Anführer Zulj trifft einmal pro Saison gegen den Club

6.3.2017, 13:39 Uhr
Robert Zulj (rechts) erinnert sich an sein Tor: "In kurzer Zeit muss ich entscheiden: Spiele ich ihm den Ball weiter ins Loch oder schieße ich?" Er schießt - und der Ronhof steht Kopf.

© Zink Robert Zulj (rechts) erinnert sich an sein Tor: "In kurzer Zeit muss ich entscheiden: Spiele ich ihm den Ball weiter ins Loch oder schieße ich?" Er schießt - und der Ronhof steht Kopf.

So schnell kann das gehen im Fußball - und gerade bei Robert Zulj. Der 25-Jährige polarisiert mit seiner Spielweise wie kein anderer im Kader der Fürther. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, er habe einmal als Tribünengast ein Kleeblatt-Lied verhöhnt. Außerdem galt er in der Vergangenheit nicht unbedingt als Krieger, sondern als Schönspieler, der den Rückwärtsgang nicht findet, wenn es nicht läuft. Gleichzeitig aber waren in jeder Transferperiode seine Ambitionen ein Thema: Die Bundesliga darf’s schon sein.

Mit diesem Image aber ist seit der Winterpause Schluss. Der Österreicher, der im Sommer 2014 von RB Salzburg an den Ronhof gekommen war, hat die Starallüren abgelegt und ist 2017 das Herz dieser Mannschaft. Er arbeitet nach hinten und ist vorne immer gefährlich.

Seine Saisontore zwei und drei in diesem Jahr sind daher nur konsequent. Und dass er nun auch im Derby traf - vielleicht gar kein Zufall? Es ist immerhin schon sein dritter Treffer gegen Nürnberg. Ist ausgerechnet er, dem man die Identifikation in Abrede stellte, ein Derby-Spezialist? "Das glaube ich nicht, von einem Spezialisten bin ich weit weg", sagt er mit ernster Miene.

Wer nicht schießt, kann auch nicht treffen

Wohl aber in Sachen Selbstreflexion. "Dass es vor ein paar Monaten nicht so schön war, wisst ihr, genauso gut wie ich", erzählt er nach Schlusspfiff in der Interviewzone. "Trotzdem habe ich den Fokus immer auf das Fußballspielen gelegt, nicht auf irgendwelche Meinungen von Fans." Mit den Leistungen im neuen Jahr fühle er sich "belohnt für die tagtägliche Arbeit, die ich leiste".

Gegen den Club war es ein Duseltor freilich, denn die krumme Flugbahn hatte der Ball dadurch bekommen, dass Landsmann Georg Margreitter abgefälscht hatte. Doch wer nicht schießt, kann auch nicht treffen - Zulj probierte es in dem chancenarmen Spiel am öftesten von allen auf dem Feld: fünfmal.

Die Szene des Spiels beschreibt der Österreicher mit kroatischen Wurzeln so: "Sercan (Sararer, d. Red.) bekommt den Ball außen, dribbelt zwei Spieler aus, spielt mich gut an, ich drehe mich, in kurzer Zeit muss ich entscheiden: Spiele ich ihm den Ball weiter ins Loch oder schieße ich?" Im Nachhinein kann er sagen: Es war die richtige Entscheidung. "Gott sei Dank ist er dann auch so reingegangen." Auch dank Margreitter, mit dem Zulj schon vor acht Jahren zu tun hatte: Als 17-Jähriger durfte er bei LASK Linz mit der "Kampfmannschaft" üben, "da war er sogar Kapitän, wenn ich mich nicht täusche".

Platz fünf ist in Sicht

Eine Art Anführer ist Zulj inzwischen auch, wie Margreitter ohne Binde, aber mit einem fordernden Trainer im Rücken. Kaum waren die Freudengesänge der Kleeblatt-Fans abgeebbt, hob Janos Radoki schon wieder den Zeigefinger: "Wichtig ist, dass er sich auf seinem Erfolg nicht ausruht."

Das gilt auch für die gesamte Mannschaft, denn der Blick auf die Tabelle, den bei einem Sieg auch der Club hätte genießen können, ist durchaus verlockend: Nach Wochen des nach hinten Absicherns ist plötzlich Platz fünf in Reichweite. Präsident Helmut Hack wird bald wieder über die Bedeutung der Fernsehgelder referieren.

"Die Blickrichtung auf Platz fünf gehe ich nicht mit", wehrt sich aber Radoki noch. Intern sei die Tabelle überhaupt kein Thema, "ich erwähn’s nicht, die Mannschaft auch nicht".

In die Kerbe schlägt auch Robert Zulj, der vorsichtig geworden ist. "Letzte Saison haben wir oft genug die Möglichkeit gehabt, dass wir auf Platz drei oder vier landen vor einem Spiel. Ich glaube, das ist dann für den Kopf nicht so gut." Ein Derbysieg aber wiederum umso mehr.

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