Bornemann: "Wir schauen, was die Saison hergibt"

5.12.2016, 06:00 Uhr
Auch Sportvorstand Andreas Bornemann gefiel der Auftritt gegen Sandhausen nicht unbedingt.

© Sportfoto Zink / DaMa Auch Sportvorstand Andreas Bornemann gefiel der Auftritt gegen Sandhausen nicht unbedingt.

Der 1. FC Nürnberg ist derzeit eine Wundertüte. Der aktuelle Kader hat schon gute Leistungen gezeigt und weniger gute, manchmal wechseln sich die Extreme sogar innerhalb einer Partie munter ab. Gegen den SV Sandhausen folgte einer insgesamt ordentlichen ersten eine einigermaßen katastrophale zweite Halbzeit; "einfach schlecht" sei das gewesen, schimpfte Kevin Möhwald, komplett daneben lag er mit seiner Einschätzung nicht.

Gerade beim rund 50-minütigem Elf gegen zehn ließen sich die Defizite nicht mehr kaschieren; spätestens mit dem 0:2 ging jedwede Balance verloren und niemand mehr voran. Eine flache Hierarchie kann gerade in stressigen Phasen auch kontraproduktiv sein; zudem fehlte eine gemeinsame Idee, wie man die kompakt verschiebenden Gäste hätte auseinandernehmen können. "Zu langsam, zu behäbig, zu durchsichtig" fand auch Andreas Bornemann, der Sportvorstand, die Nürnberger Bemühungen um Schadensbegrenzung.


Drei Gründe, warum der Club derzeit nur Mittelmaß ist


Solche Erkenntnisse sind nicht neu, trotzdem dachte man, dass es reichen könnte für eine wilde Aufholjagd. Seit Samstag ist zumindest ein Platz unter den ersten Drei nur noch ein schöner Traum. Von den verbleibenden 19 Spielen müsste der Club mindestens 14, wahrscheinlich sogar 15 gewinnen, um noch mal ganz oben eingreifen zu können. Angesichts der Qualität der anderen und eigener Schwankungen sollte der Blick wohl lieber nach unten gehen.

Strategische Fehler sind nur langsam korrigierbar 

Der Samstagnachmittag erinnerte die Fans auf äußerst schmerzhafte Weise daran, dass strategische Fehler nicht von heute auf morgen zu korrigieren sind.

Die Zusammenstellung des Aufgebots lagen seit dem Abstieg im Mai 2014 mitunter abenteuerliche Kriterien zugrunde. Es gibt tatsächlich Positionen mit nur einem Bewerber, rechts hinten zum Beispiel oder links hinten. Miso Brecko oder Laszlo Sepsi haben demnach praktisch eine Stammplatzgarantie, auch sechs, sieben andere aus der Startformation vom Samstag. Das kann durchaus hilfreich sein beim Versuch, eine Mannschaft zu entwickeln. Oder eben auch zu Stagnation führen. 

Andreas Bornemann wollte die dritte Niederlage im eigenen Stadion keinesfalls dramatisieren; mit lediglich acht Punkten hat der Club die viertschwächste Heimbilanz in der Zweiten Liga – ist aber nicht bereit, sich bereits im Dezember von seinen mittelfristigen Plänen zu verabschieden. "Ich halte nichts davon, Saisonziele zu korrigieren", sagt Bornemann, "wir haben immer gewusst, dass es solche Phasen gibt." So Phasen wie sechs Partien ohne Sieg zum Auftakt oder nachfolgend sieben ohne Niederlage. Der maximale Misserfolg in der vergangenen Woche lässt darauf schließen, dass es jetzt wieder in die andere Richtung gehen könnte.

"Schauen, was die Liga hergibt"

Als kurzfristiges Vorhaben gab Bornemann aus, in Düsseldorf am Freitag und zehn Tage später gegen Kaiserslautern zumindest das Kalenderjahr einigermaßen versöhnlich zu beschließen – "um mit etwas Zählbarem in die Winterpause zu gehen, und dann schauen wir mal, was die Liga noch hergibt".

Sollte der Vorsprung auf die Gefahrenzone auch kurz vor Weihnachten noch kleiner sein als der Rückstand auf Platz drei, könnte eine äußerst zähe Rückserie drohen, möglicherweise ab März, April schon im Zeichen des nächsten Neuaufbaus "Eine Saison macht immer mehr Laune, wenn man dabei ist und nicht im Niemandsland rumschwirrt", betont auch Bornemann.

Freilich deutet derzeit viel darauf hin, dass der Club, um im Bild zu bleiben, sogar gefangen ist im Niemandsland, wo sich nur kleine Vereine wie der SV Sandhausen richtig wohlfühlen. "Wir halten die Saison jetzt nicht an oder beenden sie", versichert Bornemann, das kann selbst der 1. FC Nürnberg nicht. Dem ansonsten fast alles zuzutrauen ist. Ganz weit weg vom großen Fußball.

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