das dann, wenn am Ende der Weltuntergang steht, deshalb der Trainer nichts taugt und der Sportvorstand schon gar nicht. Wenn dann alle zetern und schimpfen: Alle raus, alles neu. Wenn also alles so schlimm kommt, wie es jetzt schon abzusehen ist. Oder, um es mit Martin Bader zu sagen: "Der 1. FCN ist für die meisten schon abgestiegen.“

Was bleibt, ist die Hoffnung. „Die offizielle Gefühlslage ist 4-“, sagt Bader, „das ist nicht ausreichend, aber eine Gefühlslage innerhalb einer Woche zu korrigieren, ist im Fußball eben möglich.“ Soll heißen: Ein Sieg am Sonntag gegen Bayer Leverkusen und alles wäre plötzlich nicht mehr ganz so düster, der Trainer müsste vielleicht doch nicht weg, der Sportvorstand dürfte vielleicht auch bleiben. „Es geht darum“, sagt Bader mit Blick auf die letzten vier Spiele, „dem Letzten zu zeigen, dass dieser Verein in der Lage ist, sich zu wehren."

Dass in dieser Hinsicht die Zweifel überwiegen, weiß Bader natürlich auch: „26 Punkte sind, egal in welcher Zusammensetzung, zu wenig.“ Deshalb wird sich an der Zusammensetzung des 1. FC Nürnberg in der kommenden Spielzeit einiges ändern - egal, in welcher Liga man dann antreten wird. „So eine Saison mit diesen negativen Ausschlägen hat auch personelle Konsequenzen“, sagt Bader.

Soll heißen: Spieler, denen jetzt gezwungenermaßen vertraut wird, die dieses Vertrauen aber nicht rechtfertigen können, werden ihre fußballerische Zukunft eher nicht in Nürnberg verbringen. Es existiert eine Streichliste am Valznerweiher, und man liegt wohl nicht gänzlich falsch, wenn man auf dieser Liste unter anderem die Namen von Robert Mak, Tomas Pekhart oder Berkay Dabanli vermutet.

Dass Gertjan Verbeek die Zukunft des 1. FCN mitbestimmen darf, scheint hingegen gesichert - wenn der Niederländer denn mag. Der Trainerwechsel, sagt Bader, wird intern auch unter den Eindrücken der letzten Wochen noch als richtig betrachtet: „Ich habe selten einen Trainer erlebt, der sich so sehr mit diesem Verein beschäftigt, der sich so sehr mit Details beschäftigt. Gertjan Verbeek gibt uns Grund zur Annahme, dass er erfolgreich arbeiten kann.“

Seinerseits will der Verein dem Trainer Grund zur Annahme liefern, dass man in Nürnberg auch nach einem Abstieg erfolgreich arbeiten kann. Ein Abstieg würde den Verein zwar viel Geld kosten, existenzbedrohend — wie man das unter anderem aus Hamburg mit Blick auf einen HSV in der 2. Liga hört - wäre es aber nicht, wenn es nicht mehr klappt mit dem Sprung auf Platz 15 oder einem Sieg in den Relegationsspielen.

"Ein Abstieg wäre schlimm"

„80 bis 90 Prozent der Spieler haben einen Vertrag für die 2. Liga und das ist auch durchfinanziert“, sagt Bader, „aber ich kann die Jungs ja nicht aus der Verantwortung nehmen und sagen: Ein Abstieg wäre nicht so schlimm. Es wäre schlimm.“ Furchtbar wäre ein Abstieg also, Perspektiven gäbe es dennoch. „Wir hätten eine Mannschaft, die die Qualität hat, wieder aufzusteigen“, sagt Bader. Einen Manager, der die Qualität hat, hätte man dann auch noch. Natürlich, sagt Bader, würde er nach einem Abstieg bleiben wollen: „Ich übernehme die Verantwortung.“

Ob er die Verantwortung in der 2. Liga übernehmen darf, hat Bader nicht zu entscheiden, sondern der Aufsichtsrat. Der müsste bei einem negativen Votum einen anderen finden, dem die, die gerne schimpfen, alles vorwerfen dürfen. Gut wäre einer, der auch für das Wetter verantwortlich wäre. Es soll ja jetzt wieder kälter werden.

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