Als Eckes und sein Club auf Schalke aufdrehten

26.10.2012, 07:00 Uhr
Als Eckes und sein Club auf Schalke aufdrehten

© Andreas Pöllinger

"Wir hatten eine Riesen-Truppe", erinnert sich der heute 48-Jährige, für den Besuche im altehrwürdigen Parkstadion schon aufgrund “der Fanfreundschaft immer echte Highlights waren. Eckstein betont: “Das ist etwas, was man erlebt haben muss.“ Im März 1987 durften die Club-Anhängern in Gelsenkirchen jubeln: Stefan Reuter bewerkstelligte unter Mithilfe von S04-Keeper Pavel Macak die Gästeführung. Eckes erhöhte sie. Nachdem Hans-Jürgen Brunner durch ein Traumtor zum 3:1 den alten Vorsprung wiederhergestellt hatte, tütete Jörn Andersen den 4:2-Auswärtserfolg ein. Die Heimreise traten Eckstein & Co. mit der besten Zwischenbilanz seit 1968 an.

Der letzte Club-Sieg im Revier datiert aus dem September 1993. Dieter Eckstein war wieder dabei - diesmal im "königsblauen" Trikot. Im Zuge eines Nacht- und Nebeltransfers hatte ihn die damalige Nürnberger Führung kurz zuvor an Schalke verkauft. Eine Aktion, von der Nürnbergs Publikumsliebling erst von Rudi Assauer, dem Manager seines neuen Arbeitgebers, erfuhr.

Sergio Zarate fungierte in einem "heißen Abstiegsduell" - wie Eckes erzählt - als Matchwinner, steuerte beim 2:1 beide Treffer bei. Die Zaubermaus zirkelte zunächst einen Freistoß aus 22 Metern millimetergenau ins Kreuzeck, brachte die Gäste damit in Front. Acht Minuten später gab Ingo Anderbrügge schussgewaltig die Antwort, ließ FCN-Schlussmann Andi Köpke per Strafstoß keine Abwehrchance. Nach der Pause bewies Zarate, dass er Standards auch vom Punkt beherrscht. Durch seinen verwandelten Elfmeter sorgte er dafür, dass der spätere Absteiger die Rote Laterne an Schalke weiterreichte.

Als Eckes und sein Club auf Schalke aufdrehten

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Ansonsten gestalteten sich die fränkischen Dienstreisen nach Gelsenkirchen in der Vergangenheit regelmäßig unerfreulich. In der Hinrunde der zurückliegenden Saison bestrafte Schalke Club-Fehler im Aufbau und Abwehrverhalten gnadenlos. Doppelpacker Klaas-Jan Huntelaar, Raul und Lewis Holtby lieferten beim 4:0 im November 2011 zudem Anschauungsmaterial in Sachen Effektivität.

In der Rückrunde 2010/11 entführte der Club immerhin einen Zähler aus dem Pott. 2002 war der FCN auf Schalke sogar einem Sieg nahe, bis Sven Vermant in der Schlussminute dem mitgereisten Anhang durch seinen Treffer zum 1:1-Endstand ein zerknirschtes "Verdammt" entlockte. Noch bitterer war die Auswärtsfahrt in der Abstiegssaison 1968/69 gewesen. "Königsblau" – mit Stan Libuda und dem späteren Club-Coach Friedel Rausch in der Startformation - watschte den Club mit 4:1 aus dem Stadion. Franz Hasil überwand FCN-Schlussmann Roland Wabra gleich dreimal, für den amtierenden Meister aus Nürnberg traf einzig Nationalspieler Schorsch Volkert.

"Wir haben meist verloren", erkennt auch Eckstein. Nach seiner Herzattacke vor über einem Jahr ist er auf dem Weg zurück in die Normalität. Im Juli 2011 war er dreizehn Minuten klinisch tot, nachdem in der Pause eines Benefizspiels sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Schon im nachfolgenden Frühjahr erklärte Eckes, dass er wieder Joggen gehe. Ende August 2012 trieb sich der siebenmalige Nationalspieler, der regelmäßig durchgecheckt wird, schon wieder dort rum, wo er zuhause ist: auf dem Fußballplatz. Als Trainer von A-Klassist Mitteleschenbach betreut er dort seine drei Söhne und macht das Aufwärmen und Passübungen im Kreis mit.

Weit vor den 80ern und 90ern, in den frühen Jahren ihrer triumph- und tränenreichen Geschichte hatten sich Nürnberger und Schalker als Titelsammler die Klinke in die Hand gegeben, oder waren sich in Endspielen begegnet. Neun Jahre lange schmückten sich die Traditionsvereine gemeinsam mit dem Etikett: deutscher Rekordmeister.

Gut gemacht! Andreas Wolf erzielte beim 2:1-Heimsieg in der Vorsaison den entscheidenden Treffer für den Club.

Gut gemacht! Andreas Wolf erzielte beim 2:1-Heimsieg in der Vorsaison den entscheidenden Treffer für den Club. © dpa

Zuhause machte der Club seinen Fans gegen das Revier-Team mehr Freude als auswärts. Seine beiden letzten Heimvergleiche mit "Königsblau" gewann der FCN. Im Oktober 2010 dank seines damaligen Kapitäns: Andi Wolf sorgte per wuchtigem Kopfball für das 2:1-Endresultat. Keine 60 Sekunden zuvor hatte er, ebenfalls nach einer Ecke, das Spielgerät auf gleichem Weg ans Aluminium befördert. Noch besser lief's für den Club zuletzt im April 2012: Hanno Balitsch, Timmy Simons und der formstarke Doppeltorschütze Daniel Didavi, der seine Festspielwochen gegen leidenschaftslose Schalker fortsetzte, bewerkstelligten ein furioses 4:1 - mit befreiender Wirkung im Abstiegskampf. Einen solchen Effekt wünscht sich Dieter Eckstein auch bei Nürnbergs anstehendem Gastauftritt im Pott. Mut machen könnte, dass "Schalke im internationalen Wettbewerb Kraft gelassen hat und die Partie nach dem Derby-Sieg in Dortmund vielleicht etwas zu locker nimmt".

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