Club-Experiment: Kammerbauer wandelt auf Kimmichs Spuren

14.7.2017, 05:46 Uhr
Club-Experiment: Kammerbauer wandelt auf Kimmichs Spuren

© Sportfoto Zink

Die gebetsmühlenartig gestellte Frage, ob und wann denn nun endlich der neue Innenverteidiger komme, begleitet Andreas Bornemann seit seiner Ankunft in Südtirol. "Schwer zu sagen", sagt der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg dann immer wieder und zuckt mit den Schultern - dass der ersehnte siebte Neuzugang noch während des Aufenthalts in Natz zur Mannschaft stößt, darf mittlerweile aber eher bezweifelt werden.

Michael Köllner verfolgt das Transferdauerthema relativ gelassen. Bornemann sei bei seiner Suche nach der Idealbesetzung für die nach den Abgängen von Dave Bulthuis und Even Hovland vakante Planstelle ja "fleißig am basteln", betont der Trainer, "ich werde da jetzt nicht unruhig, weil es fünf Stunden länger dauert." Lieber widmet Köllner seine ganze Aufmerksamkeit ganz pragmatisch jenen Spielern, die ihm aktuell zur Verfügung stehen "und die sich hier ja alle richtig reinhauen". Und gerade was das Abwehrzentrum betrifft, glaubt der 47-Jährige durchaus einige interessante Optionen in petto zu haben.

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Weil der verletzte Lukas Mühl (Teilriss des Syndesmosebands) gar nicht erst mit ins Trainingslager gereist ist und auch Georg Margreitter wegen Rückenproblemen aussetzen musste, bildeten im Testspiel gegen den VfR Garching (5:2) zunächst wieder Patrick Kammerbauer und Ondrej Petrak das Duo in der Innenverteidigung. Später übernahmen dann Köllners Allzweckwaffe Eduard Löwen sowie Routinier Enis Alushi. Der in der Rückrunde der vergangenen Saison an Maccabi Haifa ausgeliehene Mittelfeldspieler war erstmals seit dem 16. September 2016 wieder für den Club im Einsatz, dürfte in den Planungen aber dennoch keine große Rolle mehr spielen.

Vor allem das nun schon länger andauernde Experiment mit Kammerbauer mag auf den ersten Blick überraschen. Mit nur 1,74 Metern ist der zuvor auf der rechten Abwehrseite oder im defensiven Mittelfeld eingesetzte Jungprofi nicht gerade der Prototyp eines Innenverteidigers, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt. "Die Körpergröße ist für mich kein Kriterium", sagt Köllner dazu lapidar und verweist auf ein prominentes Beispiel: Der nur zwei Zentimeter größere Joshua Kimmich habe beim FC Bayern unter Pep Guardiola ebenfalls in der Innenverteidigung gespielt, und das durchaus erfolgreich.

Hinrumpeln war gestern

An Kammerbauer mag Köllner zum Beispiel die unbekümmerte Art sowie die Entschlossenheit, mit der der 20-Jährige die Zweikämpfe sucht und auch findet. "Früher hat ihm noch etwas das strategische Denken gefehlt, da ist er überall hingerumpelt, wo irgendwas los war", sagt der Coach. Auch technisch sei Kammerbauer gereift, zudem wirkt das früher etwas schmächtige Eigengewächs nun wesentlich athletischer. Nicht zuletzt verfügt Kammerbauer über eine solide Spieleröffnung, was für Köllners Idee eines strukturierten Kombinationsfußballs nicht gerade unerheblich ist. "Patrick macht es momentan einfach richtig gut", lobt Köllner. In den Testspielen gegen offensiv eher harmlose Gegner war der junge Raitenbucher in seiner neuen Rolle bislang freilich kaum ernsthaft gefordert. Ob er auch im Liga-Alltag eine taugliche Alternative im Abwehrzentrum sein könnte, bedürfte erst noch eines Nachweises.

Kollege Petrak hingegen wäre schon allein aufgrund seiner physischen Anlagen prädestiniert für den Job. Allerdings fügte sich der schlaksige Tscheche bislang eher widerwillig in sein sportliches "Schicksal". Seit er bei der U21-EM vor zwei Jahren als umsichtiger "Sechser" brillierte, ist Petrak fest davon überzeugt, dass seine Qualitäten im defensiven Mittelfeld am besten zum tragen kommen.

Auf der Suche nach "Top-Qualität" 

Köllner ist diese Anspruchshaltung des 25-Jährigen jedoch reichlich egal. "Jeder Spieler hat sein Naturell und seine Eigenheiten, aber es ist ja auch meine Aufgabe, ihn auf diesem Weg mitzunehmen. Er muss natürlich ein Stück weit auch dafür bereit sein", sagt der Oberpfälzer, dem taktische Flexibilität extrem wichtig ist. Bislang mache Petrak jedenfalls "einen guten Eindruck". Bornemanns Suche nach einem weiteren Innenverteidiger "mit Top-Qualität" (Köllner) wird das aber sicher nicht beeinflussen.

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