Bamberg-Coach Banchi: "Ich bin kein Zauberer"

12.4.2018, 18:47 Uhr
Bambergs Trainer Luca Banchi sieht sein Team noch weit vom Titel entfernt - glaubt aber daran, dass es der Serienmeister erneut schaffen kann.

© Sportfoto Zink / HMI Bambergs Trainer Luca Banchi sieht sein Team noch weit vom Titel entfernt - glaubt aber daran, dass es der Serienmeister erneut schaffen kann.

Herr Banchi, Ihre Mannschaft hat sich in der ersten Hälfte sehr schwergetan gegen Bayreuth, hat die Partie am Ende aber doch noch recht überzeugend gewonnen. Könnte das ein Spiel gewesen sein, das den Verlauf der Saison ändern könnte?

Banchi: Ich glaube, dass jedes Spiel einen Wert hat. Im Prinzip haben wir mehr oder weniger das gleiche erlebt wie schon gegen Bremerhaven: Nach einem mäßigen Auftakt ist die Mannschaft mit einer anderen Einstellung aus der Kabine gekommen. Das Team wirkte sehr stabil und fokussiert und das ist das wichtigste für unseren Wunsch, die Saison zu verlängern und Playoffs zu spielen. Diese beiden Partien rochen schon nach Playoffs.

Was haben Sie in der Halbzeitpause dem Team gesagt, was haben Sie verändert?

Banchi: Ich bin kein Zauberer. Ich habe mit der Mannschaft ja auch vor dem Spiel geredet. Wir haben viele erfahrene Jungs und einen ordentlichen Teamgeist und ich hoffe, dass ich nun auch noch eine Gewinnermentalität etablieren kann, denn diese Mannschaft hat in dieser Saison zu viele Begegnungen verloren. Die Spieler wirken manchmal immer noch etwas ängstlich, für mich geht es deshalb vor allem darum, sie in ihren Rollen zu bestärken. 

War das auch Ihre erste Aufgabe, als Sie Ihren Dienst in Bamberg angetreten haben – die mentale Seite?

Banchi: Ja. Es war auch für mich neu, weil ich zum ersten Mal mitten in der Saison eine Mannschaft übernommen habe. In den 20 Jahren davor hatte ich immer einen Job im Sommer und normalerweise hat man Zeit, das Team zusammenzustellen und zu trainieren. Diesmal war das nicht der Fall, dafür hatten wir zu viele Spiele in kurzer Zeit und am Kader kann ich auch nichts mehr verändern. Also muss ich die physischen, technischen und mentalen Ressourcen innerhalb des Teams zusammenbekommen. Das bedeutet nicht, dass wir automatisch gewinnen, aber zumindest, dass wir uns mit dem Gegner ernsthaft messen.

Ein Herz für Juventus

In fast allen Statements haben Sie bislang erwähnt, dass Sie trotz allem Meister werden möchten...

Mediendirektor Thorsten Vogt informiert, dass Real Madrid im Champions-League-Viertelfinale gerade einen Elfmeter gegen Juventus Turin zugesprochen bekommen hat. "Sorry, da müssen wir unterbrechen." Banchi ist Juve-Fan.

Banchi: Jesus Christus! Wie viele Minuten noch? Nun ist es an der Zeit, dass Buffon zeigt, warum er seine Karriere fortsetzen sollte.

In Madrid wird Gianluigi Buffon vom Platz gestellt.

Banchi: C‘mon! Was zum Teufel… Jetzt muss Szczesny ran. (Es folgen ein paar nicht druckreife Worte.) Unglaublich. 

Ronaldo trifft.

Banchi: Darüber wird man in Italien monatelang sprechen. Lächerlich. Wie kann man sich über so einen Sieg freuen? 

Herr Banchi, in welchem Alter haben Sie sich für Basketball und gegen Fußball entschieden?

Banchi: Sehr früh. Mein älterer Bruder hat Basketball gespielt und als ich sechs oder sieben war, haben mich meine Eltern auch dort hingeschickt. Um ehrlich zu sein: In den ersten Jahren war ich nicht so glücklich darüber und immer wenn ich die Chance hatte, ein Training zu schwänzen, habe ich die genutzt und bin zu meinen Großeltern oder habe mit Freunden Fußball gespielt. Als ich dann zehn war, habe ich angefangen zu begreifen, dass Basketball meine große Liebe ist. Das Leben ist manchmal komisch. 

Und jetzt leiden Sie nur noch ab und zu, wenn Juve spielt?

Banchi: Ja, ich habe eine spezielle Beziehung zu Trainer Massimiliano Allegri. Wir waren zusammen bei der Armee, er kommt aus Livorno, wo ich lange Trainer war. Als ich Mailand gecoacht habe, war er dort ebenfalls Trainer und zu Beginn der Saison war ich in Turin angestellt. Vielleicht wird er ja demnächst Trainer von Bayern München. Oder von Nürnberg, wenn sie aufsteigen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob der Verein genug Geld hat, sein Gehalt zu zahlen.

Schnitzel, Fisch und Vertragsverlängerungen

Da bin ich mir auch nicht so sicher. 

Banchi: Für den FC Bayern sollte es dagegen kein Problem sein. Sollten sie ihn irgendwann verpflichten, gehen wir zusammen ein Schnitzel essen. Wobei, er steht mehr auf Fisch. 

Das sind interessante Details, umso schwieriger wird jetzt der Übergang. Die Frage, die ich gestellt habe, bevor Ronaldo die Träume von Juve zerstört hat, war folgende: Sie haben in vielen Statements bekräftig, dass Sie in dieser Saison mit Bamberg Meister werden möchten. Erscheint Ihnen dieses Ziel angesichts des Saisonverlaufs nicht etwas zu hoch gegriffen?

Banchi: Ich habe keine Alternativen.

Sie meinen, Ihr Vertrag wird nur verlängert, wenn Sie Meister werden.

Banchi: My contract talks clearly. Aber im Ernst, das ist meine Geschichte: Ich war sechs Jahre Trainer in Siena, wir sind sechs Mal Meister geworden, haben vier Mal den Pokal gewonnen und standen zweimal im Final Four der Euroleague. Als ich Trainer in Mailand wurde, haben wir nach 19 Jahren ohne Titel die Meisterschaft geholt. Ich kam in Bamberg an - Platz 10, zehn Niederlagen, keine Zeit richtig zu trainieren, viele Verletzte und keine besonders gute Stimmung. Natürlich stehen wir erst am Anfang, aber ich war mir der Erwartungen bewusst, als ich hier unterschrieben habe. Die Menschen sind es gewohnt zu gewinnen. Wir sind noch weit vom Titel entfernt, aber ich glaube, dass wir es schaffen können.

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