Challenge-Teilnehmer: Im Extremen

11.7.2015, 08:30 Uhr
Challenge-Teilnehmer: Im Extremen

© Ralf Rödel

Matthias Stein wagt sich zum ersten Mal auf die Triathlon-Langdistanz. Als Premieren-Rennen kam dabei für den 50-jährigen Erlanger nur der Datev Challenge in Frage.

An einem Tag 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Marathon Laufen: Wie wollen Sie das schaffen?

Matthias Stein: Seit November habe ich intensiv trainiert. Beim TV 1848 Erlangen gehe ich Schwimmen, ich habe eine Laufgruppe und daheim im Keller ein Ergometer. Außerdem habe ich mich immer wieder durchchecken lassen. Jetzt bin ich überzeugt: Ich werde das schaffen.

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© KatharinaTontsch

Sie haben im Winter also im Keller Kilometer abgestrampelt und trainiert, zusätzlich zu Job und Familie?

Stein: Manchmal kamen meine Kinder runter und haben ein bisschen blöd geschaut, was ich da mache (lacht). Aber ich war hochmotiviert. Das mentale Loch kam bei mir dann erst im Januar.

Trotzdem haben Sie es durchgezogen.

Stein: Weil ich schnell gemerkt habe, dass ich fitter werde und mich verbessere. Man muss jede Woche drei Disziplinen trainieren, mit Umfang und Intensität der Übungen spielen. So gibt man dem Körper neue Reize. Ich bin das Training angegangen wie ein Projekt, mit kleinen Meilensteinen.

Am Sonntag ist es endlich soweit. Sind Sie schon aufgeregt?

Stein: Auf positive Art, ja. Vor allem auf den Solarer Berg freue ich mich. Ich wünsche mir, dass mir das Rennen Spaß macht, dass ich den Wettkampf als Erlebnis spüren kann. Wenn ich nach zwölf Stunden finishe, bin ich zufrieden.

Und danach . . .

Stein: . . . lade ich meine Freunde zum Weißwurst-Frühstück ein. Als Dankeschön für die Unterstützung.

 

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© privat

Peter Renner ist eigentlich Rennradfahrer, mit Schwimmen und Laufen hat er nichts zu tun. Dass er trotzdem beim Challenge an den Start geht, ist also mehr als ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist, dass er am Sonntag als Titelverteidiger der Gejagte sein wird.

Möglich macht das ein Staffel-Rennen, das parallel zum Einzelwettkampf in Roth stattfindet. Drei Athleten teilen sich dabei die Disziplinen auf. Renner vom Erlanger Radteam Herrmann übernimmt die 180 Kilometer Radfahren. „Ich bin zum fünften Mal beim Challenge dabei“, sagt der 28-Jährige. Geballte Triathlon-Erfahrung also. Das kann nicht jeder Rennradfahrer von sich behaupten.

„Eine so lange Strecke auf Zeit zu fahren, ist etwas Extremes, das Zeitfahrrad ist nicht unbedingt bequem.“ Warum sich der Arzt trotzdem am Sonntag quälen will? „Die Stimmung, die Zuschauer“, es gibt für Roth viele Argumente. „Der Solarer Berg ist ein Erlebnis, dort fährt man wie bei der Tour de France durch die Menschenmassen.“

Seinen Staffelkollegen Tobias Wybirek und Tamas Kovacs bleibt dieser Höhepunkt verwehrt. Während Wybirek als Schwimmer in den frühen Morgenstunden an der Hilpoltsteiner Kanallände ins Wasser springt, beginnt der Wettkampf für Marathonläufer Kovacs erst am Nachmittag. Wiedersehen wird sich das Trio 200 Meter vor der Ziellinie. „Wir laufen gemeinsam ins Stadion ein“, sagt Renner. Er muss nach mehr als vier Stunden Vollgas im Sattel also noch einen kleinen Sprint hinlegen.

Vergangenes Jahr war seine Mannschaft die schnellste Staffel. Auf der Radstrecke war niemand besser als der Erlanger. „Wir wollen den Titel verteidigen“, sagt er. Sorgen macht ihm aber die Konkurrenz aus seinem eigenen Radteam, das er noch als Student mit ein paar anderen Sportlern vor fünf Jahren gegründet hat. Zwei weitere Erlanger Staffeln sind am Start. Aber Renner & Co. sind gut drauf. „Und als Team einen Sieg zu feiern, macht dann auch mehr Spaß als alleine.“

 

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© Salvatore Giurdanella

Anja Beranek ist vor 20 Jahren das erste Mal in Roth gestartet — beim Kinder-Triathlon. Heute kehrt die 30-Jährige zurück, um zu gewinnen.

Roth ist selbst für Sie als Profi ein besonderes Rennen. Warum?

Anja Beranek: Die Stimmung ist einzigartig. Ich habe in meiner Karriere schon viele Rennen gemacht. Es ist der beste Triathlon mit den sportverrücktesten Zuschauern der Welt.

Für Sie ist es auch ein Heimspiel.

Beranek: Ja. Ich bin in Bamberg geboren, aber ich bin seit 20 Jahren Mitglied beim TV 1848 Erlangen, habe in Fürth gewohnt, nun lebe ich in Nürnberg. Natürlich ist es mein Lieblingsrennen. Für eine regionale Athletin ist es aber auch eine gute Plattform für Sponsoren. Hinzu kommt, dass das Startfeld stark ist, wenn auch bei den Frauen nicht ganz so stark wie im vergangenen Jahr.

2014 haben Sie sich bereits Hoffnungen auf den Sieg gemacht, während des Rennens das Feld angeführt. Dann kam der Sturz. Denken Sie noch daran?

Beranek: Das war natürlich der Worst Case. Aber jetzt ist es für mich ganz weit weg. Ich verbinde Roth nicht mit dem Sturz, sondern mit der unglaublichen Stimmung.

Haben Sie keine Angst, dass wieder etwas passieren kann?

Beranek: Im Triathlon kann immer alles passieren. Die Bedingungen, das Wetter, das Material, der Rennverlauf — man ist von so vielem abhängig. Bei uns im Sport gibt es sehr tiefe Tiefs, aber auch wieder Hochs.

Wenn Sie im Ziel unter neun Stunden bleiben, ist es dann das höchste Hoch?

Beranek: Das ist mein Ziel, ein perfektes Rennen. Wir kämpfen vor allem gegen die Zeit. Wenn ich mit elf Stunden gewinne, bin ich nicht glücklich. Mit 8.45 Stunden Zweite oder Dritte zu werden, wäre aber super.

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