"Albtraum für die Menschenrechte": Kritik an Olympia-Vergabe

31.7.2015, 15:23 Uhr

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Würde das Internationale Olympische Komitee (IOC) es ernst meinen mit den in der Agenda 2020 beschlossenen Empfehlungen zur Wahrung von Menschenrechten, hätte es den Auswahlprozess aussetzen müssen, nachdem nur noch Peking und Almaty als Bewerber übriggeblieben waren, erklärte NOlympia.

Angesichts des fragwürdigen Demokratie-Verständnisses des IOC sei es wenig verwunderlich, dass Olympische Spiele immer wieder in autoritären Regimen ausgetragen werden. "Mit der Bewerbung Hamburgs legitimiert Hamburg das IOC, das sich immer wieder mit autoritären Regimen einlässt", sagte Kasiske.

Die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022 an Peking ist von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert worden. In Reaktionen wurde unmittelbar nach der Bekanntgabe vor verschärfter Verfolgung von Bürgerrechtlern und Unterdrückung von Minderheiten gewarnt.

"Propaganda-Geschenk"

"Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erweist der olympischen Idee und den Menschenrechten in China damit einen Bärendienst", fand die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. "Hunderte Menschenrechtler in China werden diese Fehlentscheidung mit Haft oder sogar ihrem Leben bezahlen müssen, da die Volksrepublik vor den Spielen erneut ihre Verfolgung von Uiguren, Tibetern, Mongolen und Anhängern der Demokratiebewegung verstärken wird", sagte der GfbV-Experte Ulrich Delius.

IOC-Präsident Thomas Bach müsse sich für verfolgte Journalisten, Blogger und Anwälte in China einsetzen und einen Missbrauch der Spiele für Pekings Propaganda verhindern. "Das IOC hat die falsche Botschaft an die falschen Leute zur falschen Zeit gesendet", kritisierte die Tibet Initiative Deutschland.

"Die chinesische Regierung hat es einmal mehr geschafft, dass die Welt ihre verheerenden Menschenrechtsverletzungen einfach so hinnimmt." Die Ehre, Olympische Spiele zum zweiten Mal austragen zu dürfen, sei "ein Propaganda-Geschenk" zu einer Zeit, wo Chinas Regierung eigentlich für ihre Menschenrechtspolitik abgestraft werden müsste.

Eingriffe in die Natur nötig

Peking wird auf Basis seiner Erfahrungen als Gastgeber der Sommerspiele 2008 und auch einigen Wettkampfstätten von damals die Winterspiele ausrichten. Es gibt aber auch neben der problematischen Menschenrechtssituation zahlreiche weitere Kritikpunkte wie lange Distanzen und Wettkämpfen auf Kunstschnee.

Die Wege nach Yanqing und ins 190 Kilometer entfernte Zhangjiakou sind zeitraubend. Bisher dauert die Autofahrt dorthin etwa vier Stunden. Ein Schnellzug soll die Fahrtzeit auf 70 Minuten reduzieren, erfordert aber ebenso wie die Entwicklung eines Wintersportgebiets einen Milliarden-Euro-Aufwand. Die Schaffung eines solchen Ressorts wird ohne Eingriffe in die Natur nicht möglich sein. Und es gibt noch ein Manko: Ausgiebiger Schneefall ist selten, Kunstschnee ist notwendig. Dazu herrscht in Peking eine hohe Luftverschmutzung.

Das Budget für das Organisationskomitee beläuft sich auf rund 1,4 Milliarden Euro. Für die Infrastruktur wurden 1,38 Milliarden Euro veranschlagt. Dazu kommen aber noch die Kosten für den Schnellzug, der Peking mit den Austragungsstätten in Zhangjiakou und Yanqing verbindet. Finanzielle Probleme wird es nicht geben. Rund 300 Millionen Chinesen sollen durch Olympia Zugang zum Wintersportmarkt erhalten.

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