Alles auf Rot: Vettel formuliert seinen Kanada-Plan

7.6.2017, 11:52 Uhr
Alles auf Rot: Vettel formuliert seinen Kanada-Plan

© AFP

Zum 50. Formel-1-Geburtstag von Kanada stehen alle Zeichen auf Rot. Im Duell von WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel im Ferrari mit Verfolger Lewis Hamilton im zickenden Silberpfeil rechnet sogar Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schon mit einem kniffligen Rennen. "Es schmerzt, aber wir sind in diesem Jahr nicht die Favoriten in der Weltmeisterschaft. Im Moment ist das Ferrari", sagte Wolff. Zumal der bisher überall erfolgsträchtige rote Rennwagen mit einem Vettel in Weltmeister-Form am Steuer mit weiteren Verbesserungen in Montréal auf die Strecke fährt.

"Wir müssen weiter Vollgas geben, wenn wir vor Mercedes bleiben wollen", betonte Vettel mit Blick auf das Rennen am Sonntag (20 Uhr MESZ). Der Gänsehaut-Sieg von Monaco mit Beigeschmack durch den internen Positionswechsel nach Vettels zweitem Boxenstopp ist schon wieder Geschichte. In Montréal hat Vettel noch Nachholbedarf. Nur einen seiner 45 Grand-Prix-Siege feierte er auf dem kurzen Kurs mit der legendären "Wall of Champions" auf der Île Notre-Dame.

"Eine komplett andere Bahn", meinte Vettel im Vergleich zum engen und noch deutlich kürzeren Straßenkurs von Monaco, wo er dank besserer Strategie vor Teamkollege und Pole-Mann Kimi Räikkönen gewonnen hatte.

Hamilton hatte in Monaco mit Platz sieben höchstens Schadensbegrenzung betrieben, nachdem der Wagen des 55-maligen Grand-Prix-Siegers nicht auf Touren gekommen war. Aufgeben? Keine Alternative. Hamilton will und wird kämpfen. So wie eines seiner großen Vorbilder. "Ich denke an deinen Kampfgeist und alles, was mich heute inspiriert, Champ", schrieb Hamilton zum ersten Todestag von Box-Legende Muhammad Ali, ehe er mit Kumpel Neymar beim zweiten Finalspiel der NBA zwischen den Golden State Warriors und den Cleveland Cavaliers in Oakland mitunter nicht schlecht staunte über die Künste der US-Korbjäger.

Kanada ist Hamilton-Land

In Montréal will Hamilton selbst auf die Jagd gehen. Bislang war es auch sein Terrain. Fünf Siege feierte der 32-Jährige dort, zuletzt zweimal nacheinander. Von den aktiven Fahrern war keiner auf dem Kurs auch nur annähernd so erfolgreich. Nur wie bemerkte Wolff mit Blick auf den insgesamt schwächelnden Branchenführer: "Für die Erfolge von gestern kannst du dir heute nichts mehr kaufen."

Das führt zu folgendem Stand in der WM: Vettel 129 Punkte, Hamilton 104, Valtteri Bottas im zweiten Mercedes 75 und damit bereits 54 hinter Vettel, Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari 67. Danach folgen der Monaco-Dritte Daniel Ricciardo (52) und dessen Red-Bull-Rivale Max Verstappen (45). Nur sollten beide bis auf den üblichen Spaß in der pulsierenden Metropole Quebecs nicht mit allzu viel rechnen. "Ich mache mir etwas Sorgen über die nächsten Rennen", sagte Teamchef Christian Horner. Kanada, Aserbaidschan, Österreich und Italien seien die wohl die schwierigsten Strecken für Red Bull. Aber nicht für Ferrari.

Der SF70H funktionierte bislang auf allen Kursen. Bester Beleg: Vettel wurde in den bisherigen sechs Rennen mindestens Zweiter. Nur dass ihm und Ferrari Platz zwei nicht reicht. Spekulationen, wonach manch einer bei Vettels Sieg in Monte Carlo durch einen cleveren Boxenstopp auch eine Teamorder vermutete, stritt Vettel ab.

Wolff hält an der Mercedes-Philosophie fest

Wolff griff das Thema vor dem nächsten Gigantenduell der zusammen siebenmaligen Weltmeister (Vettel 4x/Hamiton 3x) und 100-fachen Grand-Prix-Gewinner (Vettel 45x/Hamilton 55x) aber noch mal auf und wies auf die eigenen Teamregie hin. "Wir haben zwei exzellente Fahrer und wir halten an unserer Philosophie fest, sie gegeneinander antreten zu lassen, um das Team damit weiterzubringen - obwohl das manchmal schwierig sein kann, da nicht immer derjenige Fahrer gewinnt, der in der Weltmeisterschaft gerade vorne liegt."

Dabei sollte aber auch nicht vergessen werden, dass Mercedes Neuzugang Bottas in Spanien zugunsten von Hamilton ausbremste. Es zeigt nur, dass dieses Duell beiden Titel-Hauptkandidaten und ihren Teams alles abverlangt. Geschenke wird es auch zum Formel-1-Jubiläum Kanadas nicht geben, wo die Motorsport-Königsklasse 1967 – damals auf dem Mosport International Raceway – erstmals durchstartete.

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