Fäuste flogen bei der Partie des TSV Weißenburg

18.10.2010, 07:32 Uhr
Fäuste flogen bei der Partie des TSV Weißenburg

© Mühling

Der Weißenburger Dominik Hamann, der von Wendelsteins Tolga Dogan bespuckt worden war, revanchierte sich mit Faustschlägen ins Gesicht seines Gegenspielers. Weil sich die Szene direkt vor der FV-Ersatzbank (und übrigens auch vor dem Linienrichter) abspielte, stürmten Betreuer und Ersatzspieler der Gäste wie von der Tarantel gestochen auf den Platz. Es schlossen sich tumultartige Szenen mit weiteren Handgreiflichkeiten, aber auch mit Schlichtungsversuchen von beiden Seiten an.

Schiedsrichter Marco Meier und seine Assistenten sahen in dieser Situation keine andere Möglichkeit mehr, als das Spiel abzubrechen und sich in die Kabine zurückziehen. Dort war das Gespann auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu einer Stellungnahme bereit. Mit dem Eklat muss sich nun das Sportgericht auseinandersetzen und entscheiden, wie das Match gewertet wird, oder ob es zu einem Wiederholungsspiel kommt.

„Unentschuldbares Verhalten“

Total enttäuscht war auf Weißenburger Seite am Ende nicht nur Trainer Winfried Zischler. „Mit solch einer Aktion ist alles andere vergessen“, klagte er und meinte damit die Tat­sache, dass sich die Weißenburger zu­vor sportlich den Sieg und damit den Sprung in die Spitzengruppe erkämpft hatten. Auch wenn Hamann von seinem Gegenspieler provoziert worden sei, dürfe man sich keinesfalls einen solchen Ausraster erlauben, unterstrich der Coach. Auch TSV-1860-Spartenleiter Roland Mayer sprach von einem „unentschuldbaren Verhalten“.

Auf der Homepage des Vereins und in einer Pressemitteilung hat sich Mayer sogar im Namen der gesamten Fußballabteilung von dem betreffenden Spieler distanziert und dessen Verhalten verurteilt – egal welche ­Provokation vorausgegangen sei. Der Spieler, so Mayer, werde nie mehr für den TSV 1860 Weißenburg auflaufen.

Der FV Wendelstein wird mit seinem Akteur womöglich genauso verfahren. Am Montag Abend soll in einer ­Sitzung über den Ausschluss gesprochen werden, wie FV-Präsident Gerard Monin gegenüber unserer Zeitung sagte. Und weiter: „Die beiden Vereine trifft keine Schuld, aber wir dürfen das Verhalten der betreffenden Spieler nicht dulden.“ Wendelstein und Weißenburg hätten in den vergangenen Jahren stets ein gutes Verhältnis gepflegt. Monin: „Der TSV 1860 hat eine sympathische Truppe.“

Die Spuckattacke des FV-Spielers habe er nicht gesehen, sie sei ihm aber von mehreren Seiten bestätigt worden, erklärte der Wendelsteiner Vereinschef. Die Reaktion des Wei­ßenburger Spielers sei natürlich noch weit weniger akzeptabel, „denn ein Faustrecht gibt es nicht auf dem ­Fußballplatz.“

Was die Spielwertung anbelangt, zeigte sich Monin als äußerst fairer Verlierer. Der FV werde den 2:0-Sieg der Weißenburger nicht anfechten und werde weder ein Wiederholungsspiel noch eine Wertung zugunsten von Wendelstein beantragen. Denn: „Der TSV 1860 hat das Spiel in der Schlussphase verdient gewonnen.“ Dem jungen Schiedsrichtergespann attestierte Monin, in der heiklen Situation „hervorragend agiert“ zu haben. Der FV-Präsident ist im Übrigen auch Mitglied des Sportgerichts der Bayernliga.

Nach der Eskalation auf dem grünen Rasen muss die Entscheidung nun also am grünen Tisch fallen. Der 2:0-Sieg ist erst einmal hinfällig. Diesen hatten sich die Weißenburger in der zweiten Halbzeit erarbeitet. Im ersten Durchgang war Wendelstein spielbestimmend gewesen, hatte jedoch bei einem Lattentreffer Pech gehabt. Im zweiten Abschnitt kamen dann die Hausherren besser ins Spiel und gingen in der 65. Minute durch eine Co-Produktion der Zischler-Brüder in Führung: Tizian spielte einen Freistoß gefühlvoll in den Strafraum, Maximilian startete durch und köpfte überlegt zum 1:0 ein.

Der FV drängte auf den Ausgleich, doch die TSV 1860-Deckung und Keeper Simon Böhm hielten einmal mehr in dieser Saison ihren Kasten sauber. Die vermeintliche Entscheidung besorgte dann Tom Riedel mit dem 2:0 durch einen Freistoß, den er genau in den Torwinkel setzte (86.). Was dann folgte, hatte mit Fußball leider nichts mehr zu tun. Selbst langjährige Sportplatzgänger konnten sich nicht erinnern, derart schlimme Szenen schon einmal bei einem Spiel gesehen zu haben. Bei beiden Hauptbeteiligten floss sogar Blut, der Wendelsteiner erlitt einen Nasenbeinbruch.

 

TSV 1860 Weißenburg: Böhm, Fuchs, Berthold, Seitz, Struller, Tizian Zischler, Aga, Maximilian Zischler, Bierlein, Hofer, Riedel (Einwechselspieler: Hamann, Schwenke, Bashaj).

FV Wendelstein: Tschinkl, Scheuenstuhl, Bauersachs, Otto, Akel, Klieber, Majkowski, Bömoser, Stark, Marciana, Tempke (Einwechselspieler: Farhan, Bal, Dogan).

Schiedsrichter: Marco Meier; Zuschauer: 100; Tore: 1:0 Maximilian Zischler (65.); 2:0 Tom Riedel (86.).

Keine Kommentare