63:73 gegen Vechta! Liga-Primus erdet die Falcons

11.2.2018, 19:15 Uhr
Die Falcons Nürnberg lieferten dem Tabellenführer einen ordentlichen Kampf, am Ende tritt Vechta die Heimreise aber mit einem Auswärtssieg an.

© Sportfoto Zink / OGo Die Falcons Nürnberg lieferten dem Tabellenführer einen ordentlichen Kampf, am Ende tritt Vechta die Heimreise aber mit einem Auswärtssieg an.

Dass dieser Sonntagabend wohl nicht dazu beitragen würde, die Zukunftsplanungen voranzutreiben, war Ralph Junge bereits vorher bewusst. Als die "ultimative Herausforderung" für seine Mannschaft bezeichnete Nürnbergs Trainer die Begegnung mit dem Tabellenführer Vechta, hoffte aber natürlich trotzdem darauf, vor eigenem Publikum "eine weitere Überraschung zu erleben". Bereits nach wenigen Minuten entpuppte sich Junges Ankündigung als grobe Untertreibung, für die Falcons war die Partie viel mehr die ultimative Überforderung.

Knapp dreieinhalb Minuten dauerte es, bis Nürnbergs Zweitliga-Basketballer die ersten Punkte erzielten, fast zehn Minuten bis die Zähler drei und vier auf der Anzeigetafel leuchteten. Die Gäste hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 21 Punkte auf dem Spielberichtsbogen verewigt. Das erste Viertel veranschaulichte einen Klassenunterschied zwischen der aktuell besten Mannschaft der ProA und dem Tabellenzwölften – was aufgrund der sehr unterschiedlichen Budgets nicht wirklich überraschte. Vechta kann sich Personal leisten, das auch in der Bundesliga einen Auftrag hätte, für Nürnbergs Aufgebot ist wohl auch in dieser Saison ein Platz im Niemandsland der Liga das höchste der Gefühle, irgendwo zwischen Playoff-Rängen und der Abstiegszone.

Damit sich das möglichst bald ändert, treibt Junge bereits jetzt die Planungen für die kommende Spielzeit voran, wobei den Falcons nach wie vor zwei oder drei Siege fehlen, um mit Sicherheit auch in Zukunft Zweitliga-Basketball in Nürnberg anbieten zu können. Gegen Vechta war der neunte Saisonsieg nicht eingeplant, bis zum nächsten Heimspiel Anfang März sollten sie ihrem Ziel aber nähergekommen sein. Viermal muss Junges Team nun auswärts ran, in Köln, Kirchheim, Hanau, wenigstens aber beim Abstiegskandidaten Baunach sollten sie mehr Erfolgserlebnisse sammeln als an diesem Sonntag im Berufsbildungszentrum.

Wer in der Partie gegen Vechta Nürnberger Erfolgserlebnisse finden wollte, musste vor allem in der ersten Halbzeit schon sehr genau hinschauen. Von Anfang an zeigten die Niedersachsen, warum sie in dieser Saison erst zwei von 21 Spielen verloren haben. Der langjährige Bundesliga-Center Dirk Mädrich mischte die Nürnberger Zone auf, David Gonzalvez, zuletzt immerhin sehr guter Rollenspieler in Bayreuth, gab den passablen Allrounder, Jeremy Dunbar und Josh Young mussten ihre Klasse zunächst nicht unter Beweis stellen. Während der Favorit Punkt um Punkt einsammelte, hakte es beim Herausforderer doch gewaltig. Sebastian Schröders erster Wurf erreichte nicht einmal den Korb, Robert Oehle verlegte die ersten beiden Freiwürfe, Dan Opplands Korbleger rollten regelmäßig wieder vom Ring.

Nach der Pause läuft es flotter

Die Körpersprache bei den in Weiß gekleideten Protagonisten ließ frühzeitig nichts Gutes erahnen, Mitte des zweiten Abschnitts hatten sich die Falcons trotzdem irgendwie in diese Partie hineingearbeitet. "Wir müssen bei der Intensität eine Schippe drauflegen", hatte Junge vorab gefordert, gegen Hagen war ihnen in der Vorwoche das körperliche Spiel fast völlig abgegangen.

Als Schröder nach 18 Minuten sein Visier richtig eingestellt hatte und einen wilden Dreier im Ziel unterbrachte, war der Rückstand bis auf acht Punkte geschmolzen (25:33) – und hätte bis zur Halbzeitpause auch noch weiterschmelzen können, wenn ihnen dann nicht wieder ein ärgerlicher Ballverlust unterlaufen wäre.

Nach dem Seitenwechsel zeigten die Falcons mitunter ansprechenden Team-Basketball, Van Girard, der in den vergangenen Wochen die meiste Zeit auf der Bank verbrachte, durfte ein wenig seine Qualitäten als Scorer zeigen. "Wir sind als Mannschaft richtig gut aus der Kabine gekommen", stellte Malo Valérien fest, nach 25 Minuten war Vechtas Vorsprung trotzdem wieder auf 47:32 angewachsen, Spannung kam danach keine mehr auf. Am Ende leuchtete ein erträgliches 63:73 auf der Tafel über dem Kampfrichtertisch.

So gesehen brachte der Abend immerhin eine Erkenntnis: Will Ralph Junge in Zukunft doch wieder einmal mit dem Nürnberger Basketballclub um die Playoffs spielen, wird er den Etat deutlich erhöhen müssen. Mit jungen Spielern wie Matthew Meredith und Bils Haßfurther, den mit langfristigen Verträgen ausgestatteten Jonathan Maier und Marvin Omuvwie sowie dem ewigen Sebastian Schröder haben die Falcons zwar eine gute Basis, um dem Niemandsland der Tabelle zu entkommen, müssen aber vor allem die Ausländerspots besser besetzt werden. "Es ist noch Luft nach oben", sagt Junge zum Beispiel über Mardracus Wade, das gleiche gilt für Van Girard, Virgil Matthews dürfte die besten Zeiten seiner Karriere hinter sich haben. Ob der zuverlässige Dan Oppland eine weitere Saison in Nürnberg dranhängt, ist ungewiss.
Baustellen gibt es also genügend, die Arbeit wird Nürnbergs Cheftrainer, Sportdirektor und Geschäftsführer in den kommenden Wochen nicht ausgehen.
 
Nürnberg: Girard 16 Punkte, Oppland 11, Schröder und Oehle je 7, Matthews und Valérien je 5, Maier 4, Haßfurther und Meredith je 3, Omuvwie 2, Wade.
Vechta (beste Werfer): Hinrichs 14, Mädrich 12, Gonzalvez 11.

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