Club-Finanzen: Meeske wundert sich über Sorglosigkeit

10.10.2015, 06:01 Uhr
"Überbringer der Botschaft": Der neue Finanzvorstand Michael Meeske wird den Club-Mitgliedern am Sonntag nicht viel Gutes zu berichten haben.

© Sportfoto Zink "Überbringer der Botschaft": Der neue Finanzvorstand Michael Meeske wird den Club-Mitgliedern am Sonntag nicht viel Gutes zu berichten haben.

Am 1. September hat der 43-Jährige sein Amt beim Fußball-Zweitligisten offiziell angetreten, für die vorzutragende Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres tragen sein Anfang Februar geschasster Vorgänger Ralf Woy und dessen kommissarischer Vertreter Mario Hamm die Verantwortung. Weil es aber nun mal Aufgabe des amtierenden Vorstands ist, Bericht zu erstatten, muss Meeske in der Frankenhalle ans Mikrofon: "Ich bin eben der Überbringer der Botschaft." Und die, soviel ist gewiss, wird keine frohe sein.

Die zuletzt kolportierte Summe von zwei bis drei Millionen Euro "Miesen" wurde vorab zwar weder bestätigt noch dementiert. Meeske räumte aber ein, dass sich der Verein "sicherlich in keiner einfachen Lage" befinde. Sorgen um eine künftige Lizenzerteilung macht sich der neue starke Mann beim Club zwar nicht, es sei aber ein "Ungleichgewicht" entstanden, das kurzfristig behoben werden müsse. Und im Hinblick auf die kommende Saison sei es "ehrlich gesagt" schon notwendig, "mit Augenmaß und vorausblickend zu agieren", wie es der eloquente Oldenburger formuliert.

Und deshalb wird Meeske bei der Versammlung auch einen Antrag stellen, der wohl emotional diskutiert werden dürfte, für die Zukunft des Vereins aber von entscheidender Bedeutung sein kann. Die Basis soll abnicken, dass die bereits vor über zwei Jahrzehnten festgelegte Grundschuld des Sportparks Valznerweiher erhöht und das Vereinsgelände damit Banken in noch größerem Umfang als Sicherheit offeriert werden kann, um günstigere Kredite zu ergattern. Eine "Umschuldung hochverzinster kurzfristiger Finanzierungen in ein langfristig niedrigverzinstes Darlehen" könnte dem Club "eine deutliche finanzielle Entlastung" ermöglichen, betont Meeske. Fünf bis 15 Millionen Euro könnten so generiert werden.

Dieses Geld soll ausschließlich für "strategische Investitionen" eingesetzt werden – etwa den seit langem geplanten Bau eines Mini-Stadions, die Renovierung der Halle, Parkplatzsanierung und andere infrastrukturelle Maßnahmen. Zugleich würde es dem klammen Club auch "im operativen Geschäft mehr Handlungsspielraum" lassen, wie Meeske einräumt. "Ein Stück weit überrascht" zeigte sich der frühere Geschäftsführer des FC St. Pauli, dass man im Neuen Zabo nicht schon früher über diese reizvolle Option, die ja "auch nicht völlig innovativ" sei, nachgedacht hat.

Darüber beschließen muss letztlich allerdings die Delegiertenversammlung des 1. FCN Dachvereins, der am Valznerweiher ein noch bis 2021 geltendes Nießbrauchsrecht besitzt, also ein absolutes Nutzungsrecht. Eine Dreiviertelmehrheit wäre nötig, die diversen Abteilungen haben bereits signalisiert, sich wohl nicht dagegen zu sperren. "Es ist schon ein ausgeprägtes Grundverständnis da, dass der ganze Spaß hier für alle Beteiligten nur funktionieren kann, wenn es dem Fußball gut geht", sagt Meeske.

Und die Zeit drängt, drückt den Verein ja vor allem die im April 2016 fällige Rückzahlung der Fan-Anleihe für das schmucke Funktionsgebäude in Höhe von sechs Millionen Euro samt stattlicher sechs Prozent Zinsen. Offenbar hatte sich in den vergangenen Jahren niemand wirklich konkret Gedanken gemacht, wie dieser vorhersehbare finanzielle Kraftakt denn zu stemmen sein könnte – was nicht nur jüngst den DFB etwas irritierte und prompt Auflagen und Bedingungen bei der Lizenzierung nach sich zog.

Rückzahlung der Anleihe sei "unterschätzt worden"

Auch Meeske kann sich bei allem erkennbaren Bemühen um Loyalität gegenüber seinem Vorgänger über solche Sorglosigkeit nur wundern. Offenbar sei "unterschätzt worden", dass bereits ein Jahr vor Ablauf der Anleihe alles geregelt sein muss.

Bei St. Pauli etwa habe man sich für den Stadionumbau ebenfalls dieses Finanzierungsmodells bedient, allerdings rechtzeitig Rücklagen gebildet. Inzwischen gebe es in Nürnberg zwar einen Deal mit einem "alternativen Finanzierungspartner", der aber eben nicht gerade günstig ist – und problemlos umwandelbar, sollte es wie erhofft mit einer langfristigen Finanzierung klappen. Bis zu einer Million könnte der Verein laut Meeske so jährlich einsparen.

Gespannt sein darf man, ob die Versammlung angesichts solcher Enthüllungen den Ex-Vorständen Ralf Woy und Martin Bader die Entlastung erteilen wird. Zwar handelt es sich bei dieser satzungsmäßigen Abstimmung um einen eher symbolischen Akt, der nicht zwingend auch juristische Folgen nach sich ziehen muss. Eine schallende Ohrfeige wäre ein Veto der Mitglieder aber auf jeden Fall.

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