Club: Die Lehren aus 90 turbulenten Heidenheim-Minuten

8.4.2018, 13:11 Uhr
Nach dem knappen Heimsieg über Heidenheim jubelten die Club-Spieler mit ihrem Anhang.

© Sportfoto Zink / DaMa Nach dem knappen Heimsieg über Heidenheim jubelten die Club-Spieler mit ihrem Anhang.

Bis zum erlösenden Schlusspfiff mussten die Anhänger des FCN um den Dreier gegen Heidenheim bangen. Ein zwischenzeitlich komfortabler Zwei-Tore-Vorsprung schmolz durch den Anschlusstreffer von Nikola Dovedan wieder, bei dem Gegentor machte auch Keeper Fabian Bredlow keine gute Figur. Doch als es darauf ankam, bügelte der Schlussmann seinen Fehler wieder aus - und wie: In der 90. Minute zirkelte FCH-Linksverteidiger Arne Feick einen Freistoß gefühlvoll in Richtung Tordreieck. Ein mögliches Traumtor zum 3:3 blieb aber aus - dank Bredlow, der seine ganzen 1,91 Meter ausnutzte, um das Leder gerade noch aus dem Winkel zu fischen.

Ein Fehler und dann die Rettungstat - diese zwei Gesichter Bredlows lassen sich durchaus auch auf die gesamte Nürnberger Mannschaft übertragen. Der Club, zunächst durch einen samstäglichen Sonntagsschuss von John Verhoek kalt erwischt, spielte sich angestachelt vom 0:1 in einen kleinen Rausch. Nur zehn Minuten nach dem Rückstand stand es plötzlich 3:1 für den FCN - und das auch, weil der Mut von Trainer Michel Köllner, dem lange schmerzlich vermissten Top-Torjäger Mikael Ishak direkt ein Mandat für die Startelf zu geben, belohnt wurde.

Der Schwede warf sich in jeden Zweikampf und ackerte unermüdlich, als wollte er direkt alles nachholen, was er in seiner durch einen Innenbandriss im Knie aufgebrummten Zwangpause verpasst hatte. Ein eigener Treffer wollte dem mannschaftsdienlichen Stürmer trotz guter Einschussmöglichkeiten zwar nicht gelingen, die Wenigsten werden ihm aber dafür einen Vorwurf machen. Schließlich kämpfte der seit einer Woche 25 Jahre alte Angreifer für zwei - und unterstrich nicht nur durch seine zwei Torbesteiligungen seinen enormen Wert für dieses Team. Auch eine für einen Angreifer durchaus gute Passquote von 78 Prozent kann sich sehen lassen. "Ich glaube, heute konnte man sehen, dass ich sieben Wochen keine Abschlüsse geübt habe", merkte er nach der Begegnung gegenüber Sky mit einem Lächeln an.

Mehr Räume

Es wird für immer ein Rätsel bleiben, ob mit Ishak mehr als ein Sieg aus den sechs Spielen ohne ihn herausgesprungen wäre. Diese mögliche Behauptung wird auch der restlichen Mannschaft nicht gerecht, Fußball ist immer noch ein Mannschaftssport. Und doch dient auch die zweite Hälfte gegen Heidenheim, die der zur Halbzeit geschonte Stürmer von draußen verfolgte, als Beweis, dass Ishak mit seiner Art des Fußballspielens die gesamte Offensive des FCN belebt. Der Stürmer schafft durch seinen Einsatz Räume und zieht Abwehrspieler auf sich, wodurch seine Mitspieler mehr Platz bekommen und sich selbst besser entfalten können. Auch wenn andere Spieler wie Tobias Werner oder Federico Palacios zweifelsohne ihre Qualitäten einbringen - eine zwigende Durchschlagskraft ist eng mit dem Namen Ishak verbunden.

Auch so ist es zu erklären, dass der Club nach der Pause trotz der ein oder anderen Möglichkeit - und einem verweigerten Handelfmeter - nicht das vorrentscheidende vierte Tor erzielte. Es blieb eng - was auch ein Blick auf die Statstik verdeutlicht: Sowohl beim Ballbesitz (56 zu 44 Prozent), der Passquote (75 zu 70 Prozent), der Zweikampfquote (54 zu 46 Prozent) und den Torschüssen (20:16) lag der FCN vorne - jedoch in allen Bereichen nur knapp. Auch auf der Anzeigetafel stand am Ende ein kleiner Vorsprung für Nürnberg - was sicherlich der wichtigste Wert ist. Nach fünf Spielen ohne Sieg kann die Köllner-Elf endlich mal wieder durchatmen - auch Dank Ishak und Bredlow.

Und auch ein Blick auf die Club-Historie macht Mut: Bei den Aufstiegen 2004 (sieben Spiele in Folge sieglos), 2001 und 2009 (jeweils sechs) und 1998 (zweimal je fünf Partien ohne Dreier) hatte der FCN ebenfalls längere Durststrecken zu überwinden.

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