Chandlers Herz entscheidet für den Club

26.4.2012, 07:00 Uhr
Bis 2015 können die Clubfans voraussichtlich noch über Tore von Timothy Chandler jubeln, wie hier im November 2011 bei seinem Treffer zum 1:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern.

© Zink Bis 2015 können die Clubfans voraussichtlich noch über Tore von Timothy Chandler jubeln, wie hier im November 2011 bei seinem Treffer zum 1:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Mittwoch Vormittag, gegen 11.20 Uhr, zuckten die wenigen Trainingsbeobachter im Sportpark Valznerweiher kurz zusammen. Timothy Chandler wälzte sich da gerade auf dem Platz, es sah nicht gut aus. Sein rechtes Knie schien zu schmerzen, womöglich eine schwere Bänderverletzung. Hätte sich der Anfangsverdacht bestätigt, wäre Chandler vermutlich monatelang ausgefallen. Pikanterweise nur wenige Stunden, nachdem er einen neuen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte.

Zwei, drei Minuten nach seinem kleinen Unfall konnte Chandler schon wieder hochschalten in seinen höchsten Gang, der ihn zu einem begehrten Bundesliga-Spieler werden ließ. Und sogar ein bisschen berühmt. Zum VfB Stuttgart hätte er wechseln können im Sommer, in die Europa League. Chandler wollte trotzdem lieber in Nürnberg bleiben. Beim Club, der ihm die Chance seines Lebens gegeben hatte. Danach ging alles ganz schnell.

Duell mit Messi

Neun Wochen lagen Anfang 2011 gerade mal zwischen dem Bundesliga-Debüt in Freiburg und einem Duell mit Lionel Messi in East Rutherford. Neun Wochen brauchte der gebürtige Frankfurter nur, um sich aus Nürnbergs viertklassiger Reserve bis in die US-Nationalelf vorzuarbeiten. Neun Wochen, die ihm bis heute vorkommen wie ein Traum mit Überlänge.

Beinahe demütig klingt es, was Chandler gestern der Öffentlichkeit mitzuteilen hatte. „Beim 1. FC Nürnberg bin ich zum Bundesliga-Spieler geworden“, sagt er, „ich verdanke den Verantwortlichen des Vereins sehr viel.“ Vor allem den Sprung auf die Sonnenseite.



Chandler, Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners und groß geworden in einem Problemviertel der Mainmetropole, hatte es nicht leicht. Erst mit seinem Wechsel von Eintracht Frankfurt II zum Club vor knapp zwei Jahren spürte er, dass für ihn vielleicht doch etwas mehr drin sein könnte. Dass er es mit etwas Verspätung tatsächlich schaffen könnte bis nach ganz oben. Nürnbergs damaliger Amateurtrainer Rene Müller empfahl ihn früh dem Kollegen Hecking weiter, der Rest ist bekannt.

Prödl ein potentieller Neuzugang?

„Eine Herzens-, eine Wohlfühlentscheidung“ sei es für ihn deshalb gewesen, sagt Chandler, der natürlich auch mehr verdienen wird als bisher. Und sich, so klingt es zumindest, mit dem Verein identifiziert. „Ein Teil der Entwicklung in den nächsten Jahren“ möchte er sein und dabei nicht nur ständig gegen den Abstieg kämpfen. Das Projekt 2015 impliziert für ihn auch eine schöne Perspektive. Samt mittelfristigem Abstecher in die obere Tabellenhälfte. Chandler würde mit dem FCN gerne mal durch Europa reisen. „Ich denke, es wird hier in den nächsten Jahren möglich sein.“

Chandlers Bekenntnis soll auch Signalwirkung haben für potenzielle Zugänge wie den Noch-Bremer Sebastian Prödl. Von denen man diesmal gar nicht so viele braucht, weil vom Stamm ja fast alle bleiben. Der Umbruch fällt weniger drastisch aus als befürchtet; auch deswegen habe man gespürt, dass er sämtlichen Argumenten bezüglich „der Entwicklung des Vereins positiv gestimmt war“, lässt sich Sportvorstand Martin Bader zitieren. Die Chandler maßgeblich beeinflussen soll.

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