Ab jetzt im Porsche: Kerber verteidigt Titel in Stuttgart

23.4.2016, 16:58 Uhr
Mit Pokal und Siegerauto: Angelique Kerber verteidigte beim Stuttgarter WTA-Turnier ihren Titel.

© dpa/Marijan Murat Mit Pokal und Siegerauto: Angelique Kerber verteidigte beim Stuttgarter WTA-Turnier ihren Titel.

Nach der erfolgreichen Titelverteidigung beim Heim-Event in Stuttgart fuhr Angelique Kerber den Sportwagen der Siegerin schon in routinierter Manier auf den Centre Court. Die Australian-Open-Siegerin setzte sich am Sonntag im ersten deutschen Finale der Turnier-Geschichte gegen die Qualifikantin Laura Siegemund mit 6:4, 6:0 durch und feierte damit ihren zweiten Triumph in diesem Tennis-Jahr.

Vor 4600 Zuschauern in der ausverkauften Arena verwandelte Kerber nach 1:21 Stunden ihren ersten Matchball. Für Siegemund war es dennoch der größte Erfolg ihrer Karriere. Noch nie zuvor stand die 28 Jahre alte Lokalmatadorin bei einem WTA-Turnier im Endspiel. Kerber erhielt 104 477 Euro und das 95 000 Euro teure Auto für ihren Erfolg. "Das Jahr hat für mich ja schon relativ gut angefangen", sagte sie mit Blick auf ihren Melbourne-Triumph im Januar. "Aber bei diesem für mich so speziellen Turnier meinen Titel zu verteidigen, das ist schon etwas ganz Besonderes."

Siegemund erkannte die Dominanz der deutschen Nummer eins an. "Ich hatte heute nicht genügend entgegenzusetzen", gestand sie. "Es war dennoch eine Wahnsinnswoche für mich." Im Halbfinale am Samstag hatte sich Kerber gegen Petra Kvitova aus Tschechien mit 6:4, 4:6, 6:2 durchgesetzt. Siegemund hatte die an Nummer eins gesetzte Polin Agnieszka Radwanska überraschend mit 6:4, 6:2 ausgeschaltet. "Das Drehbuch hätte man nicht besser schreiben können", sagte die Sportliche Leiterin des Turniers, Anke Huber.

Siegemund, die im vorherigen Turnierverlauf inklusive Qualifikation noch keinen Satz abgegeben hatte, startete auch gegen Kerber furios. Unerschrocken, aggressiv und variabel brachte die Außenseiterin die große Favoritin in arge Bedrängnis. Immer wieder lockte Siegemund die Titelverteidigerin mit Stopps ans Netz, um dann den Punkt per Lob oder Passierball zu machen. Zweimal lag Siegemund im ersten Durchgang mit einem Break vorne, beide Male konnte Kerber aber kontern.

Zwar wirkte die Nummer drei Welt nach den Strapazen des Fed Cups und dem Rummel um ihre Person in Stuttgart müde. Um erstmals in ihrer Karriere einen Titel zu verteidigen, mobilisierte die 28-Jährige aber alle Kräfte. Siegemund ging dagegen nach und nach die Puste aus. Die leichten Fehler häuften sich, am Ende des ersten Satzes waren es bereits 14 unerzwungene Fehler. Nach 40 Minuten holte sich Kerber mit dem zweiten Satzball den ersten Durchgang. Damit war der Widerstand von Siegemund gebrochen.

Kerber gelang im zweiten Abschnitt ein schnelles Break, beim Stand von 2:0 für die Titelverteidigerin verließ Siegemund den Platz, um sich behandeln zu lassen. Doch es half nichts: Kerber war nicht mehr zu stoppen. Für Siegemund war die Woche in Stuttgart dennoch „gigantisch“, wie sie schon vor dem Endspiel gesagt hatte. Schließlich war die Laufbahn der Schwäbin, die in ihrer Jugend schon als die neue Steffi Graf gefeiert worden war, vor vier Jahren fast vorbei.

"2012 habe ich gesagt, ich hänge die Sachen an den Nagel", sagte Siegemund. Doch die Psychologie-Studentin kam zurück und erlebt nun die beste Zeit ihrer Karriere. In der am Montag erscheinenden Weltrangliste wird sie auf Platz 42 geführt werden. „Doch es ist noch nicht das Ende der langen Reise“, sagte Siegemund unter dem Applaus der Zuschauer.

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