2:5-Pleite! Rouen ruiniert Nürnbergs Europa-Träume

16.10.2018, 22:13 Uhr
Diese Pleite hat gesessen: Völlig überraschend sind die Thomas Sabo Ice Tigers in der CHL-Gruppenphase ausgeschieden.

© Sportfoto Zink / ThHa Diese Pleite hat gesessen: Völlig überraschend sind die Thomas Sabo Ice Tigers in der CHL-Gruppenphase ausgeschieden.

Die Reise hatte Mitte Mai in Kopenhagen begonnen. Und bereits kurz nach dem die Gruppe F ausgelost war, war auch der Plan klar. Vielleicht ein Pünktchen gegen Kärpät Oulu, ein Sieg gegen Mountfield Hradec Kralove, vor allem zwei Siege gegen den französischen Meister. In diesem ewigen Spätsommer schien der Plan dann aufzugehen: Acht Punkte hatte der DEL-Halbfinalist in den ersten vier Partien gesammelt, einer fehlte noch, da standen aber eben auch nur noch die beiden Spiele gegen die Rouen Dragons an. Klare Sache, oder?

Pfiffe zum Abschied 

Nach dem fünften von sechs Dritteln gegen den auf dem Papier klar unterlegenen Klub aus der Normandie wurden die Ice Tigers dann mit Pfiffen in die Kabine verabschiedet. Das Publikum hatte nach dem Trainerwechsel und den zuletzt so schwachen Darbietungen die Geduld verloren. 20 Spielminuten später war Nürnberg ausgeschieden. Das verdiente 2:5 gegen Rouen war der vorläufige Tiefpunkt einer sportlichen Krise, wie sie der Klub seit sechs Jahren nicht mehr erlebt hat. Unter dem Dach erlebten 20 Franzosen den Abend ihres Eishockey-Fan-Daseins. Ihre Mannschaft hatte für die Sensation der Gruppenphase gesorgt. Die Ice Tigers wurden wieder mit Pfiffen verabschiedet.

Der Tag hatte so verheißungsvoll begonnen. Nach dem Anschwitzen am Vormittag hatten sich Brandon Segal und Dane Fox selbst gesund geschrieben. Allein Verteidiger Oliver Mebus und Petr Pohl, mit dessen Rückkehr ohnehin niemand mehr rechnet, verblieben auf der Verletztenliste. Kurzfristig fehlte noch Brett Festerling mit Leistenproblemen. Erstmals sieben Verteidiger und dreizehn Stürmer sollten aber ausreichen, um die theoretische Überlegenheit in die Praxis umzusetzen. Tatsächlich waren Segal und Fox in der Anfangsphase die auffälligsten Nürnberger, ein gutes Zeichen war das allerdings nicht unbedingt.

Nervöse Hausherren

Nürnberg griff selten zwingend an und wirkte im Aufbau wie zuletzt immer nervös. Die Führung der Gäste (Torhüter Niklas Treutle und Tom Gilbert hatten sich vor Alex Aleardis Power-Play-Treffer gegenseitig behindert, 12. Minute) konterte Shawn Lalonde immerhin noch: Sein platzierter Schlagschuss war das Ergebnis eines ungewohnt schnellen Passspiels in Überzahl (15.). Sicherer wurde das Auftreten der Ice Tigers nicht.

Im Gegenteil: In der Schlussminute des ersten Abschnitts bettelte die Verteidigung um einen zweiten Treffer. Eine Drittelpause später wuchs das Selbstvertrauen der Gäste mit jedem Nürnberger Fehler. Dabei durften sich die Ice Tigers zunächst im Power-Play versuchen, blieben dabei aber völlig harmlos – zumindest für das gegnerische Tor. Rouen war bereits wieder komplett, als Patrick Reimer den Puck verlor, ihn keiner absicherte und Loic Lamperier seine zweite Chance zum 2:1 nutzte (25.). Danach bemühte sich Nürnberg, gefährlicher aber blieben die Franzosen, die nur darauf warteten, dass ihre Gegner falsche Entscheidungen trafen. In Überzahl profitierte Michel Miklik davon, dass Lalonde in der Rundung die Orientierung verloren hatte, auch Milan Jurcina hinter dem Tor verteidigte und Reimer kein versierter Zweikämpfer vor dem Tor ist (35.). Dieses 1:3 schien den Ice Tigers jegliches Zutrauen in die eigene Leistungsfähigkeit genommen zu haben.

In der zweiten Pause stellte Martin Jiranek um, für Struktur sorgte das zunächst überhaupt nicht. Brandon Buck und Leo Pföderl hatten ordentliche Chancen. Aber erst als Eugen Alanov einen Schuss von Dane Fox abfälschte, kehrten Hoffnung und Lautstärke in die Arena zurück (50.). Reimer legte Pföderl mehrere Chancen auf, alleine der Tölzer Torjäger, dessen von der Bildzeitung vermeldeter Wechsel nach Berlin weitere Unruhe in den Klub gebracht hatte, hätte die Ice Tigers retten können. Rouen aber hatte sich noch einen einstudierten Spielzug aufgespart, elegant nahmen Florian Chakiachvili und Nicolas Deschamps (bereits beim 2:4 in Rouen zweifacher Torschütze) das Nürnberger Quartett auseinander (55.). Ein schönes Tor, ein bitteres Tor. Am 6. November, zum Hinspieltermin des CHL-Achtelfinales, haben die Ice Tigers frei. Am Freitag (19.30 Uhr) geht es in Iserlohn weiter.

Nürnberg: Treutle; Gilbert/Aronson, Lalonde/Bender, Jurcina/Weber, Stephan – Brown/Buck/Bast, Reimer/Acton/Weiß, Pföderl/Dupuis/Alanov, Segal/Bassen/Fox.

Rouen: Pintaric; Roy/Chakiachvili, Langlais/Dusseau, Makinen/Brodeur, Reynaud – Aleardi/Guttig/Deschamps, Miklik/Koivisto/Caron, Thinel/Ritz/Lamperier, Nesa/Colotti/Bedin.

Tore: 0:1 Aleardi (11:10/5-4), 1:1 Lalonde (14:50/5-4), 1:2 Lamperier (24:14), 1:3 Miklik (34:38/5-4), 2:3 Alanov (49:40), 2:4 Deschamps (54:37/4-4), 2:5 (59:49/EN).

Schiedsrichter: Benvegnu (Italien), Kopitz (Iserlohn). - Zuschauer: 4031. - Strafminuten: 6 – 10.
 

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