4:1 gegen Aue! Doppelter Möhwald glänzt bei Club-Sieg

2.2.2018, 20:23 Uhr
Wer's hart kann, kann's auch soft: Club-Kreativkraft Kevin Möhwald traf gegen Aue zweimal.

© Sportfoto Zink / DaMa Wer's hart kann, kann's auch soft: Club-Kreativkraft Kevin Möhwald traf gegen Aue zweimal.

Die Regie hatte es ungefähr so vorgesehen: Gäste aus Aue, die wehrhaft ihr Tor verbarrikadieren, gegen Nürnberger, die sich an diesem Bollwerk abarbeiten. Gelegentlich nimmt sich die Dramaturgie beim Fußball zwar Freiheiten, diesmal aber sah man tatsächlich etwa das Erwartete – und einen sich stetig steigernden 1.FC Nürnberg, dem es gelang, die nötige Balance zu finden.

Mit einem 4:1 (1:0)-Erfolg über den FC Erzgebirge festigte der Club den zweiten Zweitliga-Platz, Disziplin, Zielstrebigkeit und Geistesblitze in entscheidenden Momenten machten den Unterschied, schön herausgespielte Tore und eine schwungvolle zweite Halbzeit bescherten der Vorführung sogar einigen Unterhaltungswert.

Angelassen hatte sich die Angelegenheit befürchtet zäh, weil die Nürnberger zwar versuchten, der ihnen zugedachten Rolle gerecht zu werden, aber dabei immer wieder in Ansätzen stecken blieben. Was zunächst zu erwarten stand, ahnte man, als sich Nürnbergs Abwehrstratege Ewerton und Fabian Bredlow am doppelten Doppelpass versuchten – am eigenen Strafraum; die Suche nach freien Fluren gestaltete sich schwierig. Kapitän Hanno Behrens ging wiederholt die weiten Wege nach vorn, kam aber entweder einen Schritt zu spät oder in nur wenig aussichtsreiche Abschlusspositionen.

Die gut geordneten Sachsen verstanden es eine Halbzeit lang, die Nürnberger fern genug vom eigenen Tor zu halten – zwar meist auf Kosten des eigenen Vorwärtsspiels, aber das war einkalkuliert, Aue musste sich nicht dazu berufen fühlen, zur Unterhaltung des wieder einmal eher spärlich erschienen Publikums beizutragen. Lediglich Pascal Köpke, dessen torhütender Vater es in Nürnberg einst zu Weltruhm brachte, sorgte für eine kleine Schrecksekunde, kam aber einen Schritt zu spät gegen Bredlow.

Der blieb bis zur Pause ansonsten unterbeschäftigt, aber im Tor gegenüber musste sich Aues treuer Routinier Martin Männel auch nicht sonderlich verrenken – bis zur 37. Minute, aber da halfen ihm auch seine über Jahre erwiesenen Fangkünste nichts. Als die Nürnberger Bemühungen erste Züge einer leichten Verlegenheit annahmen, glückte ein kleiner Geniestreich.

Volltreffer und Jubiläums-Tor

Der Angriff über die linke Seite schien schon ein weiteres Mal versandet, als der Ball rechts bei Enrico Valentini ankam. Der bediente Neuzugang Federico Palacios Martinez, dessen Rückpass Kevin Möhwald zu einem Volltreffer nutzte – direkt mit rechts aus 18 Metern, unhaltbar schlug die Kugel zum 1:0 ein (37.), das 500. Zweitliga-Tor der Saison war eines der schönsten.

Noch vor der Pause hätte es 2:0 heißen können; Mikael Ishak spekulierte zwar mit Erfolg auf einen weiten Ball von Eduard Löwen, schien aber trotzdem überrascht, als er frei auf einmal vor Männel stand und scheiterte immerhin kunstvoll oder wenigstens pirouettenreich am Torwart.

Dass die Anwesenheit einer gegnerischen Mannschaft beim Fußball alles kompliziert macht, hatte schon Jean-Paul Sartre festgestellt, in Anlehnung an den Existenzialisten hatte Michael Köllner geahnt, was seinen Club erwartet, denn "komischerweise stehen immer elf Gegner auf dem Platz" (wie Nürnbergs Trainer vorher richtig vermutet hatte).

Das war im zweiten Abschnitt natürlich nicht anders, aber Köllner hatte auch bei der Halbzeitansprache offenbar die richtigen Ideen – es dauerte jedenfalls keine Minute, ehe eine Neuauflage des hübschen Zusammenspiels zwischen Möhwald und Palacios Martinez die elf Gegner überrumpelte. Ishak erkämpfte sich die Kugel gegen Mario Kvesic, nach feinem Doppelpass mit Palacios Martinez schloss Möhwald aus acht Metern zum 2:0 (46.) ab, auch sein fünfter Saisontreffer war sehenswert geraten.

Nürnberger Reifeprüfung

Die Strategie der Gäste hatte sich damit erledigt, Aue musste die Defensive lockern und versuchen, sich nach vorne zu orientieren, was auch gelang, aber umgekehrt dem Club mehr Freiheiten beim Angreifen gestattete. Ishak und Behrens per Kopf scheiterten dabei am starken Männel, der aber ein weiteres Mal machtlos war, als Patrick Erras per Kopf nach Valentinis Eckball das wieder sehr ansehnliche 3:0 (71.) gelang – gefolgt allerdings prompt vom 1:3, als Cebio Soukou eine Unaufmerksamkeit des Defensivverbunds nutzte (72.).

Lange hielt der Schreck nicht an, weil Köllner erneut die richtige Eingebung hatte. Palacios Martinez bediente den gerade eingewechselten Tobias Werner, der über halbrechts mit seinem ersten Ballkontakt zum 4:1 abschloss. Am Ende war es sogar ein bisschen mehr als ein Sieg nach strategischem Plan – auch ein Beleg für den Reifeprozess eines Teams, das mit viel Beifall entlassen wurde.

1. FC Nürnberg: Bredlow - Mühl, Ewerton, Löwen (82. Petrak) - Valentini, Erras, Leibold - Behrens, Möhwald (75. Werner) - Palacios (89. Stefaniak), Ishak 

Erzgebirge Aue: Männel - Rapp (63. Kalig), Wydra, Cacutalua - Strauß (72. Rizzuto), Kempe - Tiffert, Fandrich - Soukou, Kvesic (56. Munsy), Köpke

Tore: 1:0 Möhwald (37.), 2:0 Möhwald (46.), 3:0 Erras (71.), 3:1 Soukou (72.), 4:1 Werner (76.) | Gelbe Karten: keine | Schiedsrichter: Pfeifer (Heusenstamm) | Zuschauer: 24.451.

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