Bamberg fällt im Schlussviertel auseinander

19.2.2014, 23:00 Uhr
Bamberg fällt im Schlussviertel auseinander

© Sportfoto Zink

Über drei Viertel lang lieferten sich beide Teams ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem keiner mit mehr als sechs Punkten führte. Erst ein katastrophales Schlussviertel, das die Oberfranken 13:29 abgaben, besiegelte das Bamberger Schicksal. Für Bamberg, das in D´Or Fischer (20), Anton Gavel (18) und Rakim Sanders (17) seine erfolgreichsten Schützen hatte, stehen nun ungemütliche Zeiten an.

Zum Start in dieses Schicksalsspiel wagten beide Seiten keine Experimente und vertrauten erwartungsgemäß auch ihren Leistungsträgern. Sassari, das mit Caleb Green, Drew Gordon, Omar Thomas sowie Drake und Travis Diener begann, erwischte dabei vor allem aus der Distanz einen hervorragenden Auftakt und verwandelte vier seiner sechs Dreierversuche. Bamberg stand zu Beginn wieder mit Zack Wright, Elias Harris, Casey Jacobsen, Anton Gavel und Maik Zirbes auf dem Parkett und startete auch mit 5:0 Punkten, ehe die Italiener den angesprochenen Dreierregen eröffneten. Allen voran die Diener-Brüder waren mit drei verwandelten Distanzwürfen dafür verantwortlich, dass Sassari die Führung übernahm und Chris Fleming in der vierten Spielminute beim Zwischenstand von 9:12 aus Sicht des Deutschen Meisters zur Auszeit zwangen.

Bambergs Cheftrainer fand dabei die richtigen Worte, denn seine Mannen verteidigten fortan die Dreierlinie wesentlich besser und kamen im Angriff über Anton Gavel und zweimal Maik Zirbes zum Erfolg und zur eigenen 15:14-Führung (6. Min.). Die Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Palasport Roberta Serradimigni pushten ihre Farben dennoch weiter bedingungslos nach vorne und so setzte sich das enge Kopf-an-Kopf-Rennen fort. Bamberg kämpfte hart in der Defense und spielte clever im Angriff, doch dank der überragenden Dreierquote blieb der frisch gebackene Pokalsieger Italiens auf Tuchfühlung. Selbst eine Vier-Punkte-Führung der Gäste (23:19), 93 Sekunden vor der ersten Viertelpause, irritierte Sassari nicht. Zwei weitere Dreier durch Giacomo Devecchi und Manuel Vanuzzo fanden den Weg durch die Reuse und beendeten beim 25:23 die ersten zehn Minuten.

Bamberger Kampfgeist wurde belohnt

Nach einer kurzen Verschnaufpause setzte sich diese intensiv geführte Begegnung nahtlos fort. Beide Teams schenkten sich rein gar nichts und fanden jeweils die passende Antwort auf eine gelungene Aktion des Gegners. Dies spiegelte sich in der 13. Spielminute auch im Ergebnis wieder, denn D´Or Fischer verwandelte seinen Mitteldistanzwurf und glich das Spiel abermals aus (32:32). Im Anschluss an eine Bamberger 30-Sekunden-Auszeit erhöhte Sassari die Schlagzahl in der Defense und erzwang mittels einer Ganzfeldpresse Ballverluste beim Deutschen Meister. Diese und Abschlussschwächen nutzte allen voran Caleb Green und bescherte seinem Team fünfeinhalb Minuten vor dem Seitenwechsel die erste größere Führung (38:32).

Natürlich griff Chris Fleming sofort zur Auszeit und ermahnte seine Akteure an der Seitenlinie. Mit Erfolg: Fortan rissen sich Anton Gavel und Co. wieder am Riemen und steckten keinen Zentimeter freiwillig zurück. Selbst zahlreiche Foulpfiffe der Referees, die in der italienischen Atmosphäre nicht immer die glücklichsten Entscheidungen trafen, hinderten beide Seiten nicht daran, ihren erbitterten Kampf unbeirrt fortzuführen. Insbesondere Bambergs Kampfgeist wurde in der 17. Minute belohnt, als US-Center Fischer mit seinem zehnten Korbpunkt den wiederholten Führungswechsel besorgte (43:42).

Aber auch die Sarden wussten, was für sie auf dem Spiel stand und ließen nicht locker. Allen voran Caleb Green, der seinen Eurocup-Punkteschnitt bereits zur Halbzeit erreicht hatte, war von keinem Verteidiger zu kontrollieren. In der Schlussphase des ersten Durchgang waren es aber Omar Thomas und ein weiterer Vanuzzo-Dreier, die Sassari mit 53:48 in Front brachten. Die Brose Baskets waren mit dieser Spielhälfte jedoch noch nicht fertig und setzten über Rakim Sanders, der seinen Dreier zum 53:51-Halbzeitstand versenken konnte, den Schlusspunkt.

Sassari glaubte an die Chance

Nach dem Wiederanpfiff bot sich den anwesenden Zuschauern das gleiche Bild. Es gelang keiner der beiden Mannschaften, sich einen nennenswerten Vorteil herauszuspielen. Dennoch gehörten die ersten drei Minuten den Oberfranken, die sich mit einem 8:4-Zwischenspurt am Ende durch Rakim Sanders die Führung zurückholten (59:57). Zwar wurde der Rhythmus beider Teams auch immer wieder von Foulpfiffen unterbrochen, nichtsdestotrotz fanden die Spieler ab und an auch die Möglichkeit, um spektakulär abzuschließen, so wie es Elias Harris zwischenzeitlich mit einem Tip-In-Dunk tat.

Bis in die Schlussphase des dritten Viertels gelang es den Bambergern mehr oder weniger konstant eine knappe Führung zu behaupten. Nach den Freiwürfen von Zack Wright zum 69:66 (28. Min.) setzte Drake Diener noch einmal alles daran, um sein Team zur benötigten Zwölf-Punkte-Führung zu führen. Bis auf 73:69 konnte Sassari dank Diener davonziehen, doch wieder einmal nutzten die Brose Baskets ihre letzte Angriffschance. Dieses Mal war es Anton Gavel, der den Spielabschnitt mit seinem Treffer zum 73:71 für das italienische Powerhouse beendete.

Sehr zum Ärgernis von Chris Fleming konnte Drake Diener zum Start ins Schlussviertel gleich den nächsten Dreier im Bamberger Korb unterbringen. "Tono" Gavel nutzte daraufhin nur einen Freiwurf und als Manuel Vanuzzo achteinhalb Minuten vor dem Spielende den insgesamt 14. Dreierversuch zum 79:72 verwandeln konnte, musste Fleming das Spiel mittels Timeout unterbrechen. Es war klar, dass Dinamo Banco di Sardegna Sassari immer noch an seine Chance glaubte. Drake Diener machte anschließend auch munter weiter und markierte den nächsten Distanzwurf zum 82:72 - die Zehn-Punkte-Grenze war erreicht. Bamberg schien nun völlig von der Rolle. Vanuzzo und abermals Drake Diener ließen unbeirrt weitere Dreier folgen (88:72) und plötzlich stand Sassari mit einem Bein im Achtelfinale und Bamberg vor dem Aus.

Konsequenzen für Fleming?

Abermals musste Coach Fleming reagieren und erst danach gelang Anton Gavel in der 34. Spielminute der erste Feldkorb im vierten Viertel. Der Treffer des Deutsch-Slowaken änderte jedoch nichts mehr. Die Mannschaft von Romeo Sacchetti spielte sich jetzt in einen wahren Rausch und überrante hilf- und kopflos wirkende Bamberger. Über Sanders und Fischer versuchte Bamberg ein letztes Aufbäumen, doch auch Fouls der Domstädter, um Sassari an die Freiwurflinie zu schicken, sollten nicht mehr helfen. Mit einem phänomenalen Schlussviertel (29:13) gewinnt Dinamo Banco di Sardegna dieses Spiel hoch verdient mit 102:84, sichert sich zudem den direkten Vergleich und beendet die internationale Saison 2013/2014 der Brose Baskets.

Ob dieses jähe Ende der internationalen Saison für die Brose Baskets personelle Konsequenzen nach sich zieht, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht klar. Fakt ist, dass US-Aufbau Zackary Wright seit Tagen mit Panathinakos Athen in Verbindung gebracht wird. Hier könnte am Donnerstag eine Entscheidung fallen, Bambergs Verantwortliche haben zu einer Pressekonferenz eingeladen, in der es um personelle Veränderungen im Kader geht.

Allerdings steht nicht nur das spielende Personal in der Verantwortung. Einem Bericht des Internetportals spox.com soll jetzt auch der Stuhl von Headcoach Chris Fleming gehörig wackeln. Zwar wurden der Erfolgstrainer und Manager Wolfgang Heyder erst vor kurzem vom Aufsichtsrat mit der Kaderplanung für die Saison 2014/2015 beauftragt, doch nach diesem desaströsen Schlussviertel auf Sardinien und dem vorzeitigen Aus im Eurocup scheint in der Domstadt nichts mehr sicher zu sein.

Dinamo Banco di Sardegna Sassari vs. Brose Baskets 102:84 (25:23; 28:28; 20:20; 29:13)

Dinamo Banco di Sardegna Sassari: C. Green (32 Punkte/3 Dreier), D. Diener (23/6), T. Diener (14/4), Vanuzzo (12/4), Thomas (11), Devecchi (4/1), Sacchetti (4), Gordon (2), M. Green, Tessitori

Brose Baskets: Fischer (20), Gavel (18/1), Sanders (17/2), Harris (10), Wright (7), Zirbes (6), Jacobsen (4/1), Smith (2), Goldsberry, Tadda

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