"Auf den Deckel bekommen": Club arbeitet Klatsche auf

12.10.2018, 06:00 Uhr

© Foto: Sportfoto Zink

"Langsam", erzählt Enrico Valentini, "kommt wieder etwas Normalität rein und das Unwohlsein ist weg." Es sei nun nicht mehr ganz so schmerzhaft, wenn er darüber nachdenkt, was in Dortmund und vor fünf Tagen in Leipzig alles schief gelaufen ist. Das Martyrium wurde dem Rechtsverteidiger des 1. FC Nürnberg und seinen Mitspielern noch einmal vom Trainer detailliert vor Augen geführt, die Schocktherapie soll diesmal Wirkung zeigen.

"Wir haben das knallhart auf den Deckel bekommen", berichtet Valentini von einer Fehleranalyse bis ins kleinste Detail. Nach dem 0:7 in Dortmund hatte man noch auf eine lästige Aufarbeitung aus zwei Gründen verzichtet: Einer war der enge Terminplan und das bereits bevorstehende Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Zum anderen wählte man bewusst den Ansatz, die Schmach auszublenden, um, wie es Abwehrchef Georg Margreitter formulierte "es nicht zu verhirnen". Der 3:0-Erfolg schien dieser Methode recht zu geben. Nur folgte prompt ein 0:6-Debakel in Leipzig. "Die Bilder haben uns diesmal die Augen geöffnet. Bei mir ist es angekommen. Ich denke nicht, dass es noch einmal passiert", versichert der Abwehrspieler, der sich selbst an der Ehre gepackt fühlt. Die wichtigste Erkenntnis aus dem Videostudium: "Jeder einzelne und ich als allererstes hat gesehen, dass das so nicht geht. Und das geht auch in der zweiten oder dritten Liga nicht. So kannst du nicht spielen."

Weil die Laufleistung und das Zweikampfverhalten nichts mit Bundesligafußball zu tun hatten, will Valentini die offensichtlich bedingungslose Offensivausrichtung des Trainers erst gar nicht anzweifeln. "Wir brauchen nicht über die Taktik zu reden, sondern über die Leistung eines jeden Einzelnen, der sich da an die Nase fassen muss." Dass in diesen Tagen die Schulterklopfer in der Unterzahl sind und der gebürtige Nürnberger sich öfter kritische Sprüche gefallen lassen muss, "gehört auch dazu", findet der 29-Jährige: "Wir müssen auf uns schauen und unsere Dinge in den Griff kriegen. Wir haben auch momentan wenig Argumente dagegen."

Der Glaube hilft ihm, um abzuschalten

Die Diskrepanz zwischen seinem Leben als Profi und seinem Leben als Familienmensch könnte im Moment kaum größer sein. Der Rechtsverteidiger erwartet mit seiner Frau Xenia in diesen Tagen das erste Mal Nachwuchs. Kein sportliches Debakel könnte Valentinis Vaterfreuden auch nur im Ansatz trüben. "Ich bin ein gläubiger Mensch. Ich kann relativ schnell abschalten und mich auf das konzentrieren, was wichtig im Leben ist", erzählt Valentini. Mit schlechter Laune kommt der Deutsch-Italiener deshalb auch nie vom Sportplatz wieder nach Hause. "So eine Niederlage tut sportlich sehr weh. Aber ich darf und kann und will das auch nicht mit in mein Privatleben nehmen, weil
meine Mitmenschen nichts dafür können", lautet sein Standpunkt.

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