Bamberg unterliegt den Bayern im Spitzenspiel

13.4.2014, 20:02 Uhr
Kampf um jeden Zentimeter: Münchens John Bryant (links) und Bambergs D'Or Fischer schenken sich nichts.

© Sportfoto Zink / HMI Kampf um jeden Zentimeter: Münchens John Bryant (links) und Bambergs D'Or Fischer schenken sich nichts.

Zur Freude und Erleichterung aller Brose Baskets-Fans kehrten Jared Jordan und Anton Gavel rechtzeitig zum fränkisch-bayerischen Kräftemessen nach überstandenen Verletzungen ins Team von Chris Fleming zurück und bildeten zusammen mit Rakim Sanders, Sharrod Ford und D´Or Fischer die Startformation. FCB-Trainer Svetislav Pesic schickte zu Beginn Deon Thompson, Nihad Djedovic, Malcolm Delaney, Bryce Taylor und John Bryant ins Rennen.

Zusätzlich motiviert durch eine neu entstandene Fan-Choreographie auf der Nordtribüne erwischten die Bamberger in Person von D´Or Fischer einen guten Start und gingen mit viel Einsatz und hoher Intensität zu Werke. Die Bayern brauchten zwar etwas mehr als zwei Minuten, ehe Bryce Taylor die ersten Gästepunkte markieren konnte, doch danach präsentierten sich die Münchener gewohnt spielstark. D´Or Fischer hatten es die Hausherren jedoch zu verdanken, dass in der vierten Spielminute eine knappe 9:7-Führung zu Buche stand. In den folgenden 60 Sekunden zeigten die Bayern-Korbjäger jedoch ihre Klasse und legten dem Meister sechs unbeantwortete Punkte in den Korb.

Beim 13:9 (5. Min.) zugunsten der Landeshauptstädter griff Chris Fleming ein, um insbesondere seinem Angriffsspiel neue taktische Anweisungen zu geben. Sharrod Ford, der bislang als einziger neben Fischer punkten konnte, sorgte anschließend zwar für den 11:13-Anschlusstreffer, doch ein Dreier von Nihad Djedovic hielt Bamberg vorerst auf Abstand (11:16, 6. Min.).

Goldsberry sorgt für Schwung

Trotz einer hautengen Manndeckung auf beiden Seiten nutzten die „Roten“ ihre bessere Trefferquote (47%:40% im ersten Viertel), um bis auf 18:11 davonzuziehen, ehe ein Dreier des eingewechselten John Goldsberry noch einmal für neuen Schwung sorgte. Der erfolgreiche Distanzwurf des „Floor Generals“ sowie zwei Freiwürfe von Maik Zirbes brachten den Meister wieder bis auf drei Zähler (16:19) heran, ehe Nationalspieler Yassin Idbihi den ersten Spielabschnitt mit einem krachenden Dunk zum 21:16 für den aktuellen Tabellenführer beendete.

Chevon Troutman startete mit fünf Punkten für das Pesic-Team ins zweite Viertel, Bamberg hielt über Elias Harris und Jamar Smith (Dreier) dagegen, sodass der Fünf-Punkte-Abstand auch in der 13. Spielminute noch Bestand hatte. Durch seinen ersten erfolgreichen Distanzwurf hatte Bambergs Scharfschütze vom Dienst Blut geleckt und legte prompt weiter zum 23:26 (14. Min.) nach, was ein sofortiges Bayern-Timeout nach sich zog, Trainerfuchs Svetislav Pesic war sichtlich darum bemüht, weder die Brose-Mannschaft noch die Anhänger wieder richtig in Schwung kommen zu lassen. Seine eigenen Spieler sorgten aber zusammen mit den Unparteiischen dafür, dass die Fans auf den Rängen wieder deutlich lauter wurden, als Anton Gavel beim Zug zum Korb mehr als einmal klar gefoult wurde. „Tono“ legte den Ball zum Trotz in den Korb und schaffte zusammen mit D´Or Fischer den 27:28-Anschluss (16. Min.).

Bamberg dreht den Spieß um

Bryce Taylor und Chevon Troutman setzten alles daran, um zumindest eine Drei-Punkte-Differenz zu wahren, doch der Meister kämpfte verbissen und kam nach Punkten von Jared Jordan und einem Fischer-Freiwurf 2:47 Minuten vor dem Seitenwechsel zum 30:30-Ausgleich und nur wenige Sekunden danach drehte Rakim Sanders diese umkämpfte Begegnung von „downtown“ zugunsten der Oberfranken. Pesic brachte nach einer erneuten Auszeit Djedovic zurück, der sich sofort mit zwei weiteren Punkten zurückmeldete. Elias Harris konterte für den Meister aus der Distanz zum 36:32, ehe es in der Schlussminute etwas hektisch wurde.

Robin Benzing und Rakim Sanders gerieten kurzzeitig aneinander und wurde von den Unparteiischen mit einem unsportlichen Foul belegt. Natürlich kochten die Emotionen auf den Rängen sofort hoch und „Benzig raus!“-Rufe schallten durch die Arena. Bambergs Spieler schien der zusätzliche Emotionsschub sichtlich gut zu tun: Anton Gavel und Jared Jordan bauten den Vorsprung auf 40:32 aus. Erst im letzten Angriff konnten sich die Münchener zurückmelden: Nachdem „Rod“ Ford den Dunkversuch von Bryce Taylor wegblockte, landete der Ball bei Yassin Idbihi, der zum 40:34-Pausenstand ablegte.

Zum Wiederanpfiff kamen die Oberfranken zwar mit viel Feuer aus der Kabine, machten in den ersten 120 Sekunden jedoch zu wenig aus ihren Möglichkeiten. Allein Rakim Sanders vergab in dieser Zeit drei von vier Freiwürfen und musste zudem noch sein drittes persönliches Foul hinnehmen. Für den glücklosen Forward schickte Chris Fleming Jamar Smith aufs Parkett, der sich mit einem Dreier zum 44:36 (23. Min.) zurückmeldete. Beim FCB übernahm in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit der zweimalige Liga-MVP John Bryant das Kommando und sorgte dafür, dass der Pausenabstand von sechs Zählern weiter Bestand hatte (46:40). Neben D´Or Fischer bereitete den Oberbayern ein weiterer Brose-Akteur extreme Kopfschmerzen: Jamar Smith. Die Bamberger 31 versenkte seinen nächsten Dreier zum 49:40 (24. Min.), was Coach Pesic mit einer Auszeit honorierte.

Überkochende Emotionen

Ähnlich wie die Trainer an der Seitenlinie schenkten sich allen voran die zehn Aktiven auf dem Feld weiter keinen Zentimeter Boden, sodass Fouls stellenweise härter aussahen, als sie waren und die Emotionen zum Überkochen brachten. Man konnte förmlich spüren, dass beide Seiten darum bemüht waren, ein Statement abzugeben: Bamberg wollte zeigen, wer der aktuelle Branchenprimus ist und die Bayern strebten nicht nur an diesem Sonntag den Machtwechsel im deutschen Basketball an.

Nichtsdestotrotz schnupperten die Oberfranken zwischendurch immer mal wieder an der Zehn-Punkte-Marke, konnten diese aber nicht knacken, da Schaffartzik und Taylor dagegenhielten (53:49, 27. Min.). Trotz einer Auszeit von Chris Fleming schien Bamberg in der Schlussphase des dritten Viertels den Faden zu verlieren und lud München zur Aufholjagd und schließlich zum Führungswechsel durch Idbihi ein (55:56, 29. Min.). Nach weiteren Zählern von Delaney und Zirbes ging es mit einem Ein-Punkte-Vorsprung der Bayern (58:57) in die letzte Viertelpause.

Auch beim Auftakt ins Schlussviertel hielten beide Seiten die Intensität weiter extrem hoch, die Gäste von der Isar schienen aber zunächst Vorteile zu haben, die nicht nur spielerischer Natur waren. In den ersten dreieinhalb Minuten musste Bamberg seinen Gegner auf 66:62 davonziehen lassen und mit der Hypothek leben, dass sowohl Rakim Sanders als auch Sharrod Ford vier Fouls auf dem Konto hatten. Aus Fansicht der negative Höhepunkt war ein unsportliches Foul von Anton Gavel an Malcolm Delaney. Diese Schiedsrichterentscheidung zog nicht nur ein gellendes Pfeifkonzert nach sich, sondern verwandelte alle Sitz- in Stehplätze.

Effektive Gäste

Unter dem Jubel der heimischen Anhänger konnten Delaney & Co. kein Kapital aus diesem schmeichelhaften Pfiff schlagen, sodass dem Meister ein AND1 von Elias Harris zum 65:69 genügte, um auch fünfeinhalb Minuten vor dem Ende alle Siegchancen zu haben. Kurz darauf wollte Heiko Schaffartzik der weiter tobenden Menge mittels Dreier die Stimmung vermiesen, scheiterte jedoch ebenso wie Jamar Smith mit seinen zwei Freiwürfen, sodass weiter ein Zwei-Punkte-Rückstand (67:69) für die Regnitzstädter zu Buche stand. In diesem umkämpften Spiel wurden die Freiwürfe zusehends wichtiger, doch auch Anton Gavel verwandelte wenige Augenblicke später nur einen, während die Münchner ihre Chancen hochprozentiger nutzten.

Ausgerechnet in dieser Phase starteten die Bayern einen kleinen Lauf und zogen bis auf 76:68 davon – Bamberg hatte noch 2:27 Minuten Zeit, um die Wende doch noch zu erzwingen, Chris Fleming gab in einer Auszeit die Marschrichtung vor. Die Gastgeber kämpften verbissen, doch gerade jetzt landeten zahlreiche Offensivrebounds in bayerischen Händen. Aufgeben war vor allem für Rakim Sanders keine Option. Der mit vier Fouls belastete US-Forward ackerte nach Leibeskräften und brachte seine Farben mit fünf Punkten in Folge bei 1:21 Minuten Restspielzeit wieder in Schlagdistanz (73:76).

Trotz Bayern-Auszeit machte Sanders unbeirrt weiter und markierte in der Schlussminute den 75:76-Anschluss. Den Gästen gelang dagegen jetzt überhaupt nichts mehr und so erarbeiteten sich die Brose Baskets den letzten spielentscheidenden Wurf. Jamar Smith konnte diesen jedoch nicht mehr im Korb unterbringen und John Bryant sammelte den Rebound ein. Am Ende verlieren die Brose Baskets das Topspiel gegen den FC Bayern München Basketball hauchdünn mit 75:76, in Sachen Meisterschaft ist jedoch noch lange keine Entscheidung gefallen.

Brose Baskets vs. FC Bayern München Basketball 75:76 (16:21; 24:13; 17:24; 18:18)

Brose Baskets: Fischer (13 Punkte), Harris (12/1 Dreier), Smith (11/3), Sanders (11/2), Gavel (8/1), Ford (7/1), Zirbes (6), Jordan (4), Goldsberry (3/1), Tadda
FC Bayern München Basketball: Taylor (15/1), Bryant (12), Troutman (11/1), Thompson (9), Idbihi (9), Delaney (8), Djedovic (7/1), Schaffartzik (3/1), Staiger (2), Zipser, Benzing

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