Abräumer im Wartestand: Club-Reservist Jäger bleibt positiv

16.1.2018, 11:25 Uhr
Beim 5:0 gegen Heart Of Midlothian durfte Dauerreservist Lukas Jäger als Innenverteidiger ran – und wusste durchaus zu gefallen.

© Foto: Sportfoto Zink Beim 5:0 gegen Heart Of Midlothian durfte Dauerreservist Lukas Jäger als Innenverteidiger ran – und wusste durchaus zu gefallen.

Beobachtete man Lukas Jäger im Trainingslager des 1. FC Nürnberg, bekam man nicht unbedingt das Gefühl, als wäre da einer mit sich und der Welt im Unreinen. Stets freundlich, motiviert und einsatzfreudig, so präsentierte sich der Österreicher auch während des achttägigen Arbeitsaufenthalts in Valencia. "Ich bin vom Naturell her einer, der immer Gas gibt und der Mannschaft helfen will", sagt Jäger, "den Kopf hängen zu lassen und schlechte Stimmung zu machen, bringt doch nichts."

"Hier geht alles viel schneller"

Dabei könnte man es dem 23-Jährigen kaum verdenken, würde er mit seiner sportlichen Situation hadern. Als einziges gesundes Mitglied des Profikaders kam Jäger in den ersten 18 Saisonspielen keine einzige Minute zum Einsatz. Natürlich habe er sich "ein bisschen Spielzeit erhofft", räumt Jäger ehrlich ein. Als er im Sommer den Schritt vom österreichischen SCR Altach in die deutsche 2. Liga wagte, "war mir aber schon klar, dass das schwer werden könnte". Die Umstellung auf den Köllner’schen Kombinationsfußball bereitete Jäger dann vielleicht doch mehr Probleme als erwartet. "In Altach war der Fußball defensiver und mehr auf Kampf ausgerichtet. Hier geht alles viel schneller, gerade wenn es gilt, unter Druck Lösungen zu erkennen."

Wenn man so will, ist Jäger auch ein Opfer des erfolgreichen Nürnberger Spielstils. Verpflichtet worden war er nämlich "für Situationen, in denen du jemanden brauchst, der im Mittelfeld mal aufräumt und die Dinge auf dem Platz klar regelt", erklärt Trainer Michael Köllner und erinnert zum Vergleich an den früheren Bayern-Profi Jens Jeremies. Eben einer, der rustikal dazwischenfegt, dem Gegner auch mal wehtut, Zeichen setzt.

Nur: genau so jemand wurde beim Club bislang nicht benötigt. "Es war auch für mich nicht unbedingt zu erwarten, dass wir unser Offensivspiel so gut durchdrücken und die Gegner sich eher mit uns beschäftigen müssen als wir mit ihnen", gesteht Köllner. Zudem habe dem Neuzugang in der Sommervorbereitung der ähnlich giftige, dazu aber einen Tick spielstärkere Patrick Kammerbauer den Rang abgelaufen. Und wenn eher ein "Sechser" mit strategischen Qualitäten gefragt ist, haben nun mal Patrick Erras oder Ondrej Petrak die Nase vorn. "Kompliment an die anderen Burschen, die haben richtig hohes Niveau", weiß Jäger um die starke interne Konkurrenz.

In den Tests gegen Gent (0:1) und Heart Of Midlothian (5:0) durfte der Dauerreservist wie früher in der Jugend als Innenverteidiger ran, im Liga-Alltag dürfte das aber kaum eine ernsthafte Option sein. Trotzdem ist Köllner froh, Jäger im Kader zu haben: "Er ist ein positiver Typ, der sich nie hängen lässt und uns im Training guttut, weil er viel Aggressivität reinbringt. Außerdem hat er sich gewaltig gesteigert." Das findet auch Jäger. Taktisch und technisch weiterentwickelt habe er sich im letzten halben Jahr, sagt der Vorarlberger, der am Valznerweiher bis 2020 unter Vertrag steht. Nun gelte es, "die nächsten Schritte zu machen, irgendwann wird meine Chance kommen." Der Wechsel nach Nürnberg jedenfalls, beteuert Jäger, sei "definitiv die richtige Entscheidung" gewesen. Und vielleicht besteht ja doch noch mal Bedarf für einen klassischen Abräumer.

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