2:7! Zornige Schweden zügeln die Sturm-Schützlinge

6.5.2017, 22:36 Uhr
2:7! Zornige Schweden zügeln die Sturm-Schützlinge

© dpa

Der Freitag war beinahe schon zum Samstag geworden, da wurde Marco Sturm gefragt, ob der schwedische Stil seiner Mannschaft nicht vielleicht doch etwas weniger liegen könnte als der US-amerikanische. Der Bundestrainer lächelte, sagte, dass das schon sein könne und verließ den großen Pressekonferenzsaal der Lanxess Arena in Köln, um sich der Vorbereitung des Spiels gegen Schweden zu widmen.

Die Welle im Wohnzimmer

22 Stunden später brandete die Welle durch Deutschlands herrliches Eishockey-Wohnzimmer und alle machten mit. Basti Schwele, der Fernsehmoderator, die besonders wichtigen Menschen trotz ihrer gepolsterten Sessel, die deutschen Fans aus Stolz auf ihre Mannschaft und die schwedischen Fans aus Respekt vor der bis dahin unerwartet starken Leistung des verlässlichen Punktelieferanten von einst.

25 Minuten später war dann doch alles ganz anders gekommen. Mit 2:7 (1:1, 1:3, 0:3) deklassierten die Schweden die Mannschaft des Gastgebers – ganz einfach, weil sie es so wollten.

Es hat dann doch nicht annähernd gereicht, zu einem zweiten überraschenden Ergebnis bei dieser 81. Eishockey-WM. Auf die Welle folgten zwei schwedische Treffer. Im Schlussdrittel brach die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm vollkommen zusammen. Zumindest 35 Minuten war die deutsche Mannschaft die nominell stärksten Auswahl des Turniers auf die Nerven gegangen. Den glücklichen, weil vom gebürtigen Nürnberger Gerrit Fauser abgefälschten Führungstreffer durch Oliver Ekman-Larsson (7. Minute) konterte der Klub-Kölner Patrick Hager (17.) ebenso souverän wie der ebenfalls bei den Kölner Haien angestellte Düsseldorfer Philip Gogulla (26./Power-Play) das 2:1 durch Victor Rask (21.).

Deutsche Provokationen

Die Schweden hätten sich nach der Penalty-Niederlage gegen Russland vom Freitag zwar einen weiteren Punktverlust erlauben können, wollten diesen Fehlstart aber offensichtlich unbedingt vermeiden. Dazu kam, dass die Deutschen ihre Gegner gehörig provoziert hatten.

Reimer fälscht ab, Ehliz probiert's allein, Hager trifft

Bereits im ersten Drittel kam es zu mehreren Rudelbildungen, beide Mannschaften tauschten versteckte Stockschläge aus – auch das klare Zeichen, dass es selten so ausgeglichen zwischen diesen beiden ungleichen Eishockey-Nationen zugegangen war. Der neunmalige Weltmeister begann wütend, deckte den erneut formidablen Thomas Greiss mit Schüssen ein – dass der eher ungefährliche Schlenzer von Ekman-Larsson via Fauser zum Erfolg führte, war die Ironie dieser Anfangsphase, in der die Deutschen wenige, aber vielversprechende Chancen hatten. Ice Tigers-Kapitän Patrick Reimer fälschte einen Schuss gefährlich ab. Yasin Ehliz, der zweite Nürnberger, versuchte es mit einer feinen Einzelleistung, kurz bevor es Hager noch ein bisschen besser machte.

Erstaunlich war, wie unbeeindruckt das DEB-Team nach dem ersten Seitenwechsel auf das schnelle 1:2 reagierten. Als Rask nach einem feinen Pass von Victor Hedman traf, lag Elias Lindholm, Rasks Teamkollege bei den Carolina Hurricanes, bereits auf dem Eis. Marcus Kink hatte ihm seinen Schläger in die Kniekehle gedroschen. Eine hässliche Aktion, die nicht geahndet wurde, die aber weiter dazu beitrug, dass sich die Schweden nicht allein mit Eishockey beschäftigten. Besonders Gabriel Landeskog suchte danach immer wieder Kinks Nähe. Die nächsten Fouls leisteten sich allerdings seine Kollegen Carl Klingberg und Ekman-Larsson. Das zweite Power-Play nutzte Gogulla per Nachschuss.

Und dann wird's derb

Damit aber war es Schluss mit lustig. Marcus Kruger zog unwiderstehlich zum deutschen Tor, scheiterte noch an Greiss – Linus Omark, ein herausragender Künstler auf Kufen, staubte schnöde zum 2:3 ab (36.). 2,5 Sekunden vor dem erlösenden Ende des zweiten Drittels profitierte Verteidiger Jonas Brödin noch von der herrlichen Vorarbeit William Nylanders.

Zufrieden waren die Schweden damit noch lange nicht, in nur 119 Sekunden erhöhten Landeskog (50.) und der überragende Nylander (51., 52.) auf 2:7. Danach durfte Thomas Greiss Feierabend machen. Der Torhüter wird am Montag (16.15 Uhr/Sport1) gegen Russland wieder gebraucht. Das System des Rekordweltmeisters sollte Deutschland wieder besser liegen.

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