Berliner Kurswechsel: Das sagt Club-Chef Bornemann

5.10.2018, 11:51 Uhr
Moderner Fußball hin oder her: In Nürnberg beschäftigt sich Andreas Bornemann, Vorsitzender des FCN, primär mit dem wieder erstklassigen Club.

© Sportfoto Zink / JüRa Moderner Fußball hin oder her: In Nürnberg beschäftigt sich Andreas Bornemann, Vorsitzender des FCN, primär mit dem wieder erstklassigen Club.

Dass sich etwas ändern muss im deutschen Profifußball, das hat spätestens im September auch die Deutsche Fußball-Liga für sich erkannt. Der Zusammenschluss der 36 Vereine aus der ersten und zweiten Liga kündigte damals eine große Strukturreform an über die noch in diesem Jahr abgestimmt werden soll. Es geht dabei vor allem um Formalien, zum Beispiel sollen in Lizenzierungsfragen nicht mehr Wettbewerber über andere Wettbewerber entscheiden. Auch soll die Unabhängigkeit der beiden Ligen voneinander gestärkt werden.

Obergrenzen? 

Dem 1. FC Union Berlin geht dies nicht weit genug, statt einer Reform plant man dort gleich eine Revolution. Am Mittwoch stellte der Zweitligist ein Positionspapier vor, in dem das ganze System, mit dem sich der deutsche Profifußball organisiert, angegriffen wird. Union will fortan die Einnahmen durch den Verkauf von TV-Rechten so verteilen, dass jeder Verein denselben Betrag bekommt - unabhängig vom sportlichen Erfolg, der bislang noch ein Kriterium darstellt. Außerdem sollen Obergrenzen für die Gehalts-Etats eingeführt werden, die ersten beiden Ligen auf je 20 Vereine aufgestockt, die 50+1-Regelung beibehalten und die Entschädigung für abgeworbene Spieler im Jugendbereich erhöht werden.

Notwendig werden die vorgeschlagenen Schritte, so sieht man das bei Union, weil der deutsche Fußball sich zunehmend von seinem Publikum entfremdet, was wiederum damit zu tun hat, dass kein echter Wettbewerb mehr stattfindet und die finanzielle Kluft zwischen den Vereinen schon innerhalb einer Liga immens ist.

Dass diese Diagnose grundsätzlich richtig ist, findet man in schöner Einigkeit auch bei den Profi-Klubs der Region. "Grundsätzlich finden sich darin positive Themen, über die es lohnt, weiter nachzudenken und zu diskutieren", sagt Holger Schwiewagner, Geschäftsführer bei der Spielvereinigung Greuther Fürth. Allerdings schränkt er ein: "Manche sind nicht neu, andere sind schwierig umzusetzen oder es gilt, sie zu hinterfragen, weil sie ein Stück weit populistisch sind."

"Nicht durchsetzbar" 

"Entscheidend ist, mit welchen Maßnahmen man darauf reagiert", sagt auch Andreas Bornemann, Sportvorstand des 1. FC Nürnberg, der sich seit dieser Saison mit im Vergleich zur Konkurrenz enorm eingeschränkten Mitteln an der ersten Liga versuchen darf. Bornemann glaubt, dass viele Vorschläge aus Berlin einfach "nicht durchsetzbar sind" und meint damit unter anderem die Gehalts-Obergrenze. "Wie will man das umsetzen? Man kann sicher Regelungen finden, die für den deutschen Fußball relevant sind. Aber was bedeutet das dann im Verhältnis zum internationalen Wettbewerb", sagt auch Schwiewagner.

Bei der Neu-Verteilung der Einnahmen aus der Vermarktung ist man bei Kleeblatt und Club ebenfalls skeptisch. "Natürlich geht die Schere auseinander", sagt Bornemann, der aber auch glaubt, dass eine reine Umverteilung innerhalb der Liga die Lücke nicht mehr schließen wird zwischen international agierenden Unternehmen wie dem FC Bayern und, zum Beispiel, dem 1. FC Nürnberg.

Man müsse, so sagt das Bornemann, eben andere Wege finden, Stichwort "Ausbildungsverein". Junge Spieler entdecken und sie so entwickeln, dass sie für viel Geld verkauft werden können. So eben, wie es dem 1. FCN und der Spielvereinigung in der jüngeren Vergangenheit immer wieder gelungen ist. Beim Kleeblatt sieht man es ähnlich, obwohl man auch von einer gleichmäßigen Verteilung der Gelder profitieren würde. "Ich bin nicht für Gleichmacherei, sondern für eine klare Bewertung, was notwendig ist, um einen vernünftigen Wettbewerb herzustellen. Und wenn die erste Liga für internationale Leistungsfähigkeit eine entsprechende Kapitalausstattung braucht, muss man dem Rechnung tragen", sagt Schwiewagner.

Sowohl Schwiewagner als auch Bornemann stimmen dem Berliner Thesen-Papier insofern zu, dass auch sie eine Entfremdung des Fußball-Betriebes vom eigenen Publikum beobachten. "Da ist aber jeder Verein seines Glückes Schmied", sagt Bornemann und verweist auf den Club, der hofft, dass er sich mit dem Einbau regional verwurzelter Spieler wie Patrick Erras oder Enrico Valentini in dieser Hinsicht von anderen absetzen kann.

Eine Nürnberger Vorlage 

Aufgestiegen ist der Club trotzdem. Ein Vorbild? "Wenn die zweite Liga durch die Ausbildung junger Spieler zusätzliche Gelder erwirtschaften und so ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten verbessern kann, dann halte ich das auch für richtig. Dann wird es immer wieder die Möglichkeit geben, dass Zweitligisten wie Fürth, Paderborn oder Darmstadt aufsteigen können", sagt Schwiewagner.

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