Begehrter Behrens: Der neue Spezialist fürs Toreschießen

22.8.2017, 05:57 Uhr
Trifft neuerdings nicht nur den Geschmack seines Trainers, sondern auch das Tor: Hanno Behrens blüht als Club-Kapitän förmlich auf.

© Sportfoto Zink / WoZi Trifft neuerdings nicht nur den Geschmack seines Trainers, sondern auch das Tor: Hanno Behrens blüht als Club-Kapitän förmlich auf.

Es fehlt eigentlich nur, dass Hanno Behrens auch immer noch das Licht ausmacht, aber dafür gibt es wahrscheinlich einen Spezialisten im Max-Morlock-Stadion. Grundsätzlich könnte Behrens das aber natürlich noch übernehmen, er ist ja sowieso schon immer einer der Letzten, der nach Hause gehen darf. Wenn seine Kollegen schon die ersten Schritte in den Feierabend machen, dann muss Behrens immer noch ein Fußballspiel erklären, dass er mal nicht vorbeikommen muss in den Katakomben, wo sich nach dem Spiel noch Journalisten und Spieler an einer Analyse versuchen, das passiert eigentlich nie.

Was zum einen an der Pressestelle des 1. FC Nürnberg liegt, die die auch nicht immer leichte Aufgabe hat, einen Fußballspieler zu finden, der Journalisten ein Fußballspiel erklärt, zum anderen aber auch an Behrens selbst, der sich in diesen Fußballspielen immer ein bisschen mehr hervortut als andere. Neuerdings macht er das als Spezialist fürs Toreschießen, was einigermaßen überraschend ist, weil sie Behrens eigentlich als defensiven Mittelfeldspieler nach Nürnberg geholt haben.

Wer warum geholt worden ist, interessiert aber glücklicherweise Michael Köllner nicht immer besonders viel, weshalb Nürnbergs Trainer aus Behrens in der Saisonvorbereitung einen offensiven Mittelfeldspieler gemacht hat. Erstmals aufgefallen ist das bei einem Testspiel in Schwabach, als der 27-jährige Behrens aus einer etwas zähen Angelegenheit mit vier Treffern im zweiten Durchgang noch ein nettes Spektakel gemacht hat. "Er hat mir gesagt, dass er immer seine Tore macht, wenn er weiter vorne spielt", hat Köllner damals gesagt und alle Zuhörer und auch Köllner selbst haben geschmunzelt, weil man es für einen einigermaßen guten Witz hielt.

Dann ging die Vorbereitung weiter und Behrens traf weiter, die Saison begann und Behrens traf weiter: Einmal gegen den 1. FC Kaiserslautern, einmal im Pokalspiel beim MSV Duisburg und jetzt auch wieder gegen den FC Union Berlin. Da dann zu einem Zeitpunkt, als keiner mehr darauf zu hoffen wagte, kurz vor Beginn der Nachspielzeit brachte Behrens tatsächlich noch einen letzten Kopfball im Tor unter.

Warum er denn jetzt ständig Tore schießt, sollte Behrens später den Journalisten erklären. Ob das vielleicht mit seiner neuen Position auf dem Spielfeld zu tun habe oder damit, dass ihn Köllner vor dem Rundenstart zum Kapitän befördert hat? Ach, sagte Behrens dann, Tore hat er ja eigentlich schon immer geschossen, halt immer nur fünf oder sechs, aber eben als defensiver Mittelfeldspieler. Dass es jetzt in der neuen Rolle schon drei sind, so hört sich Behrens an, ist eigentlich nur logisch. Und sowieso: "Je dichter man am Tor ist, umso mehr macht Fußball Spaß."

Der 1. FC Nürnberg ist in diesem Jahr recht häufig dicht am Tor, weshalb es auch wieder mehr Spaß macht, ihm beim Fußballspielen zuzusehen. Ja, sagt Behrens darauf angesprochen, auch in der Mannschaft hat man das Gefühl, dass sich nach einem komplizierten Jahr in Nürnberg Fans und Verein wieder annähern.

Schöne Kindergeschichte

Im letzten Jahr war die Stimmung fast überall im Verein schlecht — Behrens hat das offenbar so beeindruckt, dass er zumindest nachgedacht hat, als vor der Saison Norwich City darüber nachgedacht hat, den gebürtigen Elmshorner fortan als Attraktion in der zweiten englischen Liga vorzuführen.

Der Club reagierte allerdings mit Einfallsreichtum auf die Verlockungen aus England und machte Behrens schnell zum neuen Kapitän. Behrens freute sich ("Das macht einen schon stolz, Kapitän des 1. FC Nürnberg zu sein. Ich glaube, das ist auch etwas, was man später schon einmal seinen Kindern erzählen kann.") und verlängerte kurz darauf seinen Vertrag beim 1. FC Nürnberg. "Er ist das Idealbild eines Anführers", sagt Köllner über seine Beweggründe, "Hanno Behrens wird von allen in der Mannschaft akzeptiert."

Bis 2021 soll Behrens nun für den Club mindestens noch spielen, so sieht es der neue Vertrag vor. Es bleibt also noch ein bisschen Zeit, um mal tatsächlich etwas völlig Neues zu schaffen. Rechnet man seine bisherige Torbilanz hoch, kommt man auf knapp 20 Behrens-Tore. Lustige Rechnung, findet Behrens, nur nicht ganz realistisch: "Ich habe noch nie zweistellig getroffen in einer Saison, also würde es mir schon reichen, wenn es zehn Tore werden."

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