Aufstieg zum Abschied: Warum Möhwald den Club verlässt

15.5.2018, 05:57 Uhr
Verlässt den Club nach drei Jahren: Kevin Möhwald.

© Sportfoto Zink/Ogo Verlässt den Club nach drei Jahren: Kevin Möhwald.

Drei Jahre hatte Kevin Möhwald jetzt Zeit, den 1. FC Nürnberg kennen zu lernen. Den 1. FC Nürnberg und viele Kollegen, von denen er jetzt auch weiß, wie sie sich in einer der schönsten Übungen neben dem Fußball schlagen. Wer am besten Bier trinken kann, wird Möhwald also gefragt nach einer Woche, in der sie viele Gelegenheiten dazu hatten. Er zählt dann seine persönlichen Favoriten auf: Federico Palacios, Tim Leibold, Hanno Behrens. Er selbst, sagt Möhwald, trinkt gar nicht so gerne Alkohol, er hatte also ausreichend Gelegenheit zur Feldstudie.

Er wird sein Wissen mitnehmen in eine andere Bundesligastadt. Dass es nach Bremen geht, wollte Möhwald auch am Sonntag nicht bestätigen. Nur dass er umziehen wird, das ist klar. Wenn er dann ankommt in Bremen oder irgendwo, dann kann er schöne Geschichten erzählen über diesen 1. FC Nürnberg, für den er in den drei Jahren seit seinem Wechsel aus Erfurt tatsächlich ein Experte geworden ist. Wie er seinen zukünftigen Kollegen diesen Verein beschreiben wird? "Wahnsinn", sagt Möhwald, "in jeglicher Hinsicht".

Den Wahnsinn hat auch er mitgeprägt, seit seinem ersten Arbeitstag im Zabo. Es kam damals ein talentierter Drittligaspieler. Einer, der in seiner ersten Saison miterleben musste, wie der Traum von der ersten Liga in der Relegation platzte. Einer, der sich in seiner zweiten Saison zum Führungsspieler machte, mit seinen vier Toren und zwölf Torvorlagen aber damit auch nichts daran änderte, dass der Club um ein Haar als Drittligist geendet wäre.

Nach seiner letzten Saison darf er sich jetzt als Aufsteiger verabschieden. Als einer, der zwar sieben Tore schoss, aber nur noch eine Torvorlage vorzuweisen hat. Er ist ein seriöserer Spieler geworden in diesen drei Jahren, das glaubt Möhwald von sich selbst. Einer, so sagt er es, den seine Zeit beim Club "sportlich, aber auch als Persönlichkeit" weitergebracht hat.

Dass diese Persönlichkeit sich jetzt einen neuen Verein, neue und bessere Verdienstmöglichkeiten sucht, war bald klar. "So ist der Profifußball", sagt dazu sein Trainer, der ja noch ein paarmal Abschied nehmen muss. Es gibt Spieler, deren Verträge auslaufen und denen man nicht hinterhertrauert, wie man das bei Möhwald macht.

Da ist es der Verein, der sich trennen will, um Platz zu schaffen für andere Spieler, von denen sie hoffen, dass sie sie noch ein bisschen stärker machen. Einer dieser Spieler wäre Möhwald gewesen, aber Michael Köllner will sich nicht grämen, obwohl er weiß, dass es wahrscheinlich einfacher wäre, mit dem, was auf sie zukommt, zurechtzukommen mit Möhwald an ihrer Seite. Es lässt sich nicht mehr ändern, Köllner will Möhwald als den Menschen in Erinnerung behalten, als den er ihn kennengelernt hat.

Nicht als den Fußballspieler, der den gemeinsamen Weg eben nicht mehr mitgehen wollte. "Er soll erfolgreich weiterspielen", sagt Köllner, dann folgt noch ein Satz, der mehr als eine Ahnung davon vermittelt, warum es dem sehr unerfahrenen Zweitligatrainer Köllner in dieser Saison gelungen ist, alle von dem einen Ziel und vor allem von seiner, Köllners Herangehensweise an dieses Geschäft zu überzeugen: "Egal, wo und unter welchen Voraussetzungen ich Kevin wieder treffe, es werden sich zwei Menschen treffen, die sich gerne haben."

Bald 25 Jahre alt ist Möhwald beim 1. FC Nürnberg geworden, 87 Spiele in der 2. Liga hat er für den Club absolviert. Vielleicht ist es da an der Zeit, etwas Neues zu wagen, auch wenn der Zeitpunkt unglücklich gewählt scheint, mitten hinein in all die Freude.

Vielleicht ist es auch genau der richtige Zeitpunkt. Weil, dass die Menschen rund um diesen Club ganz ähnlich denken wie Köllner, das merkte man in der 86. Minute als Möhwald ein letztes Mal vom Platz ging und Lukas Mühl wich. Applaus brandete auf, es war laut, ein letztes Mal haben sie seinen Namen gerufen.

Wirklich übel will ihm diesen Abschied niemand mehr nehmen, obwohl sie eine zeitlang schon etwas böse waren auf ihn. Sie haben ihm längst verziehen. Ein richtiger Abschied, sagt Möhwald, wird es ja sowieso nicht. Er will jetzt Mitglied werden beim 1. FC Nürnberg, sagt er. Dann geht er, zurück zu den Biertrinkern. "Es war mir eine Ehre", sagt er auch noch.

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