Azemi sucht Anschluss: Angreifer ackert für Comeback

25.7.2016, 08:15 Uhr
Ilir Azemi ackert für sein Comeback beim Kleeblatt. Doch es ist wohl noch ein weiter Weg.

© Sportfoto Zink / WoZi Ilir Azemi ackert für sein Comeback beim Kleeblatt. Doch es ist wohl noch ein weiter Weg.

Die Aufmerksamkeit war Ilir Azemi am Wochenende gewiss. Doch nicht etwa wegen einer starken Leistung auf dem Platz im Testspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Sondern weil sich jemand auf Facebook unter seinem Namen positiv über den Amoklauf von München geäußert hatte. Azemi selbst ist entrüstet, dass man ihm eine derartige Entgleisung zutraut: "Das ist eine Frechheit, jeder Mensch mit normalem Verstand kann das nicht gut finden." Der Verein will nun gegen die falschen Ilir-Azemi-Profile in dem Internet-Netzwerk vorgehen, von denen es rund ein halbes Dutzend gibt. Juristisch ist das alles andere als einfach.

Leicht hat es Azemi derzeit auch auf dem Platz nicht. Schon vor der Abreise ins Trainingslager drosselte Kleeblatt-Präsident Helmut Hack die Erwartungen an den Publikumsliebling: "Bei Ilir streikt zu diesem Zeitpunkt der ganze Körper. Er hat diese extreme Vorbereitung mitgemacht." Coach Stefan Ruthenbeck ließ bis zu drei Mal pro Tag trainieren, am Walchsee sind nicht nur Azemis Beine schwer.

"Ich bin kaputt"

Deutlich zu sehen war das im Testspiel am Samstag. 2:2 hieß es am Ende gegen Drittligist Großaspach, für den das Duell die Generalprobe zum Saisonstart war. Bis die Fürther gegen 1860 München beginnen, dauert es noch zwei Wochen. Und das ist gut so. Denn Ruthenbeck ist sauer: "Auch die Jungs aus dem bisherigen Stamm müssen grad ein bisschen aufpassen." Für die nächsten Tage in Tirol kündigte er "Gespräche" mit einigen an. Trotz müder Beine vermisste er Spielintelligenz. Probespieler Cabral will er am Mittwoch im dritten Testspiel noch einmal sehen.

Für Sebastian Heidinger ist das Trainingslager gelaufen, er zog sich eine Bänderzerrung im Sprunggelenk zu. Ansonsten konnten bis auf die Torschützen Lukas Gugganig und Veton Berisha wenige Spieler Eigenwerbung betreiben. Auch Ilir Azemi nicht. Der Mittelstürmer blieb blass, war weder spritzig noch ballsicher. Das sah er selbst auch so: "Klar, man spielt nach so langer Pause auch ohne Selbstvertrauen."

Er bitte um Verständnis, da es die erste Vorbereitung zwei Jahre nach seinem schweren Autounfall sei. Er seufzt: "Ich bin kaputt". Er habe gemerkt, dass das Wissen um die richtigen Laufwege und das Gefühl für den Ball "verloren gegangen" sei. Rührend ehrlich gesteht er: "Ich habe am Anfang vielleicht gedacht, ich kann hier alles in Grund und Boden spielen. Kann ich aber nicht." So langsam hat sich auch Ruthenbeck ein Bild von seinem Stürmer machen können.

In der abgelaufenen Saison vermied er stets eine konkrete Einschätzung, weil er noch nicht über einen längeren Zeitraum mit ihm habe arbeiten können. Was er aber in dieser Sommervorbereitung gesehen habe, imponiert dem Trainer: "Er reißt sich den Popo auf." Zudem weise er endlich gute Fitnesswerte auf, doch der Mannschaft helfen kann er damit noch lange nicht. Ruthenbeck stellt fest: "Er muss unbedingt zulegen."

Gedanken über Ausleihe oder Transfer

Und dann sind da noch die Konkurrenten im Sturm, über die der Trainer sagt: "Vukusic und Berisha machen gerade Riesensprünge nach vorne. Da muss er explodieren." Der Kosovo-Albaner hat seinen Körper in dieser Vorbereitung an die Belastungsgrenze gebracht. Lächeln sieht man ihn nur, wenn er mit seinem alten Kumpel Sercan Sararer herumalbert, mit dem er sich das Hotelzimmer teilt. Wie geht es also weiter?

Ruthenbeck lässt durchblicken, dass ihm Spielpraxis in der U23 nicht schaden würde. "Er ist nicht abgeschrieben. Aber wir haben gemerkt, er braucht noch Zeit." Die Tage bis zum Saisonstart werden nicht reichen, sich zu empfehlen. Die Tendenz ist: Wenn sich keiner seiner Konkurrenten verletzt, wird man sogar über einen Transfer oder eine Ausleihe nachdenken. "Ich hoffe, der Verein ist geduldig", sagt Azemi, "ich muss es auch sein." Schon am Montagabend bietet sich die nächste Gelegenheit, sich heranzukämpfen. Gegner im zweiten Testspiel ist der türkische Erstligist Rizespor.

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