Bulthuis ist plötzlich wieder ein Startelf-Kandidat

13.2.2015, 06:00 Uhr
Bulthuis ist plötzlich wieder ein Startelf-Kandidat

© Foto: Zink/JüRa

Der linke Verteidiger hat natürlich auch seine Berechtigung. Er soll mit gelegentlichen Vorstößen die Offensivkräfte unterstützen, vor allem aber das eigene Tor bewachen. Das passiert häufig noch weit weg von der eigentlichen Gefahrenzone, auf dem sogenannten Flügel. Unterläuft ihm da ein Fehler, können andere noch korrigierend eingreifen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Auch der linke Verteidiger ist wichtig – aber doch eher eine dezentrale Figur im Spiel.

Wer die aktuelle Saison des 1. FC Nürnberg aufmerksam verfolgt, könnte meinen, dass die Mannschaft fast nur noch aus linken Verteidigern besteht. Beinahe wöchentlich ist die Position in den Schlagzeilen, was auch daran liegen könnte, dass es seit August bereits vier Darsteller gab. Anfangen durfte Cristian Ramirez (der mittlerweile für Budapest links verteidigt), es folgte Dave Bulthuis, natürlich Javier Pinola und sogar Manuel Bihr. Vor einer Woche nahm der Club für die nächste Runde zudem Tim Leibold vom VfB Stuttgart unter Vertrag. Der ist, richtig: ein linker Verteidiger.

Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den 1. FC Union wird trotzdem ein linker Verteidiger gesucht, weil Javier Pinola gesperrt ist und Manuel Bihr offenbar nicht mehr gut genug. Somit könnte Ondrej Celustka, der ja eigentlich rechter Verteidiger gelernt hat, sein Debüt auf der gegenüberliegenden Seite geben, ersetzen würde ihn der junge Tobias Pachonik. Sehr wahrscheinlich ist diese Variante nicht, da möglicherweise auch Jürgen Mössmer nicht zur Verfügung steht. Der zentrale Abwehrspieler hat laut einer Vereinsmitteilung vom Donnerstag „Adduktorenmuskelprobleme“, ob er bis Sonntag wieder fit wird, ist offen.

„Enfant terrible“

Wenn die Zeit nicht reichen sollte, spricht tatsächlich einiges für ein Comeback von Dave Bulthuis; der Trainer würde seine Viererkette nur ungern noch mehr umbauen als nötig, so dass es durchaus sein könnte, dass der 24-Jährige in die Anfangsformation rückt. Jener Bulthuis, der bis zum 1. Februar zum Verkauf stand, weil er bei Weiler bloß noch zweite Wahl ist, wenn überhaupt. Pinolas und eventuell auch Mössmers Ausfall lassen seine Chancen auf einen Platz in der Startelf plötzlich wieder steigen.

Der Trainer kann nichts Negatives über den summa summarum etwa 600.000 Euro teuren Sommer-Zugang sagen. „Ein verrückter Hund“ sei er schon, dieser flächendeckend tätowierte Niederländer, ein „enfant terrible“. Was aber wenig an der Tatsache ändert, dass er noch beim 1. FC Nürnberg angestellt ist.

Spätestens seit dem Trainingslager wirkt Bulthuis etwas munterer als noch im Oktober oder November. Auch am Donnerstagvormittag redete er viel mit seinen Kollegen, klatschte, forderte den Ball. Und seine mit dem linken Fuß geschlagenen Flanken sahen wirklich viel versprechend aus. Scharf, präzise, in der richtigen Höhe.

Dass er auf den ersten Metern oft hinterherläuft, ist ihm schon auch klar, dennoch würde er das Vertrauen seines Vorgesetzten sehr begrüßen. Beim vorerst letzten Mal hätte ihn Weiler vor Wut fast von Aalen nach Nürnberg laufen lassen; Bulthuis verursachte bei 2:0-Führung einen Elfmeter für den VfR und flog kurz vor Schluss auch noch mit Gelb-Rot vom Platz – als er vor einem Einwurf für Aalen den Ball nicht hergeben wollte.

Danach hätten sie ihren Niederländer am liebsten verkauft, so schnell wie möglich, nur fand sich kein neuer Verein. „Die letzten Wochen waren schwierig für mich“, sagt Bulthuis, „ich möchte immer spielen, ich bin immer motiviert.“ Am Sonntag hofft er deshalb auf seine „ultimative Chance“, wobei er sich nicht so wichtig nimmt. „Es geht nicht darum. ob ich gut oder schlecht spiele, es geht darum, dass wir gewinnen“, sagt Bulthuis, der gerne zeigen würde, was er kann. „Aber nicht für mich, sondern für die ganze Mannschaft.“

So sind sie, die linken Verteidiger: Zwar in einer Nebenrolle, aber stets am Gemeinwohl interessiert.

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