Club-Comeback: Niederlage trübt Erras' Freude kaum

17.5.2017, 10:58 Uhr
Club-Comeback: Niederlage trübt Erras' Freude kaum

© Sportfoto Zink

Zehn Minuten hat Patrick Erras am Sonntagnachmittag nur gebraucht, um die schöne Bilanz aus inzwischen fast zwei Jahren Profifußball kaputt zu machen. Noch nie hatte Erras bis zum Sonntag ein Zweitligaspiel verloren, dann kam er gegen Fortuna Düsseldorf spät auf den Platz und sah kurz darauf Abdelhamid Sabiri den Siegtreffer ins falsche Tor und für die Gäste erzielen.

Dass Erras kurz darauf trotzdem sehr breit lächelnd im Nürnberger Stadion stand und über das Schöne am Fußball sprach, liegt daran, dass ihm diese Bilanz vollkommen egal ist. Es ist ja eine Bilanz aus einem anderen Leben, aus einem vor der schlimmen Verletzung, die es Erras jetzt fast eineinhalb Jahre lang unmöglich gemacht hat, Fußball zu spielen.

Im Oktober 2015 beförderte der damalige Club-Trainer René Weiler einen aus dem Nachwuchsleistungszentrum zum Zweitliga-Spieler. Das kam einigermaßen überraschend, weil aus dem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) damals schon lange keiner mehr in der ersten Mannschaft des 1. FC Nürnberg aufgetaucht war. Nach seinem Debüt beim 1:1 gegen den FSV Frankfurt aber fragte man sich, warum dieser 1,95 Meter große Erras so lange unentdeckt hatte bleiben können. Erras war souverän gegen den FSV und daran änderte sich auch in den Spielen danach nichts. Im Gegenteil: An Erras, so schien es, wuchs der gesamte Club. Zehnter war Nürnberg, als Erras seine Premiere feierte, als er sich nach dem 26. Spieltag und einem 4:0 bei Arminia Bielefeld im Training schwer das Knie verletzte, sah der Club auf Platz drei aus wie ein kommender Aufsteiger.

"Ein bisschen was hat gefehlt"

Er wurde es dann nicht, in der Relegation scheiterte Nürnberg an Eintracht Frankfurt, auch, weil "ein bisschen was gefehlt hat" - das sagt zumindest Patrick Erras heute. Dass vor allem er gefehlt hat, sagen andere. Es sind nicht wenige, die glauben, dass Nürnberg längst wieder ein Bundesligist wäre, wenn Erras sich damals im Training nicht das Kreuzband gerissen und auch den Rest des Knies zerstört hätte.

Ob es der Club mit Erras geschafft hätte? Man weiß es nicht, genau so wenig, wie man weiß, ob Erras heute überhaupt noch am Valznerweiher arbeiten würde, hätte es die Verletzung nicht gegeben. Zwar hatte der 22-Jährige seinen Vertrag kurz vor Weihnachten 2015 bis 2018 verlängert, aber das hat nicht viel zu bedeuten, wenn ein talentierter Mittelfeldspieler bei einem armen Verein spielt.

Jetzt müssen sie sich wieder Gedanken um Verträge machen. Arm ist der Club ja dummerweise noch immer, aber auf Transfererlöse nicht mehr zwingend angewiesen, sagt Sportvorstand Andreas Bornemann. Geld würde man - Stand jetzt - nur noch in diesem Sommer für Erras bekommen.

Grunsätzliche Vorstellungskraft

Er ist einer von gar nicht so wenigen Spielern im Verein (unter anderem gehören zu dieser Gruppe auch Eduard Löwen, Kevin Möhwald, Cedric Teuchert und Tim Leibold) deren Verträge in einem Jahr enden. "Aktuell führe ich keine Gespräche mit dem Verein", sagt Erras, fragt man ihn nach einer Vertragsverlängerung, "ich denke, die wollten sehen, wie ich nach der Verletzung zurückkomme."

Das wollten die, also die Verantwortlichen beim Club, sicherlich, dass es noch keine Gespräche gegeben hat, stimmt aber so nicht, sagt Bornemann. Mit dem Berater von Erras hat er längst Kontakt aufgenommen, genau wie bei den anderen. Eine Tendenz lässt sich noch bei keiner der Personalien feststellen, aber grundsätzlich, sagt Bornemann, können sich alle vorstellen, beim FCN zu bleiben.

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