Club-Geflüster: St. Cedric und die Schlange

19.4.2017, 10:15 Uhr
Siegtorschütze und Schlangenhasser: Cedric Teuchert und Constant Djakpa waren zwei wesentliche Faktoren für den vorösterlichen Club-Erfolg gegen Aue.

© Sportfoto Zink / WoZi Siegtorschütze und Schlangenhasser: Cedric Teuchert und Constant Djakpa waren zwei wesentliche Faktoren für den vorösterlichen Club-Erfolg gegen Aue.

Wer wird vermisst? Wenigstens nur in Würzburg: Patrick Kammerbauer. Für seine Notbremse gegen den enteilten Bundestorwarttrainersohnemann Pascal Köpke wurde der Rotsünder vom DFB-Sportgericht lediglich für ein Spiel gesperrt. Verantwortlich für das milde Mindeststrafmaß dürfte das direkt aus dem fälligen Freistoß resultierende 1:1 durch Aues Mario Kvesic gewesen sein. Gut also, dass Raphael Schäfer da nicht mehr ganz hingekommen ist.

Mitarbeiter der Woche: Neben Matchwinner Cedric Teuchert vor allem Linksverteidiger Constant Djakpa. Der winterliche Last-Minute-Zugang erhielt beim 2:1-Sieg gegen Aue für mitunter erstaunlich elegant gewonnene Zweikämpfe spontanen Szenenapplaus von den Rängen, kurbelte unermüdlich das Offensivspiel an und ließ so erahnen, welchen Wert er für den Club noch haben kann.

Eine Verlängerung des vorerst nur bis Saisonende datierten Vertrags scheint jedenfalls nicht ausgeschlossen, zumal der Ivorer am Valznerweiher auch als stets fideler Gute-Laune-Onkel gilt. Nur bei Tieren versteht Djakpa keinen Spaß: Um am Trainingsplatz lauernde Hunde macht der 30-Jährige stets einen großen Bogen, und als jüngst beim Ausradeln im Reichswald eine Schlange den Weg der Club-Profis kreuzte, soll Djakpa in eine Art Schockstarre verfallen sein - bis sich der furchtlose Kollege Bulthuis des Problems annahm und das renitente Reptil rustikal in die Pampa grätschte.

Nervensäge der Woche: Das vermaledeite Verletzungspech. Wie es scheint, erwischt es jetzt prophylaktisch sogar schon Spieler, die noch gar nicht beim Club angekommen sind. Rückkehrer in spe Enrico Valentini zog sich bei der Karlsruher Heimpleite gegen Heidenheim eine Adduktorenzerrung zu. Fabian Bredlow, bis Saisonende noch Torhüter in Halle, muss derzeit wegen eines Muskelfaserrisses pausieren. Der dritte designierte Neuzugang, Alexander Fuchs vom TSV 1860 München II, sollte sich bis zum Sommer wohl besser mal in Watte packen.

Wenn das letzte Spiel ein Kinofilm gewesen wäre, hieße es: "Die Auferstehung" (die österliche Frohbotschaft frei nach dem Köllner-Evangelium feat. St. Cedric)

Spruch der Woche "Wir waren mit einem Mann weniger fast besser. Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, Jeder hat mit Leidenschaft gefightet und ist Wege gegangen, die er normal nicht geht." (Tobias Kempes Lobeshymne wirft zwangsläufig die Frage auf, ob der Club künftig vielleicht nicht generell in Unterzahl antreten sollte, wenn das Laufen dann so viel leichter fällt ...)

Ignoranz geht vor!

Lügt die Tabelle? Wenn es nach Michael Köllner geht, wohl schon ein bisschen. Immerhin soll der Club, so des Trainers Order, am nächsten Sonntag in Würzburg zeigen, wer die Nummer eins in Franken ist. Dass da momentan noch ein gewisser anderer Verein fränkischer Provenienz in der Tabelle um zwei Plätze und Punkte besser als Nürnberg postiert ist, ignorierte Köllner geflissentlich.

Was soll besser werden? Die fußballerische Qualität der Darbietungen. Das sieht auch Michael Köllner so. Weil gegen Aue aber zunächst einmal drei Punkte Priorität hatten, stellte der innovationsfreudige Taktikfuchs der Mannschaft zuliebe auf die eher konventionelle 4-2-3-1-Anordnung um. "Nicht gerade mein Lieblingssystem", gestand Köllner, manchmal aber müsse man persönliche Eitelkeiten eben hintenanstellen. So viel Einsicht hätte man seinerzeit auch einem gewissen Gertjan Verbeek gewünscht – wer weiß, ob der Club dann am Sonntag wirklich in Würzburg spielen müsste.

Maxt keine Faxen!

Und sonst so? Die mit viel PR-Power gestartete Crowdfunding-Aktion für ein Max-Morlock-Stadion verläuft eher schleppend, kurz vor Ostern fehlten immer noch rund 680.000 Euro, um den von der Consorsbank geforderten Basisbeitrag der Fans zu erfüllen. Offenbar ist die kollektive Sehnsucht nach einer Umbenennung zu Ehren der wohl größten Club-Ikone doch nicht so tief wie gern propagiert. Und dem Max, zu Lebzeiten für sein bodenständig-bescheidenes Wesen bekannt, wär das ganze Getue um seine Person vermutlich nur: ziemlich peinlich.

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