4:2 über Hoffenheim: Der Club macht wieder Laune

28.11.2012, 23:23 Uhr
Wahre Liebe? Hiroshi Kiyotake küsst nach seinem Tor zum 4:2 das Club-Wappen.

© Michael Matejka Wahre Liebe? Hiroshi Kiyotake küsst nach seinem Tor zum 4:2 das Club-Wappen.

Zwölf Minuten und zwölf Sekunden sollte an diesem Bundesliga-Spieltag geschwiegen werden in Deutschlands Fußball-Stadien. Der Protest der Fans richtete sich gegen die Deutsche Fußball-Liga, die im Dezember über einen Vorschlag abstimmen will, mit dem die Rechte der Fans noch weiter eingeschränkt zu werden drohen.

Im Frankenstadion musste das Experiment am Mittwochabend nach knapp sechs Minuten kurzzeitig unterbrochen werden – aus einem für den 1.FC Nürnberg und die 30397 Zuschauer äußerst erfreulichen Grund: Ein Freistoß von Hiroshi Kiyotake war über Mit- und Gegenspieler hinweg ins Tor der TSG Hoffenheim geflogen, der Club früh in Führung gegangen. Gewertet wurde der Treffer später allerdings als Eigentor, da Hoffenheims Sebastian Rudy den Ball noch mit dem Kopf berührt hatte. Es blieb nicht die einzige Möglichkeit zum ausgiebigen Jubel an diesem Abend.

Am Ende der 90 Minuten interessierten fanpolitische Themen nämlich zunächst einmal niemanden mehr in Nürnberg – der Club hatte sich durch einen verdienten 4:2 (2:1)-Erfolg etwas Luft im Abstiegskampf verschafft.

Chandler angeschlagen

Wobei auch der Spielplan etwas Zurückhaltung auf den Rängen möglich gemacht hatte: Nach den emotional doch sehr aufgeladenen Spielen gegen den FC Bayern München und die Spielvereinigung Greuther Fürth bedeutete die Partie gegen Hoffenheim die Rückkehr in den Alltag für die Mannschaft von Dieter Hecking. Der Bundesliga-Alltag in Nürnberg heißt derzeit Abstiegskampf – etwas überraschend traf das diesmal auch auf den ambitionierten Gast zu. In Hoffenheim kämpft Trainer Markus Babbel gegen die Mechanismen der Branche, sprich: gegen die Entlassung.

Mit dem frühen 1:0 schien Babbels Hoffnung, auch nach der Winterpause noch Trainer der TSG zu sein, wieder etwas kleiner geworden. Immerhin wehrte sich seine Mannschaft sichtlich gegen die nächste Niederlage.

Richtig in Gefahr brachte man den Gastgeber – bei dem Timo Gebhart und Hanno Balitsch in die Startformation zurückg3ekehrt waren – allerdings trotzdem lange Zeit nicht. In einem umkämpften und deshalb phasenweise konfusen Spiel hatte Nürnberg die besseren Chance, ohne dabei glänzen zu können. Zunächst waren es Einzelaktionen, die für Gefahr sorgten: Nach 17 Minuten durfte wieder Kiyotake elegant durch Hoffenheims Defensive spazieren, den Schuss des Japaners stoppte Fabian Johnson auf der Torlinie.



Knapp eine halbe Stunde war gespielt, als sich Timothy Chandler, der kurz nach der Pause angeschlagen vom Platz musste, auf der rechten Seite hatte durchsetzen können, seine Hereingabe beförderte Gebhart direkt auf das vom belgischen Junioren-Nationaltorwart Koen Casteels gehütete Tor, aber auch dieserVersuch wurde geblockt. Im Gegenzug fiel der Ausgleich: Kevin Volland hatte geflankt, Sven Schipplock unbedrängt geköpft: 1:1. Nürnberg hatte gegen sehr offensiv verteidigende Gäste zwar weiterhin Probleme, zu seinem Spiel zu finden, die Möglichkeiten blieben dennoch gut.

Nach 39 Minuten verzog Mike Frantz noch freistehend, kurz vor der Pause aber wurde es wieder laut. Einen Freistoß von Gebhart lenkte Casteels an die Latte, den Abpraller drückte Per Nilsson mit dem Kopf über die Linie – es war schon das zweite Saisontor des schwedischen Innenverteidigers.

Nach der Pause blieb das Programm zunächst dasselbe: Hoffenheim versuchte, seine spielerische Überlegenheit unter Beweis zu stellen, Nürnberg war gefährlicher: Simons köpfte nach einem Freistoß Kiyotakes daneben (55.), der Japaner selbst setzte nach Vorarbeit von Sebastian Polter den Ball mit dem Fuß neben das Hoffenheimer Tor. Nach 67 Minuten hatte Babbel alle erlaubten Wechsel getätigt – nach 69 Minuten Sebastian Polter den dritten Nürnberger Treffer des Abends erzielt. Der lange glücklos wirkende Angreifer hatte einen Rückpass des ehemaligen Nationalspielers Marvin Compper erlaufen, Casteels noch umkurvt und den Ball ins leere Tor geschoben. Drei Minuten später durfte Polter Feierabend machen – und musste von draußen zusehen, wie Nilsson den Ball im Strafraum an die Hand bekam: Salihovic traf zum Anschlusstreffer, ehe Hiroshi Kioytake ein kunstvolles Solo ebenso kunstvoll zum 4:2 abschloss.

Nun darf Dieter Hecking nun weiter in Ruhe arbeiten – zumindest bis zum Samstag, wenn das Gastspiel bei Bayer Leverkusen auf dem Programm steht.

Nürnberg: Schäfer; Chandler (58. Cohen), Nilsson, Klose, Pinola – Balitsch, Simons – Kiyotake (87. Mak), Gebhart, Frantz – Polter (73. Pekhart).

Hoffenheim: Casteels – Beck, Delpierre (46. Usami), Compper, Johnson – Rudy, Williams – Firmino (68. Derdyok), Volland, Salihovic – Schipplock (57. Joselu).

Schiedsrichter: Drees (Münster-Sarmsheim). – Zuschauer: 30397. – Tore: 1:0 Rudy  (6., Eigentor), 1:1 Schipplock (33.), 2:1 Nilsson (43.), 3:1 Polter (69.), 3:2 Salihovic (81., Handelfmeter), 4:2 Kiyotake (86.).

Gelbe Karten: Klose (2) / Beck (3), Delpierre (3), Roberto Firmino (3), Rudy (5).

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