"110 Prozent Einsatz": HCE will auch gegen Stuttgart siegen

10.3.2018, 12:08 Uhr
Beinahe ein Fußballer, jetzt ein Eigengewächs des HC Erlangen: Linksaußen Christopher Bissel.

© Sportfoto Zink / OGo Beinahe ein Fußballer, jetzt ein Eigengewächs des HC Erlangen: Linksaußen Christopher Bissel.

Nein, das Veilchen unterm linken Auge, das haben sie Christopher Bissel nicht hingeschminkt, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Das mit dem "überdurchschnittlichen Fleiß und Ehrgeiz" (Geschäftsführer René Selke), mit den "immer 110 Prozent Einsatz" (Trainer Adalsteinn Eyjolfsson), das hätten alle, die sich mit dem Handball des HC Erlangen befassen, auch ohne das blaue Auge sofort unterschrieben. 

Aber Christopher Bissel steht nicht nur für gelebten Kampf und große Leidenschaft, der 22-Jährige nimmt im Verein auch eine besondere Vorbildfunktion ein: Als derzeit einziger echter Erlanger hat er den steinigen Weg durch die Jugend über die Reserve bis in den Bundesligakader genommen. Die Vertragsverlängerung war deshalb ein logischer Schritt. Dabei wäre er um ein Haar überhaupt gar nicht beim Handball gelandet. 

Bis zur C-Jugend Fußball 

Bis zur C-Jugend spielte Bissel Fußball für den FSV Erlangen-Bruck, "so richtig hatte ich auf Handball am Anfang gar keinen Bock". Ein Freund des Vaters hatte ihn zum Training eingeladen, "das habe ich relativ lange vor mir hergeschoben". Irgendwann vor zwölf Jahren ging das dann nicht mehr und Bissel gefiel es gleich so gut in der Hiersemannhalle, dass er keinen Bock mehr auf Fußball hatte. 

"Chrissi ist ein Musterbeispiel, was man mit Fleiß und Ehrgeiz, aber auch Bescheidenheit erreichen kann", sagt René Selke, "er hat immer härter als andere an sich gearbeitet". Auch, weil er es musste. Als Sohn des Aufsichtsratsvorsitzenden Carsten Bissel dichteten ihm nicht wenige einen Obolus an, belächelten seine Aufnahme in den Profikader. Das beantwortete Bissel auf seine Art: nicht mit markigen Sprüchen, sondern mit überdurchschnittlich harter Arbeit, die zu einer rasanten Entwicklung führte. Kein Fachmann zweifelt zweieinhalb Jahre später mehr an seiner Tauglichkeit. 

Eyjolfsson will auch gegen Stuttgart siegen

Nicht nur die Oberarme sind bundesligareif geworden, sondern auch sein Zupacken in der Abwehr, sein hohes Tempo im Umschaltspiel und seine Torquote – derzeit übrigens die beste aller HCE-Außenspieler. Da zählen immerhin Europameister Johannes Sellin oder Martin Stranovsky dazu, lange Zeit aufgrund seines enormen Wurfrepertoirs als einer der besten Linksaußen der Welt gehandelt. "Zu Martin schaue ich immer auf, man kann so viel von ihm lernen", sagt Bissel. Verschweigt allerdings, dass er den 33 Jahre alten slowakischen Nationalspieler zuletzt immer öfter auf die Bank verdrängte. 

Die Aufgaben für den Jurastudenten, der sich "vor zweieinhalb Jahren noch jede einzelne Einsatzminute hart erkämpfen musste", so Selke, werden größer werden: Stranovsky verkündete nach vier Jahren beim HC Erlangen seinen Abschied, er wird sich in der Heimat Tatran Presov anschließen. 

Für Samstagabend, wenn der abstiegsbedrohte TVB Stuttgart um 20.30 Uhr (Live-Blog auf nordbayern.de) in die Arena kommt, will hingegen Adalsteinn Eyjolfsson an den Auswärtssieg in Gummersbach anschließen: "Das war die beste Partie der Saison bislang, wir haben sehr konstant gespielt", so der Coach. "Es wird sehr interessant für mich werden, ob wir den Auftritt bestätigen können." Es fehlt lediglich der langzeitverletzte Nicolai Theilinger, der am Mittwoch erstmals wieder voll mit dem Team trainierte. Christopher Bissel ist einsatzfähig – ein blaues Auge hält ihn jedenfalls nicht vom Handballspielen ab.

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