Bader weiß: "Es gibt keinen Garantieschein"

2.8.2014, 05:58 Uhr
Große Aufgabe: Martin Bader will den Club wieder in sonnigere Gefilde führen.

© Sportfoto Zink / DaMa Große Aufgabe: Martin Bader will den Club wieder in sonnigere Gefilde führen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass kein anderer Verein so viel Erfahrung hat wie der Club, wenn es darum geht, die sofortige Rückkehr ins Fußball-Oberhaus zu planen. Viermal hat er das postwendend geschafft, dreimal mussten die Fans längere Zeit auf den Wiederaufstieg warten. Dem achten Abstieg soll natürlich die schnellstmögliche Wiedergutmachung folgen – das ist die Zielvorgabe von Sportvorstand Martin Bader.

Zuletzt ist das zweimal gelungen, und Bader trug jeweils seinen Teil dazu bei. Als er im Januar 2004 als Manager im Neuen Zabo anheuerte, befand sich der Club unter dem damaligen Trainer und heutigen Fußballchef Wolfgang Wolf auf halbem Weg zurück in die Bundesliga. Und nach dem bis heute unfassbaren Sturz ins Unterhaus 2008 als amtierender Pokalsieger, stellte Bader als Sportdirektor die Weichen zur Kurskorrektur. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Das Motto könnte also lauten: Augen zu und durch.

„Nein“, widerspricht Bader, „Augen auf und durch! Wir haben eine Mannschaft, die von der Zusammensetzung her ganz oben mitspielen kann. Aber einen Garantieschein dafür, dass man den Wiederaufstieg gleich im ersten Jahr schafft, gibt es nicht“, betont er: „Dafür gibt es zu viele Unwägbarkeiten. Vor sechs Jahren waren wir nach der Hinrunde Achter und haben selbst kaum noch daran geglaubt. Aber dann hatten wir einen positiven Lauf in der Rückserie und sind über die Relegation wieder aufgestiegen, nachdem sich die Mannschaft gefunden hatte.“

Ähnlich wie 2008, als unter anderem Eckpfeiler wie Tomas Galasek, Zvjezdan Misimovic, Ivan Saenko und Robert Vittek den Verein verließen, hat der 1. FCN in den letzten Monaten einen Radikalschnitt vollzogen. Auch die Mannschaft von Trainer Valérien Ismaël wird sicherlich eine gewisse Zeit brauchen. „Aber die wird man uns in der Zweiten Liga nicht geben“, weiß Bader: „Die Erwartungshaltung ist groß, damit müssen wir umgehen. Jeder Gegner wird gegen den 1. FC Nürnberg über sich hinauswachsen und versuchen, uns ein Bein zu stellen. Wir brauchen schnell Stabilität, und das geht nur über gute Ergebnisse. Den Spagat, der Favoritenrolle gerecht zu werden, ohne dass die Beine dabei schwer werden, müssen wir irgendwie hinbekommen.“

Dass die Konkurrenz nahezu komplett den Club zum heißen Aufstiegsanwärter erklärt hat, bringt Bader nicht aus der Ruhe. „Damit müssen wir leben“, weiß er: „Wir sind Absteiger, wir haben mit den größten Etat, unsere Spieler verfügen teilweise über Bundesliga-Erfahrung oder gelten als große Talente. Ist doch klar, dass wir die Favoritenrolle annehmen müssen. Unsere Rahmenbedingungen sind optimal, also muss es unser Selbstverständnis sein, hier schnellstmöglich wieder Erstliga-Fußball anzubieten.“

Im Bedarfsfall wäre der Club durchaus in der Lage, Nachbesserungen am Spielerkader vorzunehmen. Immerhin hat er nach dem Abstieg rund 18 Millionen Euro Transfererlöse generiert und damit die deutlich geringeren TV-Einnahmen mehr als kompensiert. Bis zum Ende der ersten Transferperiode am 31. August ist damit laut Bader aber eher nicht zu rechnen: „Wenn wir noch etwas machen, dann müsste es jemand sein, der sofort Stammspieler wäre. Aber wir wissen auch, dass wir uns am Transfermarkt erst einmal hinten anstellen müssen, bis die Bundesligisten ihre Kader sortiert haben. Wenn sich etwas auftut, stehen wir Gewehr bei Fuß.“

Individuelle Klasse im runderneuerten Kader

Dennoch ist Bader überzeugt, dass genug individuelle Klasse im runderneuerten Kader steckt. Er weiß aber auch: „Individuelle Klasse kommt nur dann zum Tragen, wenn die Mannschaft funktioniert.“ Trainer Ismaël sieht er bei der Umsetzung dieser These auf einem guten Weg. „So akribisch und erfolgsorientiert, wie er schon als Fußballer aufgetreten ist, arbeitet er auch als Trainer. Er setzt das um, wofür der 1. FC Nürnberg steht: eine Mannschaft zu entwickeln aus jungen Spielern und aus solchen wie etwa Jan Polak, die schon etwas auf dem Zettel haben. Es hilft natürlich, dass er ein vorbildlicher Profi war und einige Titel geholt hat. Sein Ziel ist es, Trainer in der Bundesliga zu sein. Das deckt sich voll und ganz mit unseren Interessen.“

Den Rhythmus der Zweiten Liga aufzunehmen und mit der Situation angemessen umzugehen, lautet Baders Vorgabe für den gewiss nicht immer rosigen Alltag im Unterhaus. „Trotz des Abstiegs ist doch nicht alles zu Ende. Ein Verein kann auch in dieser Liga, die ich für hochprofessionell halte, seine Konturen schärfen und vielleicht sogar gestärkt daraus hervorgehen“, glaubt der 46-Jährige. Der achte Bundesliga-Abstieg scheint aufgearbeitet, der Frust der letzten Saisonwochen scheint einigermaßen verflogen zu sein. Von Aufbruchstimmung redet Bader dieser Tage zwar nicht, er findet aber: „Der Verein hat wieder Fahrt aufgenommen.“

40 Kommentare