Bolly und Sararer: Sind sie Fürths neues Traumduo?

6.12.2016, 17:00 Uhr
Bolly und Sararer: Sind sie Fürths neues Traumduo?

© Sportfoto Zink / WoZi

Wäre Janos Radoki nicht in Ungarn geboren und in Augsburg aufgewachsen, dürfte man ihn ohne weiteres einen fränkischen Grantler nennen. Nach Schlusspfiff im Wildparkstadion nahm er Glückwünsche eher anstandshalber entgegen. Sein Kopf war da schon bei der Fehleranalyse und dem nächsten Gegner. Über die vergangenen 90 Minuten schimpfte er: "Läuferisch waren die Karlsruher durch. Und dann kommt plötzlich die zweite Luft wieder."

Schuld daran war das Fehlverhalten seiner Spieler in der Rückwärtsbewegung. Der 2:0-Vorsprung hatte sie bequem gemacht, zumal bis zehn Minuten vor dem Ende eher das dritte Fürther Tor in der Luft lag als der Anschlusstreffer. Und dann kam ja noch das Gewinner-Duo der Vorwoche, Zlatko Tripic und Serdar Dursun, aufs Feld. Was sollte da noch schiefgehen? Zum Beispiel das: "Wir haben den weiten Ball nur mit dem Kopf beobachtet und nicht mit den Beinen." Radoki hat die Szene vor dem ersten Elfmeter genau vor Augen: "Dann dachte ich mir: Jetzt brennt’s."

Elfmeter mit Vergangenheit

Sebastian Heidinger hatte den enteilten Erwin Hoffer umgerissen, damit der die Flanke nicht abnehmen konnte. Und weil Dimitris Diamantakos’ Strafstoß die pure Entschlossenheit ausstrahlte, stand es in der 80. Minute nur noch 2:1. Karlsruhe drückte weiter und holte neun Minuten später einen weiteren Elfmeter heraus. Für das Vergehen an Florian Kamberi sah Niko Gießelmann seine fünfte Gelbe Karte und ist fürs Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Sonntag gesperrt. Doch diesmal scheiterte Diamantakos an Fürths Keeper Balazs Megyeri.

Und das hatte seinen Grund. "Ich kenne Diamantakos seit Jahren", erzählte der Ungar hernach auf Englisch. Die beiden spielten gemeinsam beim griechischen Rekordmeister Olympiakos Piräus und trainierten stundenlang Elfmeter. "Ich kenne seine Lieblingsecke", sagte Megyeri lächelnd. Den ersten, vom Torwart aus gesehen rechts unten, habe er nur deshalb nicht gehalten, weil der Ball zu scharf geschossen war. Den zweiten parierte er und den Nachschuss von Hiroki Yamada gleich mit.

Als alles vorbei war, stürmten die Fürther Mitspieler, die noch laufen konnten, auf ihn zu und feierten ihn als Matchwinner. Dass Megyeri ein Elfmeterkiller ist, weiß man in der zweiten deutschen Liga noch nicht. Beim ersten Penalty gegen ihn in Braunschweig traf der Schütze Patrick Schönfeld nur die Latte. Doch er selbst hat mitgezählt: "Ich habe eine gute Statistik in meiner Karriere, es war der elfte Elfmeter und sieben davon habe ich gehalten."

Das neue Kleeblatt-Duo

Die zweite Geschichte, die dieses Spiel im Wildpark schrieb, war die von Mathis Bolly und Sercan Sararer. Zu gerne hätte Radokis Vorgänger Stefan Ruthenbeck diese beiden gemeinsam in die Startelf gestellt. Radoki darf das jetzt, weil sie endlich fit sind. Und bis zur 77. Minute, als Bolly ausgepumpt ausgewechselt wurde, stand es noch 2:0 für Fürth. Weil beide ein bislang ungekanntes Tempo in das Fürther Spiel bringen, gepaart mit Ballsicherheit und Spielwitz.

Bei Sercan Sararer wussten weder Gegner noch Trainer, was er gerade vorhatte, wenn er über das Feld schlich und plötzlich zur Jagd auf den Ball blies, ihn eroberte und immer im richtigen Moment weitergab. Und bei beiden Malen, als sich der Superdribbler an der Seitenlinie behandeln lassen musste, drückte Radoki die Daumen: "Hoffentlich geht es weiter."

Beim ersten Mal hatte er nach einem Schlag auf die Wade das Gefühl, "die habe zugemacht". Doch dank seiner hohen Einsatzbereitschaft heilte er sich auf dem Platz quasi selbst, wie der Trainer beschrieb: "Zum Glück ist sie vor lauter Laufen wieder aufgegangen." In der zweiten Hälfte hielt er sich schmerzverzerrt das Knie, doch ohne Folgen. Es ist eben immer noch ein fragiles Gerüst, diese Fürther Mannschaft, die abhängig ist von wenigen Leistungsträgern. Zu Saisonbeginn war es das famose Duo Jurgen Gjasula/Robert Zulj; nun sind es Bolly und Sararer.

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