Als Brungs und Bunjaku Hannover zerlegten

24.9.2012, 18:53 Uhr
Mach's noch einmal, Albert! Nürnbergs Goalgetter versetzt die Hannoveraner Haggui, Schulz und Fromlowitz und erzielt den ersten seiner drei Treffer am 20. Januar 2010...

© Sportfoto Zink Mach's noch einmal, Albert! Nürnbergs Goalgetter versetzt die Hannoveraner Haggui, Schulz und Fromlowitz und erzielt den ersten seiner drei Treffer am 20. Januar 2010...

Die gute Nachricht vorweg. Keine der bisher 32 Bundesliga-Begegnungen zwischen Nürnberg und Hannover endete ohne Treffer - darunter, so zeigt der Griff ins Archiv, waren auch einige besondere Spiele des FCN.

Zweifellos einer der wichtigsten Siege gelang dem Club am 11. Mai 1968. Am 32. Spieltag schlug Nürnberg vor 30.000 Zuschauern im Städtischen Stadion die 96er mit 2:1 - ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft. Franz Brungs brachte die Feierlichkeiten mit seinem 1:0 kurz vor der Pause auf den Weg, ein Eigentor von Laszig entschied die Partie für den "Ruhmreichen". Sieben Tage später war es dann soweit: Das "Goldköpfchen" zurrte bei den Bayern durch das 2:0 den bis heute letzten Meistertitel für Nürnberg fest.

Die jüngere Vergangenheit liest sich indes weniger gut. In den letzten drei Partien unterlag der FCN gegen Hannover - zuletzt setzte es im Januar 2012 eine unglückliche 0:1-Niederlage. Abdellaoue machte in der 18. Minute das Tor des Tages, er reagierte im Strafraum schneller als Wollscheid und Maroh und nahm eine Maßflanke von Stindl volley - es war bereits das zehnte Saisontor des Norwegers. 

Der Club drückte nach der Pause zwar auf den Ausgleich, hatte aber bei seiner größten Chance kurz vor Schluss viel Pech: Nach einer Freistoßflanke von Hlousek kam Hegeler am Fünfer an den Ball, schoss - und traf auf der Linie Daniel Didavi. Kein Tor, Abpfiff, der FCN wurde für sein Anrennen nicht belohnt.

Auch ein halbes Jahr zuvor, im August 2011, endete das Duell mit den Niedersachsen mit einer Niederlage. Am zweiten Spieltag, nach dem 1:0-Saisonauftakt in Berlin, sollte bei der Heimspielpremiere eigentlich der nächste Dreier folgen. Doch während Hannover mit Effizienz im Torabschluss und einer konzentrierten Defensivleistung glänzte und schnell mit 2:0 in Führung ging, war der FCN im Vorwärtsgang lange Zeit uninspiriert und ohne Durchschlagskraft. Der Anschlusstreffer durch Tomas Pekhart sorgte zwar noch einmal für Spannung, nicht aber für die Wende.

Des einen Freud, des anderen Leid: Während Albert Bunjaku den Auftakt seiner Tore-Show in der AWD-Arena feiert, sind 96-Keeper Florian Fromlowitz und Karim Haggui bedient.

Des einen Freud, des anderen Leid: Während Albert Bunjaku den Auftakt seiner Tore-Show in der AWD-Arena feiert, sind 96-Keeper Florian Fromlowitz und Karim Haggui bedient. © Sportfoto Zink



Auch im Mai 2011 hatte es der Club verpasst, gegen Hannover eine erfolgreiche Spielzeit erfolgreich zu beenden. Dabei ließ FCN-Coach Dieter Hecking doch den nächsten jungen Wilden los: Julian Wießmeier gab in dieser Saison als zehnter Spieler seinen Bundesliga-Einstand und zahlte das Vertrauen seines Trainers prompt zurück. Mit einem herrlichen Heber von der Sechzehner-Markierung ließ er 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler keine Abwehrchance.

Aber die Gastgeber antworteten postwendend: Karim Haggui bugsierte den Ball nach einer Freistoßflanke zum 1:1 über die Linie. In der zweiten Hälfte erhöhte Hannover die Schlagzahl, der Club verlegte sich aufs Kontern. Vier Minuten, nachdem Robert Mak eine Großchance vergeben hatte, brachte Konstantin Rausch Hannover mit seinem Schlenzer ins rechte Kreuzeck erstmals in Front. Didier Ya Konan verwandelte schließlich einen Foulelfmeter zum 3:1-Endstand.

Im Dezember 2010 hatte dagegen der Club im Heimspiel mit 3:1 die Oberhand behalten. Beide Teams lieferten sich damals ein zerfahrenes Duell, ehe Ilkay Gündogan das Heft in die Hand nahm. Nürnbergs Ideengeber suchte nach Doppelpass mit Almog Cohen einen Abnehmer im Zentrum und fand Steven Cherundolo: Das 96-Urgestein lenkte den Ball ins eigene Tor. Keine 180 Sekunden später legte der FCN nach: Kapitän Andy Wolf drosch das Spielgerät nach einer Ecke ins Netz. In der Schlussphase brachte Sergio Pinto die Gäste per Handelfmeter auf Tuchfühlung. Doch sechs Minuten später tüteten die bewährten Offensivkräfte den Heimdreier ein: Gündogan setzte sich erneut leichtfüßig in Szene, flankte auf Julian Schieber, der den Ball ins Tor köpfte.  

Angenehm aus Club-Sicht ist auch die Rückschau auf die beiden Direktvergleiche 2007. Im Pokal-Viertelfinale im Februar war die Verlängerung fast vorbei, als Trainer Hans Meyer Elfmeter-Killer Daniel Klewer einwechselte. Klewer kam, sah und hielt - und der Club siegte 4:2 nach Elfmeterschießen. Drei Monate später stand der vierte Nürnberger Cup-Triumph fest.

 

Von Julian Schieber in Szene gesetzt, nimmt Andy Wolf beim 3:1-Heimsieg im Dezember 2010 Maß und knallt den Ball in die Maschen. Der erste Bundesliga-Treffer von Nürnbergs damaligem Kapitän mit dem Fuß bedeutete das zwischenzeitliche 2:0.

Von Julian Schieber in Szene gesetzt, nimmt Andy Wolf beim 3:1-Heimsieg im Dezember 2010 Maß und knallt den Ball in die Maschen. Der erste Bundesliga-Treffer von Nürnbergs damaligem Kapitän mit dem Fuß bedeutete das zwischenzeitliche 2:0. © Wolfgang Zink

Denn auch im Mai – eine Woche vor dem Finalsieg gegen den VfB Stuttgart – wirkte Hannover als Formbeschleuniger. Durch ein 3:0 am letzten Bundesliga-Spieltag nahmen Galasek & Co. rechtzeitig vor dem rasanten Duell mit den Schwaben wieder Fahrt auf. Nach zuvor vier sieglosen Spielen brachte Club-Idol Marek Mintal den FCN durch einen überlegten Rechtsschuss auf die Siegerstraße. Wenig später trainierte Marco Engelhardt ebenfalls erfolgreich den Torabschluss - mit dem Kopf. Während die Niedersachsen danach am Aluminium und am glänzend aufgelegten Ex-96er Raphael Schäfer verzweifelten, setzte Ivica Banovic mit seinem 3:0 den Schlusspunkt.

Wie gut dieser Erfolg den Nürnbergern tat, zeigte sich eine Woche später: Engelhardt wiederholte sein Kopfball-Kunststück im Berliner Olympiastadion - und trug so seinen Teil zum 3:2 gegen Stuttgart bei: Der Pokal ging  - wie jeder weiß - nach Nürnberg.

Tunnel gegen Fromlowitz

Ganz besondere Erinnerungen an das Niedersachsenstadion hat übrigens (neben Trainer Dieter Hecking und Bundesliga-Dauerbrenner Hanno Balitsch) ein ehemaliger Nürnberger. Im Januar 2010 schnürte Albert Bunjaku beim 3:1-Erfolg einen Dreierpack. "Das war überragend, ein geiles Erlebnis", so der Schweizer, der inzwischen in der zweiten Liga für den 1. FC Kaiserslautern stürmt. Es war ein außergewöhnliches Spiel an jenem 30. Januar 2010 - schließlich fielen drei Treffer innerhalb von fünf Minuten.

Bunjaku besiegte die Niedersachsen damals quasi im Alleingang: Ein erstes Mal stellt Bunjaku seine Abschlussstärke nach einer halben Stunde unter Beweis. Nach Marek Mintals öffnendem Pass nimmt er den Ball mit Rechts mit und jagt ihn mit Links zwischen den Beinen von 96-Keeper Florian Fromlowitz hindurch ins Tor.

Im zweiten Durchgang geht dann alles ganz schnell. Nach Mintals genialem Pass flankt Dennis Diekmeier zum mitgelaufenen Schweizer, der die Kugel per trockener Direktabnahme ins rechte Eck befördert. Keine 60 Sekunden später bringt jedoch Jiri Stajner auf Vorlage des heutigen Nürnbergers Hanno Balitsch die Hausherren zurück ins Spiel. Doch Bunjaku hat die passende Antwort: Von Angelos Charisteas steil geschickt, steuert er erneut auf Fromlowitz zu und tunnelt ihn zum zweiten Mal, Endstand 3:1.

"Das war überragend, ein geiles Erlebnis für mich. Wir haben gezeigt, dass wir solche Spiele gewinnen können", erinnert sich der Matchwinner Jahre später. Der bislang einzige Dreierpack seiner Profi-Karriere gab ihm und der Mannschaft Auftrieb. "Das war ganz wichtig für den weiteren Saisonverlauf" sagt Bunjaku. Seine Trefferzahl erhöhte er im Anschluss noch auf zwölf - und half dem Club so, den Klassenerhalt zu schaffen.

2006/07 behielt der Club gleich dreimal gegen 96 die Oberhand: Tomas Galasek versucht alles, um Hanno Balitsch (damals noch im Hannoveraner Dress) zu stoppen und testet dabei die Reißfestigkeit des Trikots.

2006/07 behielt der Club gleich dreimal gegen 96 die Oberhand: Tomas Galasek versucht alles, um Hanno Balitsch (damals noch im Hannoveraner Dress) zu stoppen und testet dabei die Reißfestigkeit des Trikots. © Ralf Rödel

 

 

Verwandte Themen


4 Kommentare