4:1 gegen Wolfsburg! Die Ice Tigers bleiben ganz oben

22.1.2017, 21:19 Uhr
Leo Pföderl war gegen Wolfsburg einer der Nürnberger Sieggaranten.

© Sportfoto Zink / MaWi Leo Pföderl war gegen Wolfsburg einer der Nürnberger Sieggaranten.

Die sind auch weiterhin die beste Mannschaft der Deutschen Eishockeyliga (DEL). Beim 4:1 gegen EHC Wolfsburg sorgte der unangenehme Dauergegner nicht für die einzige Herausforderung für den Spitzenreiter.

Rob Wilsons Prioritätenliste war übersichtlich: Das 5:2 gegen Düsseldorf? Geschichte. Das Bild der Tabelle der Deutschen Eishockeyliga (DEL) mit Nürnberg als neuem Spitzenreiter? "Werde ich mir sicher nicht übers Bett hängen." Und die mögliche Qualifikation für die Champions Hockey League? "Interessiert mich erst, wenn wir sie geschafft haben." Der Cheftrainer der Thomas Sabo Ice Tigers interessierte sich am späten Freitagabend allein für das zweite Heimspiel an diesem Wochenende gegen den EHC Wolfsburg. Er wusste schon, warum.

Nürnberg gegen Wolfsburg? Da kracht's!

Keine drei Minuten dauerte es am Sonntagabend, bis der erste Spieler auf dem Eis kauernd seine Sinne sortierte und das Nürnberger Publikum dem Schiedsrichterduo vor Wut schäumend Inkompetenz unterstellte. Nick Johnson hatte Danny Syvret an der Bande, oder eher in die Bande gecheckt, was Lars Brüggemann nicht so gesehen hatte und so den Stil dieses Spiel vorgab. Derart viele in einander verkeilte Spieler, erbittert geführte Zweikämpfe und wuchtig zu Ende gefahrene Checks sieht man sonst nur, wenn die DEL zu den Playoffs bittet. Aber nach drei Serien in den letzten vier Jahren, ist für mindestens 60 Minuten immer Playoffs, wenn diese beiden Mannschaften aufeinandertreffen.

Immer wenn Eishockey gespielt wurde, war Nürnberg die bessere Mannschaft. Das reichte zu einem 4:1 (2:0, 0:1, 2:0), obwohl die Ice Tigers auch in diesem Abnutzungskampf keine Ermüdungserscheinungen zeigten. Grund dazu hätten gehabt.

Am Freitag war Milan Jurcina nach dem ersten Drittel geschont worden, am Sonntag fehlte er ebenso wie Jesse Blacker. Der Slowake soll sich eine Zerrung im Oberkörper zugezogen haben, der Kanadier hatte sich am Bein verletzt – beide sollen am Montag untersucht werden. Mit den schon länger verletzten Stürmern Patrick Buzas und Vladislav Filin musste Wilson erstmals auf vier Spieler verzichten, darunter auf seine zwei wichtigsten Verteidiger. Dass es den Ice Tigers deshalb an Härte, schnellem Aufbauspiel und fortgeschrittene Power-Play-Fähigkeiten fehlte, spielte keine Rolle.

Patrick Reimer: Der zweite Versuch sitzt

Im ersten Drittel gaben sich die Angreifer allerdings auch alle Mühe, den Verteidigermangel zu kaschieren, in dem sie den Puck gar nicht erst über die Wolfsburger blaue Linie gleiten ließen. Nachdem auch die Schiedsrichter ihre Arbeit aufgenommen hatten, nahm Patrick Reimer bei doppelter Überzahl zunächst Maß. Der erste Schuss des Stürmers, der derzeit noch immer nach dem richtigen Schläger sucht, ging noch knapp daneben, der zweite schlug hinter Felix Brückmann ein (11.). Auch als Patrick Reimer wenig später Jimmy Sharrows Bemühungen um einen geordneten Aufbau bereits im Ansatz stoppte, Yasin Ehliz vor ihm auftauchte und den Puck spektakulär mit der Rückhand ins Kreuzeck zirkelte, blieb der ausgezeichnete Torhüter ohne Chance. David Steckels artistische Einlage stoppte Verteidiger Jeremy Dehner kurz vor der Torlinie. Aber auch das 3:0 wäre keine Vorentscheidung gewesen. Vorentscheidungen sind in diesen Begegnungen nicht vorgesehen.

Das Videofazit von Sebastian Böhm zum ersten Drittel:

Wie so oft erschien nach der ersten Pause eine andere Wolfsburger Mannschaft, eine, die keinen Puck verloren gibt; eine, die ausschwärmt oder das Spiel eng macht; eine, die eine Halbchance in Unterzahl zum Anschlusstreffer nutzt. Björn Krupp hatte sich hinter dem eigenen Tor gegen Andrew Kozek durchgesetzt und dem Puck erst im Nürnberger Drittel seinem Kollegen Christoph Höhenleitner überlassen. Auf dessen Schuss hatte Jochen Reimer freie Sicht, abwehren konnte ihn der Torhüter, der nach drei Siegen mit Andreas Jenike erstmals wieder starten durfte, nicht (27.).

Danach zeigte sich der Ex-Wolfsburger gewohnt positionssicher und reaktionsschnell. Und auch seine Kollegen fanden wieder zu ihrem Selbstbewusstsein. Es waren die Gäste, die müde wurden.

Das Videofazit von Sebastian Böhm nach dem zweiten Drittel:

Eine Überzahlgelegenheit nach einem der vielen Stockfouls nutzte Steven Reinprecht, um Leo Pföderl direkt vor Brückmann freizuspielen. Das 3:1 (47.) war der erste Treffer nach einer Schaffenspause von sieben Spielen (die er allerdings zu sieben Vorlagen nutzte). Im nächsten Power-Play blockte Pföderl einen Schlagschuss von Danny Syvret mit dem Arm. Nachdem er sich kurz auf der Bank behandeln ließ, verschwand er in der Kabine (Ehliz' 4:1 ins leere Tor bekam er nicht mehr mit).

Diese Tabelle ziert jedes Schlafzimmer

Spätestens da ist auf Rob Wilsons Prioritätenliste zu dem Auswärtsspiel am Dienstag in Köln (19.30 Uhr) mindestens ein weiterer Punkt hinzugekommen: Pflege der lädierten Spieler und die mögliche Verpflichtung gesunder Spieler. Die Tabelle dürften sich derweil die Fans dieser beeindruckenden Ice Tigers übers Bett gehängt haben.

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