Azemi: "Von Fürth wegzugehen, ist mir schwergefallen"

17.8.2017, 06:00 Uhr
"Es wird schwer für Sonntag": Kommt Ilir Azemi gegen seinen Ex-Verein zum Einsatz?

© Sportfoto Zink / WoZi "Es wird schwer für Sonntag": Kommt Ilir Azemi gegen seinen Ex-Verein zum Einsatz?

Dominick Drexler, Tom Weilandt, Sebastian Heidinger und Ilir Azemi heißen die vier Fußballprofis, die bereits das Trikot der Spielvereinigung trugen und sich über Umwege nun im hohen Norden wiedergetroffen haben. "Hier kommt Fürth 2.0", nennt Ilir Azemi dieses Zusammentreffen und lacht. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte hinter sich. Seine ist die härteste.

Nachdem er im Winter nach Kiel verliehen worden war, unterschrieb er in diesem Sommer einen Einjahresvertrag. Nach zehn Jahren schlug er das Kapitel Kleeblatt zu. Mit viel Hoffnung war die Verpflichtung des 25-Jährigen verbunden: Vielleicht kann er noch einmal annähernd an das Niveau der Saison 2013/14 herankommen, als er in der Rückrunde 13 Tore machte. Ist das auch jetzt noch ein Thema? "Nein, und ich möchte das auch nicht. Klar, es war eine geile Zeit, aber wenn ich nur die Hälfte von damals wieder erreiche, bin ich zufrieden." Aus dem gebürtigen Kosovaren spricht die pure Demut.

Der schwere Autounfall im August 2014 hinterließ Schäden an seinem Körper. Nachdem sie vieles versucht hatten in Fürth, und es doch vom Leistungsniveau her nicht mehr reichte, schickten sie ihn nach Kiel, damit er in der Dritten Liga Spielpraxis sammle. Doch er kam nur neun Mal zum Einsatz, acht Mal nur wenige Minuten.

In dieser Saison hat er es noch nicht einmal in den Kader geschafft. In der Vorbereitung plagte er sich mit kleinen Verletzungen herum. Seit zwei Wochen trainiert er erstmals am Stück. Beobachter dort rechnen nicht mit viel Spielzeit für ihn. Azemi macht sich nichts vor vor der Partie gegen den Ex-Klub: "Es wird schwer für Sonntag, aber ich lasse mich überraschen, wie der Trainer sich entscheidet. Ich werde meine Chance bekommen, ich muss geduldig sein." Aber er sehe schon auch, dass er im System mit einem Mittelstürmer Marvin Ducksch, Neuzugang vom FC St. Pauli, den Vortritt lassen muss. Er hat zwei Tore und eine Vorlage in den ersten drei Pflichtspielen vorzuweisen.

Immerhin fühlt Azemi sich jetzt, nach einem halben Jahr, erst so richtig angekommen im hohen Norden. Anfangs habe er die große Distanz nach Fürth unterschätzt. Es sind 700 Kilometer. "Ich bin ein Familienmensch und sehe aber meine Mutter kaum noch." Bekommt die Mannschaft einen freien Tag, kann er nie mal eben nach Hause. Und, ja, das Wort passt, sagt Azemi, er habe "Heimweh" gehabt.

Eine Clique hat er sich noch nicht aufgebaut. "Hier oben bin ich ein Einzelkämpfer", verrät er, "aber langsam wird es besser." Immerhin trifft er ab und zu in Hamburg seinen einstigen Mentor zu Fürther Zeiten, Mergim Mavraj, heute beim HSV.

Damals, bei seinem Wechsel, ließ er sich auf der Internetseite der Kieler zitieren mit den Worten: "Ich wollte nicht nach Fürth zurück." Das legten ihm einige als negativ und undankbar aus, doch heute möchte er das relativieren: "Das war nichts Negatives, ich meinte, dass ich einen Tapetenwechsel brauchte. Ich war zehn Jahre in Fürth und musste mal rauskommen." Heute, sagt er nachdenklich, würde er das anders ausdrücken: "Ich war nie so ein Wandervogel. Von Fürth wegzugehen, ist mir schon schwergefallen."

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