Als Europas bester Eiskunstläufer ein Nürnberger war

16.2.2012, 14:00 Uhr
Als Europas bester Eiskunstläufer ein Nürnberger war

© Matejka

Herr Schramm, Sie sind viel unterwegs. Wo erreichen wir Sie denn gerade?

Als Europas bester Eiskunstläufer ein Nürnberger war

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Norbert Schramm: Ich bin gerade in New York. Derzeit lebe ich mitten im Herzen von New York, in Manhattan.

Warum die weite Reise?

Schramm: Ich arbeite hier als Fotograf. Fotografieren und das Showbusiness haben mich schon immer fasziniert. Hier ist einfach die Metropole für kreative Trends von morgen.

Was bedeutet Ihnen heute der 4. Februar 1982 noch?

Schramm: Sehr viel, an diesem Tag hatte ich etwas erreicht, was ich mir bis dahin nie hätte vorstellen können. Ich wollte meine bestmögliche Leistung zeigen und hatte mich damit in die Herzen der Zuschauer gelaufen. Selbst für mich überraschend, wurde ich an diesem Tag in Lyon zum Trendsetter und Europameister im Eiskunstlauf.

Ihr erster großer Titel. Wäre ohne EM-Gold möglich gewesen, was möglich wurde?

Schramm: Sicherlich nicht. Dieser Tag hat im Nachhinein mein ganzes Leben auf einen für mich neuen Weg gebracht.

Sie sind von Beruf Eiskunstläufer, Freischaffender Künstler, Fotograf, Regisseur — können sie sich ein Leben ohne kreative Phasen überhaupt vorstellen?

Schramm: Sie haben noch „Lebenskünstler“ vergessen, dazu braucht man einfach ganz viel Kreativität.

Auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere kannten Sie einer Umfrage zufolge 84 Prozent der Deutschen, in den vergangenen Jahren aber ist es mit Ausnahme eines Dschungelcamp-Aufenthalts ruhig geworden um Sie. Warum?

Schramm: Wenn man ständig in der Öffentlichkeit steht, passiert es leicht, dass man einen Weg einschlägt, der nicht mehr der eigene ist. Um darüber nachzudenken, habe ich mir eine Auszeit genommen.

Auch von teilweisen Gesichtslähmungen war zu lesen, die aber folgenlos geblieben sind. Haben die Erkrankungen ihr Leben verändert?

Schramm: Klar, mit so einer Erkrankung will einem der Körper mitteilen, dass es so nicht weitergeht. Man wird zur Pause gezwungen und bekommt die Möglichkeit, sein Leben neu zu überdenken. Das habe ich dann auch getan.

Was viele vielleicht nicht wissen: Sie sind 1960 in Nürnberg geboren. Erzählen Sie uns ein bisschen aus ihrer Kindheit.

Schramm: Auf dem Club-Gelände habe ich mit Rollschuhlaufen begonnen. Im Winter ging’s dann im Lindestadion aufs Eis. Was viel Spaß bedeutete. Von Anfang an wurde mir ein besonderes Talent für den Eiskunstlaufsport zugesprochen. Irgendwie scheinen diese Leute ja richtiggelegen zu haben.

Sie haben in nur fünf Jahren die Volksschulen in Eibach, Laufamholz und Mögeldorf durchlaufen. Warum das ständige Hin und Her?

Schramm: Meine Eltern hatten gebaut und wir sind dann eben umgezogen.

Was verbindet Sie heute noch mit Nürnberg?

Schramm: Ich bin nach wie vor gerne in Nürnberg. Hier sind einfach meine Wurzeln, hier ist meine Heimat.

Sie sind, so steht es jedenfalls auf Ihrer Internetseite, bereits 15-mal umgezogen, lebten zwischendurch in Ecuador und Argentinien. Können Sie sich vorstellen, dauerhaft einen festen Wohnsitz zu haben?

Schramm: Ich liebe es zu reisen und habe in all den Jahren gelernt, vor allem materielle Dinge wieder loszulassen. Einen festen Wohnsitz habe ich jedoch bereits, meinen Körper, und wo auch immer sich der aufhält, fühle ich mich zu Hause.

Welche Schlagzeile würden Sie in Zukunft gerne noch über sich lesen?

Schramm: Eigentlich keine. Ich habe schon für so viele Schlagzeilen in meinem Leben gesorgt, dass man fast schon behaupten könnte, ich bin meiner Vorratsdatenspeicherungspflicht für Schlagzeilen bereits vollkommen nachgekommen.

Und welche Überschrift würden Sie Ihrem Leben bis heute geben?

Schramm: Vom Künstler auf dem Eis zum Lebenskünstler. Ohne Pflicht wird das Leben zur Kür.

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