Duell mit Fünftligisten

Nächste Reise beginnt am Samstag: Erste Runde! Der Club und die Pokal-Autobahn

10.8.2023, 06:36 Uhr
Vorbeikommen schwer gemacht! Ivan Saenko und die späteren Pokalsieger brauchten 2006 in Cloppenburg Zeit zur Orientierung, fanden dann aber doch den Weg nach Berlin. 

© Carmen Jaspersen Vorbeikommen schwer gemacht! Ivan Saenko und die späteren Pokalsieger brauchten 2006 in Cloppenburg Zeit zur Orientierung, fanden dann aber doch den Weg nach Berlin. 

Ganz sicher Favorit war der Club im September 2006. Gehen sie davon aus, dass "mit entsprechendem Losglück im Pokal schnell ganz viel möglich ist", prophezeite Coach Hans Meyer vor der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde. Der Trainerfuchs sollte Recht behalten. Auf seiner ersten Station nach Berlin tat sich der spätere Pokalsieger, der in die Bundesliga-Saison 2006/07 nach drei Spieltagen ohne Gegentor von Rang eins grüßte, jedoch unerwartet schwer.

Der einige Spielklassen tiefer angesiedelte BV Cloppenburg begegnete dem Club an der Friesoyther Straße mit beherzter Abwehrarbeit, bremste den FCN so immer wieder erfolgreich in der Vorwärtsbewegung. Ivan Saenko und seine Mitstreiter konnten sich gegen einen in der Offensive derweil kaum auffälligen Oberligisten so zunächst nicht entscheidend in Szene setzen. Nach der Pause legte der FCN jedoch an Tempo und Esprit zu. Und der für Saenko eingewechselte Leon Benko für Ivica Banovic auf. Letzterer sorgte per Direktabnahme für das erlösende 1:0 und gute Laune beim mitgereisten Anhang. Die erste Runde war geschafft und der Club unfallfrei auf die Pokal-Autobahn aufgefahren.

Bräsigkeit im Garbsener Glutofen

Zuletzt war für den FCN 2020 gegen RB Leipzig und davor 2014 beim MSV Duisburg in der ersten Runde Schluss. Gleiches galt für die von Jetzt-Wieder-Nur-Sportvorstand Hecking trainierten Nürnberger im August 2012 in Havelse. Im Glutofen Wilhelm-Langrehr-Stadion brachte Alex Esswein den FCN früh in Front. Danach jedoch brachte ein bräsiger Club den Underdog zurück ins Spiel. In der Verlängerung war es Marc Vucinovic, der einen 3:2-Überaschungscoup amtlich machte. 21 Jahre zuvor hatte die rot-schwarze Pokalreise schon mal in Havelse begonnen, um dort ebenso abrupt zu enden.

"Deftig haben wir gerne gegessen": Uwe Wolf hat mit dem 1. FC Nürnberg schöne Erfolge, aber auch eine recht unangenehme Erstrunden-Niederlage erlebt. 

"Deftig haben wir gerne gegessen": Uwe Wolf hat mit dem 1. FC Nürnberg schöne Erfolge, aber auch eine recht unangenehme Erstrunden-Niederlage erlebt.  © Herbert Voll

Eine mögliche Erklärung für das damalige Ausscheiden lieferte vor dem Wiedersehen mit den Niedersachsen Uwe Wolf - in Form eine Schinkenplatte. "Deftig", so Nürnbergs ehemalige Defensivkraft, "haben wir gerne gegessen. Auf Auswärtsfahrten hatten wir immer Büchsenwurst dabei." Die Vorliebe für Herzhaftes teilte die Kraftmaschine mit Thomas Brunner und Jörg Dittwar. Vor dem Gastauftritt im Garbsener Stadtteil war der Vorrat des Trios aufgebraucht. Gleiches galt für Willi Entenmanns Verständnis. Der in solchen Dingen strenge Club-Coach verbannte Elfmeterspezialist Dittwar aus der Startelf - dieser hatte sich besagte Schinkenplatte aufs Hotelzimmer liefern lassen.

Am 17. August 1991 deutete zunächst eigentlich wenig darauf hin, dass der Bundesligist gegen den zwei Klassen tiefer notierten TSV die Segel streichen würde. Kurz vor der Pause adressierte Dieter Eckstein eine Maßflanke an eben jenen Uwe Wolf, der sie per Flugkopfball zur Führung nutzte. Doch nach knapp einer Stunde glich Havelse aus. Hatte der Club die Partie zuvor noch weitgehend unter Kontrolle, ging es nun hin und her. Ohne allerdings, dass einer Mannschaft in der regulären Spielzeit der Siegtreffer glückte.

Ab der 97. Minute musste der FCN ohne Uwe Wolf auskommen; ein ungestümes Foul an der Mittellinie bedeutete Gelb-Rot. Die Elfmeterentscheidung zu Ungunsten des Favoriten erlebte Wolf so von draußen. Mit Martin Wagner und dem späteren Nachwuchschef Rainer Zietsch scheiterten bereits die ersten beiden Club-Akteure an TSV-Schlussmann Stefan Beneking. Der FCN war nahe des Mittellandkanals zum ersten Mal Baden gegangen.

Ulm? Kein gutes Pokal-Pflaster - meistens

Nicht nur in Ulm, um Ulm und um Ulm herum ist derweil bekannt, dass den Erstrunden-Club mit dem dort ansässigen SSV eine unschöne Negativ-Trilogie verbindet. Im August 1937 schickten die Spatzen die Franken mit einer 1:4-Klatsche nach Hause. Im August 1994 brachte die Verlängerung in der Münsterstadt Ungemach (0:1). Und als Ergebnis, dass der Start in den Wettbewerb für den FCN wiederum das Ende bedeutete.

Zum dritten Erstrunden-Streich holten die Ulmer im August 2001 aus: Ein couragierter SSV nivellierte den Klassenunterschied zu lässigen Gästen. Spätestens, nachdem Thorsten Kinhöfer ein vermeintliches Foul von Tomasz Kos mit Elfmeter geahndet und Ulms Urgestein Dragan Trkulja diesen in den 2:1-Siegtreffer umgemünzt hatte, war auch dem letzten Nürnberger klar, dass man um diese Pokalstadt lieber einen großen Bogen macht. Half aber alles nichts. Im August 2021 musste der Erstrunden-Club wieder nach Ulm. Eine vierte Auftakt-und-damit-Auch-Abschluss-Niederlage verhindert dort allerdings Taylan Duman, der Nürnberg sehenswert weiterschlenzte.

Auch im September 1935 überstand der FCN die erste Runde durch ein 2:1 beim VfB Leipzig übrigens unbeschadet. Mehr noch: Nachdem die von Richard Michalke trainierte Mannschaft Vereine wie Polizei SV Chemnitz oder Minerva Berlin verabschiedet hatte, fand sie sich Anfang Dezember im Düsseldorfer Schneeregen und im Finale wieder. Im Finale eines Wettbewerbs, der nach englischem Vorbild in diesem Jahr erstmals als deutscher Pokalwettstreit austragen wurde. Einem Finale, das der Club gegen den FC Schalke für sich entschied.

Muckl Eiberger aus der Nahdistanz und sein auch aus 30 Metern treffsicherer Sturmpartner Schorsch Friedel hießen die Männer, die einen nicht zwingend favorisierten FCN bei der Premiere des Wettbewerbs zum ersten Titelträger machten.

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