Auf schnellstem Weg zum Box-Millionär

24.5.2013, 14:38 Uhr
Auf schnellstem Weg zum Box-Millionär

© Roland Fengler

Damit das mit den Millionen schneller geht, promotet Alexander Awdijan seinen Sohn ab sofort selbst. „15 bis 20 Kämpfe“, sagt er, seien es bis zu einem Millionenvertrag. Auch die übrigen Kämpfer, die am Sonntag ab 18 Uhr in den Ring steigen, promotet Awdijan:

Wanik Awdijan fährt auch nach vier Profiboxkämpfen noch einen VW Golf. Das passt eigentlich nicht so recht in die Lebensplanung, Wanik träumt von „irgendeinem teuren, dicken Auto“. Aber noch ist der jüngste Profiboxer Deutschlands auch nicht am Ziel seiner Träume und seiner Leistungsfähigkeit: „Zehn, 15 Prozent“ seines Potenzials, sagt Wanik Awdijan, habe er gerade einmal abgerufen. In seinen vier Profikämpfen wurde er trotzdem noch kein einziges Mal ernsthaft getroffen. Er gilt als unheimlich schnell in den Schlägen, flink in der Beinarbeit. Das Talent, sagt sein Vater, sei riesengroß.

Alex’ Träume von der Zukunft sind dieselben seines Sohnes. „Wir werden in die USA gehen und da wird Wanik mein ,Million Dollar Baby‘ werden“, sagt Alexander Awdijan und grinst. Das Fitnessstudio in der Kohlenhofstraße wird er dann wohl verkaufen, „in zwei, drei Jahren“, wenn Wanik in Las Vegas oder Los Angeles boxt und nicht mehr in der Fürther Stadthalle.

Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Dafür trainiert der Sohn sehr hart, siebenmal in der Woche, zwei- bis dreimal am Tag. Eine halbe Stunde muss Wanik dann zum Beispiel ununterbrochen mit voller Kraft in den Sandsack schlagen, dazu trägt er eine zehn Kilo schwere Bleiweste. „Danach bin ich richtig fertig, aber wenn ich die Weste ausziehe, flieg’ ich.“

An die frische Luft geht Wanik seit einigen Tagen kaum noch — „die Gefahr ist zu groß, dass ich mich erkälte“. Zur Abwechslung hat er sich eine PlayStation ins Büro gestellt. Manchmal kommen die Clubprofis Plattenhardt, Chandler und Gebhard vorbei zum Spielen. Am Sonntag werden sie ihn anfeuern. Auf seinem nächsten kleinen Schritt zum Millionär.

Mehmedi: "Berühmt zu sein war schon immer mein Traum“

Flamur Mehmedi ist zur Schulzeit mit seinem kleinen Bruder in Nürnberg oft gehänselt worden. „Die haben uns auch geschlagen“, erinnert sich der 17-Jährige, der damit Deutschlands jüngster Kickbox-Profi ist. Irgendwann wurde es seinem Vater zu viel und er begann, mit seinen Söhnen zu boxen. Flamur war damals gerade einmal neun Jahre alt.

„Das ging nicht darum, die anderen zu vermöbeln, sondern uns selbstbewusster zu machen. Wir hatten bald endlich das Gefühl, dass wir nicht nur Dreck sind, wie die anderen immer behauptet haben“, sagt Mehmedi. Das habe funktioniert und, ja, die ein oder andere Faust hätte ihm dann auch in der Schule noch geholfen.

Mittlerweile befindet er sich im zweiten Lehrjahr zum Industriemechaniker, träumt aber vom Ruhm eines Kickbox-Weltmeisters. „Berühmt zu sein und in den USA zu leben waren schon immer mein Traum.“

Am Sonntag geht es erst einmal um den deutschen Kickbox-Titel (ISKA) im Mittelgewicht. Sein Vater wird als Trainer, Manager und Mentor am Ring stehen, seine Mutter eher nicht. „Die mischt sich da nicht ein“, sagt Flamur Mehmedi. Selbst wenn ihn am Ende alle ausbuhen sollten, ist ihm das übrigens egal — „solang der Trainer zufrieden ist. Wenn der sagt, alles war gut, dann bin auch ich stolz“.

Arthur Abraham als großes Vorbild

Richie Aranchi ist in der Südstadt aufgewachsen. Bevor er auf der Straße rumhängt, sagte Alexander Awdijan, solle er etwas Sinnvolles machen. So ist Aranchi mit zwölf Jahren zum Boxen gekommen, am Sonntag hat er seinen ersten Profikampf. „Arthur Abraham ist wie ich Armenier. Und er ist mein großes Vorbild“, sagt er.

Der 19-Jährige hat noch eine Karosseriebauerlehre abgeschlossen, arbeitet nun jeden Tag acht Stunden in seinem Beruf. „Das ist schon hart, jeden Abend zum Training zu gehen“, sagt er. „Aber da muss ich durch.“ Für eine Freundin hat er daher gar keine Zeit.

Moritz Zitzmann (20) war einst deutscher Jugend-Vizemeister im Judo. „Dabei hätte ich lieber geboxt, aber meine Eltern wollten nicht, dass ich etwas mit Schlagen mache“, sagt der Mathematikstudent. Seitdem er volljährig ist, sagen seine Eltern das immer noch, aber jetzt macht er es trotzdem. „Sie müssen nicht hinter dem Sport stehen“, findet er. „Mir ist es wichtiger, dass sie hinter mir stehen.“

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