Andreas Dörr ist beim TSV Roßtal auf Abschiedstour

14.3.2019, 18:40 Uhr
Andreas Dörr ist beim TSV Roßtal auf Abschiedstour

© Foto: Wolfgang Zink

Dass der TSV Roßtal Anfang März bereits zehn Siege und 21:17 Punkte vorweisen kann, damit hatten in der Region im Sommer die wenigsten gerechnet. Den "Ruf als starker Aufsteiger" habe sich die Mannschaft erarbeitet und verdient, unterstreicht Coach Andreas Dörr. Auch, weil sich der TSV nicht verstärkt hatte, seien selbst innerhalb des Vereins kritische Stimmen ob der Landesliga-Tauglichkeit aufgekommen.

Zweifler belehrt

Allen voran mit der traditionellen Heimstärke – sieben von zehn Siegen wurden in Roßtal eingefahren – belehrte der Aufsteiger die Zweifler eines Besseren. Trumpf von Dörrs Team ist das Kollektiv. "Wir sind eine homogene Mannschaft, das macht uns auch so stark", erklärt der 39-Jährige im FN-Gespräch. Ein großer Pluspunkt sei, dass "eigentlich jeder Spieler Tore erzielen kann". Grundsätzlich leiste sich der TSV zwar auch "etliche technische Fehler", doch der Kampfgeist sei enorm.

Das beste Beispiel für Dörr ist da das Auswärtsspiel im Fichtelgebirge zum Rückrundenauftakt. Beim Last-Minute-Erfolg (22:21) lag Roßtal phasenweise bereits mit sieben Toren hinten und drehte am Ende den Spieß doch noch um. "Wir kämpfen und lassen uns nicht hängen. Im Fichtelgebirge haben wir an uns geglaubt und wie es der Handballgott so wollte, das Spiel tatsächlich noch gedreht", denkt Dörr gerne an den dritten und bis dato letzten Auswärtssieg in dieser Saison zurück. Schätzungsweise braucht der TSV seiner Meinung nach in dieser Saison 26 Punkte, um die Klasse zu halten – fehlen also nur noch fünf Zähler. Eines der "sehr spannenden Endspiele" gewannen die Roßtaler am Samstag, als die Drittliga-Reserve des TV Erlangen-Bruck mit 31:24 in die Schranken verwiesen wurde.

Von einer Vorentscheidung im Kampf gegen den Abstieg will Dörr aber noch nichts wissen. "Ich gehe im Moment von vier Absteigern aus. Wir sollten also möglichst im Mittelfeld landen", gibt Roßtals Coach die Marschroute vor. Aktuell stehen acht Mannschaften hinter dem TSV. Trotz der wichtigen Phase der Saison setzt Dörr weiter unentwegt auf den Nachwuchs. Zuletzt gab der gebürtige Saarländer mit Dave Rößl und Nicolas Schatz zwei A-Jugendlichen Einsatzzeiten. "Die A-Jugend spielt in der Bayernliga. Warum soll man denen nicht die Chance geben?", so sein Credo.

Ihr gesamtes Potenzial habe die Mannschaft noch nicht abgerufen. "Ich sehe immer Luft nach oben", sagt Dörr, der anfügt: "Was ich öfters kritisiere: Es wird nicht über die gesamte Trainingszeit am Limit gearbeitet." Er müsse allerdings auch sehen, dass Handball in Roßtal eben nur Hobby sei. "Ich verstehe auch, wenn jemand einen schweren Arbeitstag hatte, gesundheitlich angeschlagen ist oder private Angelegenheiten zu regeln hat. Da kann man manchmal nicht 100 Prozent bringen", gibt sich der TSV-Coach verständnisvoll. Der einstige Juniorennationalspieler und Regionalliga-Torjäger braucht allerdings immer ein wenig, um das zu begreifen: "Ich darf das nicht mit meiner Zeit, in der ich den Handball halbprofessionell betrieben habe, vergleichen. Ich habe mich für den Handball aufgeopfert. Davon muss ich mich ein wenig distanzieren."

Bei der Frage nach Saison-Höhepunkten und -Tiefpunkten denkt Dörr sofort an die deftige 26:35-Auswärtsniederlage in Kunstadt vor der Winterpause, wo "wirklich gar nichts funktioniert hat". Top waren dagegen die Heimsiege gegen Spitzenteams wie Lauf (31:30) und vor allem Cham (31:23), das trotz seiner Ex-Nationalspieler in Roßtal nichts holen konnte.

Dörrs Engagement, der in der Winterpause der Saison 2017/18 das Ruder übernommen hat, ist nach dieser Spielzeit allerdings zu Ende. Aus privaten Gründen legt er sein Amt nieder. Den Vorstand hat er Anfang Februar darüber informiert, das Team vor rund zwei Wochen. Es habe "definitiv nichts mit der Mannschaft zu tun", die Entscheidung habe er sich auch wahrlich nicht leicht gemacht.

Kandidatensuche läuft

Den handballverrückten Ort Roßtal hat Dörr in sein Herz geschlossen. Ihm gefällt "das gute Jugendkonzept", das vielen Spielern den Sprung in die erste und zweite Mannschaft ermöglicht. Auch das begeisterungsfähige Publikum, das "immer hinter dem Team steht", sei nicht alltäglich. Das sind alles Dinge, die Dörr vermissen wird. Dennoch soll ab Sommer sein Nachfolger den erfolgreichen Weg weitergehen. Die Suche nach einem geeigneten Kandidaten läuft auf Hochtouren. Auf seiner Abschiedstournee will der sympathische Saarländer die restlichen Spiele vor allem auch genießen.

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