Blum beschenkt den Club mit einem Punkt

4.5.2015, 22:06 Uhr
Zwei Choreographien haben die Fans des 1. FC Nürnberg zu diesem besonderen Anlass, dem 115. Geburtstag des Vereins, vorbereitet.  Am Ende dankte es die Mannschaft mit einem 1:1 und einer starken Schlussphase in Ingolstadt.

© Zink Zwei Choreographien haben die Fans des 1. FC Nürnberg zu diesem besonderen Anlass, dem 115. Geburtstag des Vereins, vorbereitet. Am Ende dankte es die Mannschaft mit einem 1:1 und einer starken Schlussphase in Ingolstadt.

Seit Montagabend hat der FC Ingolstadt acht Punkte mehr als der Karlsruher SC auf Rang vier, bei noch drei ausstehenden Runden bestehen kaum noch Zweifel an der Versetzung nach oben. Dass auch der Audi-Werksclub nach dem 1:1 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg seinen großen Traum verwirklichen wird, jagt vielen Romantikern freilich einen kalten Schauer über den Rücken.

Während Traditonsvereine wie 1860 München oder der FC St. Pauli möglicherweise bald in der Drittklassigkeit verschwinden, darf sich der FC Ingolstadt von 2004 demnächst mit Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg oder der TSG Hoffenheim messen und wahrscheinlich auch bald wieder mit Red Bull Leipzig. Am 1. FC Nürnberg, dem neunfachen Deutschen Meister und viermaligen Pokalsieger, der am Montag seinen 115. Geburtstag feierte, sind die “Schanzer“ längst vorbeigerauscht, obwohl 104 Jahre jünger als der einst ruhmreiche Club und entstanden aus einer Art künstlichen Befruchtung.

Vor neun Jahren trennten beide Vereine noch fünf Ligen, was sich auch wie folgt interpretieren lässt. Die einen haben seitdem wohl mehr richtig als falsch gemacht, die anderen mehr falsch als richtig. Der Trend setzte sich auch im gestrigen Derby fort, zu dem René Weiler nur 17 Profis mitgebracht hatte. Neben dem schwer verletzten Niclas Füllkrug fielen auch Jan Polak und Ondrej Petrak aus, so dass der Trainer so etwas wie sein letztes Aufgebot in den Sportpark schickte. Unter anderem mit Dave Bulthuis als Innenverteidiger und Jürgen Mössmer im defensiven Mittelfeld fingen die Nürnberger an - und boten dem Favoriten eine beherzte Auseinandersetzung.

Der Club verteidigte leidenschaftlich

Vielleicht hatte sie ihr Chef vorab an das Hinspiel erinnert, als der FCI seine erste von mittlerweile drei Saison-Niederlagen kassierte. Den Schwung für ihr furioses Arbeitsjahr hatten sich die Oberbayern bereits im Frühjahr 2014 geholt, als eine stolze Serie ihren Anfang nahm. 17 Mal in Folge blieben sie ungeschlagen, bis zu ihrem Auftritt im Frankenstadion, so dass die Ingolstädter durchaus als Vorbild taugen für den Club. Der am Montagabend eine ordentliche Leistung zeigte, dabei sein Tor leidenschaftlich verteidigte und nach Ballgewinnen häufig schnell in den Angriffsmodus umschaltete.

Mit flotten Passfolgen überbrückten die Gäste in der ersten Halbzeit mehrmals das zentrale Platzdrittel, ließen im letzten aber häufig die nötige Entschlossenheit vermissen. Niklas Stark verzog ähnlich knapp wie wenig später Jakub Sylvestr (der seine fünfte Gelbe Karte sah und am Sonntag gegen Braunschweig zuschauen muss), ein Freistoß von Alessandro Schöpf kullerte gar an den Pfosten. Das alles war ganz nett anzuschauen, aber nicht wirklich zwingend. Die Ingolstädter brachten den von Raphael Schäfer bewachten Kasten gar erst in der 43. Minute zum ersten Mal richtig in Gefahr; Stefan Lex haute die Kugel knapp über den Querbalken.

Choreographien zum Ehrentag

Ansonsten begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe, was für die personell doch arg gebeutelten Nürnberger durchaus als Kompliment zu werten ist. Ihre über 2000 Fans feierten ausdauernd und mit wunderbaren Choreographien vor allem den Ehrentag ihrer großen Liebe, die sich auch nach dem Seitenwechsel mit allen verfügbaren Kräften gegen das drohende Unheil stemmte. Ingolstadt erhöhte nach dem Seitenwechsel wie erwartet die Schlagzahl und kam auch zu Möglichkeiten, die beste davon ließ Alfredo Morales aus, der von einem Ausrutscher Ondrej Celustkas profitierte und auch wieder nicht. Der Kopfball des US-Nationalspielers flog am hinteren Pfosten vorbei.

Um für etwas mehr Entlastung zu sorgen, wechselte René Weiler nach einer Stunde den schnellen Danny Blum und wenig später den nicht ganz so schnellen Robert Koch ein, der Druck der Gastgeber nahm dennoch von Minute zu Minute zu. Ingolstadt drängte auf das eine, auf das goldene, auf das möglicherweise geschichtsträchtige 1:0, das ihnen Javier Pinola schenkte. Eine Flanke von Pascal Groß drückte der Argentinier per Kopf unbedrängt über die Linie. Der Club hat Geburtstag und verteilt Geschenke – holte sich zwei Minuten später aber zumindest einen Punkt zurück (Danny Blum, Kopfball, 1:1). Zumindest den Partyschreck spielten die Nürnberger am Montag durchaus überzeugend.

FC Ingolstadt 04: Özcan - Levels , Roger , Hübner , Danilo - Bauer - Groß , Morales - Lex (87. Mijatovic) , Hartmann (90.+2 Pledl), Leckie (46. Hinterseer)

1. FC Nürnberg: Schäfer - Celustka, Hovland, Bulthuis, Pinola - Stark, Mössmer - Burgstaller, Schöpf (85. Mlapa), Kerk (66. Koch) - Sylvestr (60. Blum)

Tore: 1:0 (70. Pinola/Eigentor), 1:1 (72. Blum) | Gelbe Karten: Hartmann - Sylvestr, Hovland, Bulthuis, Mössmer, Burgstaller | Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) | Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)

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