China-Stunk: DFB setzt U20-Testspiele aus

24.11.2017, 14:40 Uhr
China-Stunk: DFB setzt U20-Testspiele aus

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Der Deutsche Fußball-Bund hat die umstrittenen Freundschaftsspiele der chinesischen U20-Nationalmannschaft in der Regionalliga Südwest auf das nächste Jahr verschoben. "Zum Bedauern aller beteiligten Parteien hat das Projekt nicht die erwartete breite Zustimmung erhalten", teilte der DFB am Freitag mit. Tatsächlich sei das Projekt von einigen wenigen Zuschauern genutzt worden, "um Botschaften zu setzen, die von der chinesischen Mannschaft, den Offiziellen, dem Betreuerstab des Chinesischen Fußball-Verbandes und auch den chinesischen Zuschauern als verletzend empfunden wurden".

Der Fußball wird zur Nebensache. Fußball-Regionalligist FSV Frankfurt hat die Absage des anstehenden Freundschaftsspiels gegen die chinesische U20-Nationalmannschaft bedauert. "Wir als FSV Frankfurt sind enttäuscht über diese Absage, da wir uns auf dieses Testspiel gefreut hatten", sagte FSV-Präsident Michael Görner.

Der Deutsche Fußball-Bund hatte in Abstimmung mit dem chinesischen Verband die umstrittenen Spiele der Asiaten auf das nächste Jahr verschoben. Grund waren politische Unstimmigkeiten nach Protesten von Tibet-Aktivisten. Beim Auftakt am vergangenen Wochenende in Mainz hatte eine Gruppe Tibet-Fahnen entrollt. Chinas Nachwuchskicker hatten daraufhin den Platz vorübergehend verlassen.

Auch für Frankfurt waren schon entsprechende Aktionen geplant. Die Hessen hatten unmissverständlich klar gemacht, dass sie die in Deutschland geltende Meinungsfreiheit achten und keine friedlichen Aktionen unterbinden werden. Der FSV will sich nun kurzfristig um einen Ersatzgegner bemühen.

Klare Botschaft an China

DFB-Präsident Reinhard Grindel schickte daher in dieser Woche eine unmissverständliche Botschaft an die Chinesen. "Die Meinungsfreiheit gilt auf dem Fußballplatz und neben den vier Eckfahnen. Ich würde mich freuen, wenn der chinesische Fußballverband sich auf die Chancen konzentriert, die sich durch die Spiele gegen die Regionalligisten ergeben", sagte Grindel. Der DFB habe "dem chinesischen Verband deutlich gemacht, dass, wenn man in Deutschland spielt, man sich auch damit auseinandersetzen muss, dass jeder seine Meinung frei sagen kann."

Die chinesische Seite findet das gar nicht lustig. Sie fordert vom DFB, Aktionen wie in Mainz mit der Flagge der exiltibetischen Regierung zu unterbinden. Die Fahne ist in China verboten, weil sie den Unabhängigkeitskampf der Tibeter symbolisiert. Die kommunistische Führung in Peking sieht Tibet als festen Teil der Volksrepublik an.

Ein Kommentator der einflussreichen chinesischen Zeitung Global Times, die vom Parteiorgan Volkszeitung herausgegeben wird, sieht eine Verletzung des Kooperationsabkommens, sollte der DFB nicht gegen Proteste einschreiten. Er stellte sogar mögliche Entschädigungsforderungen in den Raum.

Das Blatt hob hervor, dass alle deutschen Beobachter kritisierten, dass die chinesische Seite "die Meinungsfreiheit in Deutschland nicht respektiere", aber niemand darauf verweise, dass es keine politischen Banner in Fußballstadien geben sollte und "dass es falsch ist, die Unabhängigkeit Tibets zu fordern".

Initiative kritisiert Verhalten

Das wird in Deutschland ganz anders gesehen – vor allem bei der Tibet Initiative, die die Proteste am vergangenen Samstag in Main initiierte. Chinas Nachwuchs-Kicker hatten damals vorübergehend das Spielfeld verlassen und erst wieder betreten, nachdem die Zuschauer ihre Tibet-Fahnen eingerollt hatten.

Nadine Baumann, Sprecherin der Initiative, forderte in der Zeitung Welt sogar: "Die Bundesregierung muss dieses Ereignis zum Anlass nehmen, klar Position zu beziehen, und ihre China-Politik kritisch hinterfragen. Sie muss sich klar zu den Menschenrechten in Tibet bekennen."

 

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