Club-Bubi Kammerbauer wird immer frecher

1.8.2017, 05:57 Uhr
Patrick Kammerbauer ging resolut in die Zweikämpfe und überragte so fast problemlos die Gegenspieler des 1. FC Kaiserslautern.

© Sportfoto Zink / DaMa Patrick Kammerbauer ging resolut in die Zweikämpfe und überragte so fast problemlos die Gegenspieler des 1. FC Kaiserslautern.

Im Nachhinein muss Patrick Kammerbauer dankbar sein. Als ihn der DFB Anfang Mai eine Einladung zur U20-WM in Südkorea schickte, hätte er nur zu gerne seine Sachen gepackt und das Abenteuer gewagt. Doch Club-Trainer Michael Köllner legte ein Veto ein, überzeugte neben Kammerbauer auch Cedric Teuchert und Lukas Mühl davon, besser zu bleiben, um eine Vorbereitung mit den Profis durchzuziehen.

"Wenn Deutschland Weltmeister geworden wäre, hätte ich mich schon geärgert, nicht dabei gewesen zu sein", erzählt Kammerbauer. Ob sie es nicht wurden, weil das Nürnberger Trio fehlte oder Afrikameister Sambia in der Verlängerung des Achtelfinales beim 4:3-Erfolg einfach nur ein etwas glücklicherer Sieger war, ist auch dem Raitenbucher inzwischen völlig egal. Zum Zweitligastart am vergangenen Sonntag konnte er sich mit einer Startelfnominierung beim 1. FCN trösten.

Köllners Gleichung ging auf. Kammerbauer schmollte, wenn überhaupt, nur sehr kurz. Er betrieb stattdessen als emsiger Balleroberer und Ballverteiler im defensiven Mittelfeld Eigenwerbung und machte sich so für den Start unverzichtbar. "Kammer' hat die Mannschaft zusammengehalten, das ist sein Job bei uns lobte Köllner den Youngster, der das Spiel von Gegner Kaiserslautern aufmerksam gelesen, entschlüsselt und mit kompromisslosen Attacken lahmgelegt hatte.

Die Quittung kam in Form von Nickligkeiten. "Aber das ist das größte Kompliment, das dir der Gegner machen kann, wenn er dich ein paar Mal aus den Schuhen raushaut", kommentierte Köllner. Der Markierte konnte mit den Attacken einigermaßen leben. "Es ist nicht so schön, wenn man etwas abbekommt. Aber ich habe schon gemerkt, dass sie unzufrieden und genervt sind", meinte Kammerbauer, dem auch ein paar Sprüche um die Ohren flogen. Er hielt den Einschüchterungsversuchen aber mental Stand und ließ sich in seiner Spielfreude nicht bremsen. Hin und wieder nutzte er frech Freiräume und trieb den Ball vor sich her – was Köllner den einzigen Anlass gab, Kammerbauer zu kritisieren: "Wenn wir ihn zu sehr ins Spiel eingebunden haben, ist er ein bisschen in Schwierigkeiten gekommen. Die Spielfortsetzung ist am Ende nicht sein Job."

In der vergangenen Saison hatte Kammerbauer nach einem verpatzten Zweitligadebüt gegen Stuttgart später doch noch Miso Brecko als Rechtsverteidiger abgelöst. Nun scheint Köllner auf der Sechs die Paraderolle für den 20-Jährigen gefunden zu haben. Gegen Kaiserslautern zog er dessen leidenschaftliche Art des Verteidigens und einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Ondrej Petrak vor. Am Sonntag beim Aufsteiger Regensburg können, so Köllner, aber schon wieder andere Tugenden entscheidend sein. Kammerbauer wird den Wink vermutlich schon richtig verstehen, nicht locker lassen und Köllner dann auch für diese subtile Motivationsstütze womöglich irgendwann dankbar sein.

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