Beyer-Entlassung in Bamberg wirft viele Fragen auf

29.11.2018, 18:31 Uhr
Harmonie – bei Brose Bamberg ein flüchtiger Zustand: Rolf Beyer mit Michael Stoschek  und dessen Sohn Max.

© Sportfoto Zink / HMI Harmonie – bei Brose Bamberg ein flüchtiger Zustand: Rolf Beyer mit Michael Stoschek und dessen Sohn Max.

Ende des Jahres hätte Rolf Beyer seinen Schreibtisch sowieso geräumt. Im Frühherbst hatte der Geschäftsführer von Brose Bamberg bekanntgegeben, den Posten nicht länger bekleiden zu wollen. Auf eigenen Wunsch. Wahrscheinlich hätte es auf der Geschäftsstelle ein paar Schnittchen gegeben und vor der Partie gegen den FC Bayern am 30. Dezember Blumen vom Aufsichtsrat.

Daraus wird nun nichts, am Mittwochabend gab der Verein bekannt, die Zusammenarbeit "mit sofortiger Wirkung" zu beenden; als Grund wurden "finanzielle Unregelmäßigkeiten" genannt, weitere Details blieb Brose Bamberg schuldig. Dafür enthielt die Pressemitteilung einen weiteren Satz, der für Aufsehen sorgte: Nur durch die zusätzliche finanzielle Unterstützung des Hauptsponsors Brose und des Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Stoschek könne der Serienmeister des neuen Jahrtausends "vor einer Insolvenz bewahrt werden".


Kommentar: Brose Bamberg droht der Absturz in die Belanglosigkeit


Bääm. Eine Nachricht wie ein krachender Slamdunk von Cliff Alexander. Und eine, die vor allem viele Fragen aufwirft, auch weil die Beteiligten am Tag danach nichts zur Klärung der Situation beitragen wollten. Bei Brose Bamberg will man sich frühestens im kommenden Jahr wieder zu dem Sachverhalt äußern, Rolf Beyer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Vetrauen ist aufgebraucht

Was ist unter "Unregelmäßigkeiten" zu verstehen? In welcher Größenordnung hat Stoschek dem Verein unter die Arme gegriffen? Und was ist passiert, seitdem Beyers Abschied Ende September – von sehr wohlwollenden Worten begleitet – angekündigt wurde? "Der sportliche Erfolg des Bamberger Basketballs in den letzten Jahren ist eng mit seiner Person verbunden", ließ sich Stoschek noch vor zwei Monaten zitieren, Beyer, in dessen Zeit als Geschäftsführer unter anderem drei Meisterschaften fallen, antwortete: "Ich bin dankbar für das Vertrauen, das Michael Stoschek und der Aufsichtsrat mir entgegenbringen."

Dieses Vertrauen war nun vorzeitig aufgebraucht, auch diesmal endet das Arbeitsverhältnis mit einem verdienten Mitarbeiter wenig harmonisch, in Bamberg hat das in der Ära Stoschek fast schon Tradition. Die Manager Wolfgang Heyer und Daniele Baiesi sowie die Erfolgstrainer Chris Fleming und Andrea Trinchieri verließen den Verein im (juristischen) Streit oder wurden ebenfalls ohne Blumen und Schnittchen verabschiedet.

"Aus allen Wolken gefallen"

Warum dieses Schicksal nun auch Beyer ereilt hat, bleibt vorerst Spekulation. Nach drei Titeln in Serie war die Saison 2017/18 sportlich, vor allem aber finanziell ein herber Rückschlag. "Die personellen Fehlentscheidungen in der vergangenen Saison haben zu einem Loch in der Kasse geführt", erklärte Beyer im Juni, das Problem sei aber "nicht existenziell".

Dass es das nun vorgeblich doch war, hat man vor allem bei den Verantwortlichen der Basketball-Bundesliga mit Verwunderung aufgenommen. Liga-Boss Stefan Holz sagte dem Sportinformationsdienst er sei "aus allen Wolken gefallen" und kritisierte die Bamberger dafür, dass sie "unabgestimmt mit dem I-Wort hantieren". Auch für Thomas Braumann, Vorsitzender des Lizenzierungsausschusses, gab es vor zwei Wochen bei der letzten Finanzprüfung keine Anzeichen einer drohenden Insolvenz, wie er gegenüber dieser Zeitung betont.

Zumindest dem BBL-Gutachterausschuss muss sich Brose Bamberg nun erklären.

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