Bock auf Bundesliga: Ewerton will dem FCN helfen

11.1.2019, 09:51 Uhr
Siehst du das nicht? Ewerton will in Deutschlands Eliteklasse spielen. Darf er es auch?

© Sportfoto Zink / DaMa Siehst du das nicht? Ewerton will in Deutschlands Eliteklasse spielen. Darf er es auch?

Auch in der Vormittagseinheit am Donnerstag bringt Ewerton seine Leistung. Nur einmal kommt er einen Schritt zu spät, seine vertikale Spieleröffnung ist in den meisten Fällen immer noch ein Genuss. Präzise, flach und scharf passt er den Ball mit seinem linken Fuß nach vorn. Also so wie früher auch.

Ein verhängnisvoller Fehltritt 

Trotzdem ist seit ein paar Monaten einiges anders. Und das alles nur, weil er während der Sommer-Vorbereitung in Südtirol nach einem Zweikampf einen Moment unachtsam war und im Rasen hängen blieb. Die Ärzte stellten eine Teilruptur der vorderen Syndesmose im rechten Sprunggelenk fest, bis zu seinem Comeback beim Zweitrunden-Pokalspiel in Rostock dauerte es satte 13 Wochen.

An den wahrscheinlich komplettesten Innenverteidiger des 1. FC Nürnberg in der Aufstiegssaison erinnerte im Ostseestadion aber höchstens die Rückennummer. Ewerton war die lange Pause anzumerken, erst ungefähr einen Monat später vermeldete sein Trainer: "Ewerton ist topfit und spielfertig." Bloß half ihm das auch nicht viel, obwohl Lukas Mühl und Georg Margreitter bei einigen Gegentoren nicht besonders glücklich ausgesehen hatten.

Der Dezember brachte für ihn noch zwei Kurzeinsätze in München und gegen Freiburg sowie eine Halbzeit in Mönchengladbach. Zu wenig für seine Klasse, zu wenig für seine Ansprüche. "Irgendwann ist es die Entscheidung des Trainers", sagt Ewerton beziehungsweise übersetzt Enrico Valentini beim Pressegespräch.

"Ewerton nimmt sich im Spiel zu sehr raus" 

Derzeit deutet wenig darauf hin, dass die Entscheidung des Trainers im neuen Jahr anders ausfallen könnte als zuletzt im alten. "Ewerton nimmt sich im Spiel zu sehr raus", monierte Köllner nach dem Test gegen Zwolle, "es geht um eine andere Aktivität bei eigenem Ballbesitz." Ewerton widerspricht leise. "Meiner Meinung nach war es für ein Testspiel in Ordnung", sagt der Brasilianer, "ich brauche einen Rhythmus und vor allem Spiele, um wieder in Bestform zu kommen."

Auch dass er aktuell Probleme mit dem Rücken und wieder mit dem Sprunggelenk haben soll, wie Köllner am Mittwoch vor Journalisten kundtat, ist Ewerton neu.

"Nicht der Rede wert", sagt er, Schmerzen habe er jedenfalls keine. Stattdessen wähnt er seinen Körper in einem tadellosen Zustand, die Winterferien hat er beim Heimaturlaub ausgesprochen unbrasilianisch für diverse Läufe genutzt, er kann sich also nicht viel vorwerfen.

88 Prozent 

Ein wenig rätselhaft ist somit höchstens die Argumentation seines Vorgesetzten; auch die Statistiken der vergangenen Runde sprechen für Ewerton. Von seinen 1479 Pässen kamen laut kicker-Datenbank 1304 an, seine 88-prozentige Quote ist die mit Abstand beste der drei Innenverteidiger. Lukas Mühl schaffte 81 Prozent, Georg Margreitter immerhin noch 80 Prozent, dafür hat der Österreicher mit 64 Prozent zumindest relativ den besten Zweikampfwert, Ewerton folgt mit 59 Prozent.

Mindestens genauso bedeutsam wie Zahlen sind allerdings Ewertons Ruhe und Übersicht; auch in Stresssituationen blieb er meistens cool, wovon letztlich die ganze Mannschaft profitierte. Dass das immer noch so ist, kann und will er am Freitag im zweiten und bereits letzten Vorbereitungsspiel gegen den belgischen Erstligisten Royal Exel Mouscron (15 Uhr/Los Barrios) nachweisen. Geplant sind drei Halbzeiten à 45 Minuten, jeder der drei zentralen Abwehrspieler soll in allen möglichen Konstellationen (Margreitter mit Mühl, Margreitter mit Ewerton, Mühl mit Ewerton) insgesamt 90 Minuten bekommen.

Ein bisschen Hoffnung

Stand Donnerstamittag darf sich Ewerton zumindest wieder geringe Hoffnungen machen auf einen Platz in der Startformation gegen Berlin. Die Reihenfolge scheint jedenfalls nicht in Stein gemeißelt. "Gegen Mouscron kann jeder für sich Werbung machen", sagt Köllner, "wir brauchen Spieler, die die Automatismen kennen."

"Jeder Spieler will spielen, das ist klar", ergänzt Ewerton, sollte die Wahl erneut auf die beiden anderen fallen, "wäre ich natürlich enttäuscht, aber ich würde die Entscheidung des Trainers akzeptieren und mich weiter empfehlen." Den heutigen Wettkampf gegen Mouscron möchte er vor allem nutzen, um sich neues Selbstvertrauen zu holen, auf den Rest hat er sowieso keinen Einfluss.

"Der Trainer kennt mich, er weiß, was ich kann und der Mannschaft geben kann", sagt Ewerton. Und das ist immer noch eine ganze Menge. Oder besser: wieder. 

 

 

 

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