Auf das Pokal-Aus folgen günstige Club-Prognosen

21.12.2017, 21:55 Uhr
Fingerzeig? Ob's für den FCN wirklich nach oben geht, haben die Schützlinge von Michael Köllner und Andreas Bornemann selbst in der Hand.

© Sportfoto Zink / DaMa Fingerzeig? Ob's für den FCN wirklich nach oben geht, haben die Schützlinge von Michael Köllner und Andreas Bornemann selbst in der Hand.

Zumindest für Michael Köllners Familie hatte das Aus des 1. FC Nürnberg im Achtelfinale des DFB-Pokals fast schon dramatische Folgen. "Zu Weihnachten gibt‘s jetzt heuer nix", verkündete der Trainer am Tag nach dem 0:2 nach Verlängerung gegen den VfL Wolfsburg. Auch wenn dem Club am Dienstag rund 1,3 Millionen Euro durch die Lappen gegangen sind, ernst gemeint war der Oberpfälzer Gabentischboykott natürlich nicht.

Köllners entspannter Umgang mit der unglücklichen Niederlage ließ erahnen, dass das finale Pflichtspiel des Jahres den positiven Gesamteindruck, den seine Mannschaft in den vergangenen sechs Monaten hinterlassen hatte, nicht wirklich zu trüben vermochte. Warum auch, hatte der Zweitliga-Dritte dem etablierten Bundesligisten doch über weite Strecken einen leidenschaftlichen und fußballerisch ansprechenden Pokalfight auf Augenhöhe geliefert und dabei dummerweise nur das Toreschießen vergessen.

In der Verlängerung ließen die Kräfte nach, Wolfsburgs Qualität wurde noch sichtbarer, die Partie nahm eine aus FCN-Sicht ungünstigen Verlauf. Dennoch hatte sich der Club in dieser Partie mit seinem couragierten Auftritt Respekt verschafft, und dass sich VfL-Coach Martin Schmidt mit dem tröstlichen Hinweis verabschiedete, man werde sich ja nächstes Jahr in der Bundesliga wiedersehen, muss wohl durchaus nicht nur als höfliche Floskel interpretiert werden.

Bornemann bittet um Ruhe

Am Valznerweiher zuckt man bei solchen Prognosen allerdings immer noch ein bisschen zusammen, obwohl die Tabellenkonstellation durchaus zu etwas forscheren (An-)Sprüchen verführen könnte. Andreas Bornemann jedenfalls mag das kollektive Gerede von der einmaligen Aufstiegschance, die sich heuer mangels klarer Favoriten biete, nicht mehrhören. Gerade ihre Ausgeglichenheit mache diese 2. Liga ja so schwierig, findet der Sportvorstand, neben dem Club witterten etliche andere Vereine ihre Chance.

Bornemann weiß, dass "mit jedem Spieltag, an dem du merkst, dass du da oben konkurrenzfähig bist, die Begehrlichkeiten wachsen". Nun aber ständig den Aufstieg als Ziel zu proklamieren, helfe niemandem, "auch der Mannschaft nicht".

Natürlich werde man die zweite Saisonhälfte mit "Entschlossenheit, Zielstrebigkeit und großer Konsequenz" angehen, verspricht Köllner, für ihn sei aber vor allem wichtig, "wie sich die Mannschaft entwickelt". Vieles gelinge ihr phasenweise schon sehr gut, etwa Spielaufbau und -struktur. Dennoch will der Trainer in der Rückrunde noch an einigen Stellschrauben drehen: "Manche Dinge müssen noch besser werden." Bleibe man von Verletzungen verschont und komme dann noch "das nötige Matchglück" dazu, habe man gute Chancen, "da oben mitzuspielen". Als wichtigen Faktor erachtet Köllner auch den Charakter seiner Schützlinge, "das ist mittlerweile eine superintakte Mannschaft mit wunderbaren Menschen".

Ob all diese wunderbaren Menschen angesichts auslaufender Verträge auch 2018 noch das Club-Trikot tragen werden, ist weiterhin offen. "Stand heute gehen wir davon aus, dass alle Spieler zum Trainingsauftakt am 3. Januar hier sein werden", sagt Bornemann. Heißen muss das natürlich nichts, die Transferfrist läuft bis Ende Januar, und auch in den Vorjahren verabschiedeten sich Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller erst später gen Gelsenkirchen.

Köllners Christkind-Erfahrungen 

Sollten tatsächlich Profis wie Cedric Teuchert, Kevin Möhwald oder Tim Leibold den Verein im Winter verlassen, würde das zumindest Köllner klaglos akzeptieren. "Ich nehme die Dinge an, wie sie sind", betont der 47-Jährige, man müsse "dann eben wieder so justieren, dass es passt." Und dass selbst das Christkind nicht alle Wünsche erfüllt, habe er schon als Kind erfahren müssen, verriet Köllner schmunzelnd: "Ich habe trotzdem weitergelebt." 

21 Kommentare