Bornemann regt sich über Füllkrug und Bader auf

1.7.2016, 06:00 Uhr
Bornemann regt sich über Füllkrug und Bader auf

© Wolfgang Zink

An fast jedem Club-Profi hingen plötzlich 15, an einigen auch 20 Fans, die ihren großen Vorbildern einfach nur ganz nahe sein wollten. Der Schlusspfiff am Donnerstagabend in Kornburg löste einen kleinen Platzsturm aus, eigentlich wie immer, wenn der 1. FC Nürnberg irgendwo in der Region auf ein Freundschaftsspiel vorbeischaut.

Auch Niclas Füllkrug und Guido Burgstaller stellten sich den Anhängern geduldig zur Verfügung, für Autogramme, für Fotos. Die beiden Angreifer sorgten in der vergangenen Saison mit ihren persönlichen Erfolgserlebnissen für viele schöne Momente. 27 Tore erzielten die beiden zusammen (Füllkrug 14, Burgstaller 13), 15 weitere bereiteten sie entscheidend vor. Die Mannschaft profitierte von ihren Offensivstars. Und die Offensivstars von ihrer Mannschaft.

Zu Höherem berufen?

Wegen ihrer guten Statistiken fühlen sich Füllkrug und Burgstaller jetzt zu Höherem berufen. Beziehungsweise sind der Ansicht, dass sie deutlich mehr Geld verdient hätten für ihre Leistungen. So dachte auch Danny Blum, der am Donnerstag tatsächlich bei Eintracht Frankfurt untergekommen ist. In der Branche sagt man in solchen Fällen gerne, dass ein Fußballer bereit ist für den nächsten Schritt. Noch in der Sommerpause hatte Füllkrug kundgetan, dass er künftig am liebsten für einen Erstligisten stürmen würde. Dass er sich nun, wie die Bild-Zeitung berichtet, mit Neu-Zweitligist Hannover 96 einig sei, könnte auf selektive Wahrnehmung hindeuten.

Was soll's, selbst der Wunsch, in seine Geburtsstadt heimzukehren, ist nicht verwerflich, das findet auch sein Vorgesetzter. Aufregen muss sich Andreas Bornemann allerdings über die Art und Weise, wie Füllkrug gerade offenbar versucht, seinen Abschied zu forcieren, ja fast zu provozieren. Es gibt nur einen kleinen, jedoch entscheidenden Haken: Füllkrug ist wie Burgstaller noch bis Juni 2017 an den 1. FC Nürnberg gebunden. Da beide bei Vertragsunterzeichnung voll zurechnungsfähig gewesen sein sollen, müsste ihnen bewusst sein, dass so ein Arbeitsverhältnis auch Pflichten mit sich bringt.

Die Grenze zum vereinsschädigenden Verhalten sieht Bornemann noch nicht überschritten, trotzdem denkt er bereits über interne Sanktionen nach, die sich vertragsrechtlich locker begründen ließen. Öffentlichkeitswirksam zu verkünden, mit dem Club bereits abgeschlossen zu haben, kam in der Chefetage nicht besonders gut an. "So etwas geht überhaupt nicht", schimpft Bornemann, "wir werden uns nicht erpressen und auch nicht unter Druck setzen lassen".

Die Kampagne des immerhin bereits 23-Jährigen führt Bornemann auf "fehlende Erfahrung und Reife" seines Angestellten zurück, der zudem gegen offizielle DFL-Regularien verstoßen haben könnte. Demnach darf ein Profi erst ein halbes Jahr vor Ablauf seines Vertrags mit einem neuen Verein in Kontakt treten, ohne seinen alten Verein darüber informieren zu müssen. Füllkrugs aktuellen Vorstoß verurteilt Bornemann deshalb scharf. "Schlechter Stil" sei das, auch von Hannover 96 und dem dort verantwortlichen Geschäftsführer Martin Bader – der Füllkrug vor zwei Jahren aus Bremen zum Club geholt hatte. Einen Spieler hinter dem Rücken seines Arbeitgebers anzubaggern, "das gehört sich nicht", findet Bornemann.

Wenn Moral und Anstand stören

Dass Moral und Anstand häufig nur stören, wenn es einen Haufen Geld zu verdienen gibt, ist auch Bornemann klar, er ist lange genug im Geschäft und kennt auch die ungeschriebenen Gesetze. Zum Beispiel, dass die Verhandlungsposition für einen Verein wie den 1. FC Nürnberg nicht die beste ist, wenn wirtschaftliche Sorgen drücken. Eine Ablöse wäre nur noch jetzt oder eben spätestens im Winter zu erzielen; dennoch rät Bornemann seinen beiden Wechselwilligen, sich möglichst schnell wieder auf die Vorbereitung mit dem Club zu konzentrieren – und nicht herumzubocken.

"Das ist Profi-Fußball", sagt Bornemann, „alles andere ist Kindergarten." Da nach wie vor "kein diskussionswürdiges Angebot" (Bornemann) eingegangen sei, auch nicht von Hannover 96, hat er Füllkrug und seinem Berater empfohlen, jetzt wieder "vernünftig miteinander umzugehen". Und sich abzusprechen, wenn es etwas abzusprechen gibt.

Am Samstagfrüh werden Niclas Füllkrug und Guido Burgstaller mit nach Grassau fahren, in ein sechstägiges Trainingslager am Chiemsee, ebenso die Talente Eduard Löwen, Mike Ott, Dennis Lippert und Ivan Knezevic. Die Ruhe und Abgeschiedenheit wird auch den Stars bestimmt gut tun.

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