4:1 gegen München! Reimer regelt's bei der Reinprecht-Party

7.12.2018, 19:47 Uhr
Kollektiver Jubel! Die Ice Tigers feiern einen furiosen Heimsieg gegen das Spitzenteam aus München.

© Sportfoto Zink / ThHa Kollektiver Jubel! Die Ice Tigers feiern einen furiosen Heimsieg gegen das Spitzenteam aus München.

Nach 54 Sekunden wurde es schrill in der ausverkauften Arena. Seine Schlittschuhe hatten das Eis noch nicht berührt, da wurde der Münchner Spieler mit der Nummer 42 bereits inbrünstig ausgepfiffen. Das sollte sich an diesem Abend jedes Mal wiederholen, wenn er wieder eingewechselt wurde. Und schon zum ersten Bully war klar, dass sich der Wunsch vieler, an diesem Abend das Eishockey an sich und Steven Reinprecht im Besonderen zu feiern, nicht erfüllen würde. In seiner Dankesrede hatte der 42 Jahre alte Kanadier zwei Spieler erwähnt, Patrick Reimer und den Außenstürmer, der mittlerweile das Münchner Trikot mit der Nummer 42 trägt. In dieser ansonsten maximal würdevollen Zeremonie waren die Pfiffe gegen Yasin Ehliz der einzige Misston.

Den Wechsel zum EHC München nach seinem Scheitern in Nordamerika hätten ihm die Fans der Thomas Sabo Ice Tigers vielleicht noch verziehen, nicht aber seine unglücklichen Aussagen danach. Die Pfiffe waren erklärbar, völlig niveaulos hingegen beleidigende Sprechchöre einer Minderheit gegen den Spieler, der in seinen sieben Jahren Nürnberg an der Seite von Reinprecht und Reimer erst zum Publikumsliebling und dann zum Nationalspieler wurde. So unschön manche Exzesse an diesem prallen Eishockey-Abend jedoch waren: Die feindselige Stimmung war zusammen mit der Rückkehr der Familie Reinprecht genau das, was die Ice Tigers brauchten. So konzentriert, so bissig, schlicht so gut wie bei diesem 4:1 (3:1, 0:0, 1:0) gegen den amtierenden Meister hat man die zuletzt leise vor sich hinkriselnde Mannschaft in dieser Saison noch nicht gesehen.

Überraschend ist das nicht. Die Vorgeschichte verlangte nach einem großen Eishockey-Spiel. Und weder die Ice Tigers noch der unter der Woche noch in der Champions Hockey League (2:1 gegen Malmö im Viertelfinalhinspiel) beschäftigte EHC München enttäuschte. Daniel Weiß hatte bereits im ersten Vorstoß die Chance aufs sehr frühe 1:0, Leo Pföderl sprang der Puck danach in hohem Bogen auf seine Kelle, von dort aus aber nicht ins Tor. Kurz danach führten die Gäste: Im Power-Play prallte die Scheibe denkbar unglücklich auf den Schläger von Maximilian Kastner, der dem ehemaligen Münchner Niklas Treutle keine Abwehrchance ließ (5. Minute).

München bestimmend, aber nicht gefährlich

19 Sekunden, eine geahndete Behinderung von Andrew Bodnarchuk und einen Nachschuss von Leo Pföderl später stand es 1:1 (6.). Zumindest die ersten 20 Minuten spiegelten sich in diesen 19 Sekunden: Nürnberg bestimmte das Tempo, München, im DEL-Alltag die schnellste Mannschaft der Liga, versuchte mitzuhalten. Für den ruhig herausgespielten Schuss von Chad Bassen war die Hintermannschaft des Meisters jedoch zu langsam (9.), ebenso wie für den geistesgegenwärtigen Nachschuss von Brandon Segal (15.), den erst ein Puckverlust von Ehliz möglich gemacht hatte. In der 17. Minute sangen die Fans: „Siehst du, Yasin, so wird das gemacht.“ Natürlich war das viel zu früh.

Nach dem ersten Seitenwechsel bestimmte München das Geschehen, war dabei nicht wirklich gefährlich – Dane Fox (26.) und Daniel Weiß (28.) hatten die besseren Chancen. Aber es zeigte sich, dass die Ice Tigers noch nicht wieder so stabil waren, wie man das zu Reinprechts Zeiten gewohnt war. Die Reifeprüfung sollte im Schlussdrittel folgen. Die Ice Tigers überstanden die völlig überflüssigen Strafzeiten, die sich Dane Fox so lange gönnte, bis ihn Martin Jiranek auf der Bank sitzen ließ. Sein Offensivengagement hatte Nürnberg derweil weitgehend eingestellt, die Ice Tigers beschränkten sich aufs Schüsse blocken und verteidigen. Die beste Chance hatte trotzdem der sehr präsente Pföderl, sein Schuss prallte von der Latte zurück (47.). In Unterzahl rettete gegen Matt Stajan spektakulär die Führung. Auf der anderen Seite traf Reimer (57.) und vor einer Loge applaudierte Steven Reinprecht.

Wie viel dieser Sieg wert ist, von den wichtigen drei Punkten abgesehen, wird sich aber wohl erst am späten Sonntagabend nach dem Gastspiel in Straubing (19 Uhr) zeigen. Ohne Yasin Ehliz und ohne die Familie Reinprecht, die am Montag ihre zweite Heimat ein zweites Mal verlassen wird.

Nürnberg: Treutle; Festerling/Aronson, Weber/Gilbert, Lalonde/Bender, Mebus – Pföderl/Weiß/Reimer, Fox/Dupuis/Segal, Mieszkowski/Acton/Brown, Wenzel/Bast/Bassen. - Tore: 0:1 Kastner (4:47), 1:1 Pföderl (5:06), 2:1 Bassen (8:59/6-5), 3:1 Segal (14:49), 4:1 Reimer (56:03/5-4). - Schiedsrichter: Hoppe/Schrader. - Zuschauer: 7672 (ausverkauft). 

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